Darum gehts
- Leo McCrea ist Schwimm-Paralympics-Sieger von Paris, jetzt kommt die WM
- Er trainiert in England, startet für die Schweiz und ist Fan von Crystal Palace
- Fünf- bis neunmal pro Woche im Wasser plus vier bis fünf Einheiten im Fitnessstudio
Er war ganz oben, doch dann wollte Leo McCrea (21) eine ganze Zeit lang kein Wasser mehr sehen. Der Para-Schwimmer mit der Mutter aus Lausanne und dem Vater aus dem britischen Poole am Ärmelkanal krönte an den Paralympics 2024 in Paris seine junge Karriere mit Gold. Danach musste er Abstand gewinnen.
Paralympischer Champion an diesen rauschhaften Spielen in Frankreich – McCrea gibt zu, dass er sich wieder ganz bewusst aus dieser Traumwelt verabschieden musste. «Ich musste wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen», schildert der britisch-schweizerische Doppelbürger. «Ein solcher Erfolg war für mich und meine Familie eine grosse Sache. Ich musste alles zuerst verkraften.» Es ist das berühmte Loch nach Olympia, in das viele Sportlerinnen und Sportler fallen. Im Para- und Regelsport gleichwohl.
Die Leute reden mit McCrea manchmal wie mit einem Kind
Am 1. September 2024 erlebte der kleinwüchsige Schwimmer in Paris den grössten Tag seines Lebens. Sensations-Gold über 100 Meter Brust. Ins Training stieg er erst wieder im Februar ein. Frisch erholt und mit neuem Ziel. «Die Auszeit hat mir enorm geholfen, mich wieder auf die nächsten Schritte zu konzentrieren», sagt er. Und das sind nun die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Singapur (21. bis 27. September). Blick trifft den Paris-Medaillengewinner, seine Eltern und seine Grossmutter aus dem Waadtland kurz vor seinem Abflug nach Asien im gemütlichen Freizeitbad in Opfikon ZH, wo er beim Fotoshooting für den einen oder anderen verwunderten Blick von Hallenbadgästen sorgt.
Das ist sich McCrea gewohnt. Es komme im Alltag auch vor, dass Leute ihn wie ein Kind ansprechen. «Ich kenne einige Leute mit meiner Grösse, sie alle machen dieselben Erfahrungen», schildert er, «ich kann nichts daran ändern und versuche es einfach zu ignorieren.»
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Die WM hat im Para-Schwimmen wie auch in vielen kleinen herkömmlichen Sportarten nicht dieselbe Bedeutung wie die Paralympics. «Mein nächstes Ziel sind die Spiele in Los Angeles 2028. Aber wir fanden, die WM ist ein guter Zwischenschritt.» Weltmeister war er noch nie, bisher reichte es zweimal zu Silber.
Er rechnet damit, in Singapur in etwa auf dieselben Gegner wie in Paris zu treffen. Doch so genau weiss das niemand. Im Para-Sport tauchen teilweise starke Konkurrenten aus dem Nichts auf. Es sei wegen der bescheidenen TV-Abdeckung von Events schwierig, ausserhalb der Grossevents die Gegner im Auge zu behalten, schildert McCrea. Deshalb sagt er: «Ich konzentriere mich auf meine Leistung.»
Die Familie bezahlt die Kosten für die Karriere zum grossen Teil selber
Dafür schuftet er heftig. Je nachdem, welcher Wettkampf ansteht, können es fünf bis neun Trainingseinheiten pro Woche im Wasser sein. Plus vier bis fünf Einheiten im Gym. Und im Para-Sport ist kein Profi-Leben möglich, die Familie muss vieles selber bezahlen. Selbst für Weltrekorde gibts keine nennenswerten Prämien. Leo McCrea bewältigt den gesamten Aufwand neben seinem Sportmanagement-Studium.
Ist es nicht kompliziert, in England zu leben und für die Schweiz zu starten? McCrea winkt ab. Für die Zusammenzüge in die Heimat seiner Mutter zu kommen, sei kein Problem. Und sonst trainierten ja sowieso alle Para-Schwimmer im eigenen Umfeld individuell. Wie Schwimm-Star Noè Ponti oft im heimischen Tessin trainiert, so trainiert McCrea in Poole. «Genau, mein Tessin ist England», bestätigt das Para-Ass lachend.
Natürlich geht kein Treffen mit der Familie McCrea vorbei, ohne über Fussball zu sprechen. Vater und Sohn sind glühende Fans von Crystal Palace. Wann immer möglich, «wenn ich keine Schwimmwettkämpfe im Ausland habe», fährt das Duo nach London in den Selhurst Park. «Schwimmen und Fussball sind meine zwei Leidenschaften», sagt McCrea. Jetzt ist aber in Singapur zuerst einmal das Schwimmen angesagt.