Darum gehts
- Para-Snowboarder und Europacup-Athleten trainieren gemeinsam in St. Moritz
- Aron Fahrni und Fabrice von Grünigen inspirieren als Vorbilder für Inklusion
- 47-jähriger Para-Nationaltrainer Silvan Hofer initiierte das gemischte Training
Es scheint ein stinknormales Boardercross-Training zu sein, das an diesem prächtigen Dezember-Mittwoch in St. Moritz GR über die Bühne geht. Dabei ist es eine revolutionäre Sache. Hier trainieren Para-Snowboarder und Regulärsportler aus dem Europacup-Kader von Swiss Ski Seite an Seite – Tor für Tor. Sprung für Sprung.
Die einen träumen vom Weltcup und den Olympischen Spielen, die anderen von den Paralympics. Warum nicht gemeinsam darauf hinarbeiten? Es war Para-Nationaltrainer Silvan Hofer (47), der die Idee vom inklusiven Training hatte und es umsetzte. Das Ziel: Para-Snowboard-Weltmeister Aron Fahrni (27), Kollege Fabrice von Grünigen (24) sowie der momentan verletzten Romy Tschopp (29) schnelle Trainingsgegner zu besorgen.
Blick begleitet ein Training in St. Moritz. Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen und makelloser Schnee. Das gemeinsame Training bietet die Möglichkeit, Technik, Geschwindigkeit und Renngefühl zu verbessern.
Miteinander, nicht nebeneinander
Fahrni und von Grünigen sind nicht nur Athleten, sondern auch Vorbilder – nicht nur für Para-Snowboarder. «Es ist einfach ein Berg voller Freunde hier oben», sagt Fahrni. «Auf dem Kurs gibt es keinen Unterschied zwischen Para und Nicht-Beeinträchtigten. Da sind wir nur noch Snowboarder.»
Die Philosophie dahinter ist klar: Zusammenarbeiten, voneinander lernen und sich gegenseitig pushen. «Natürlich profitieren wir extrem davon, dass wir Teampartner haben, gegen die wir fahren können, die gleich gut oder sogar besser sind», erklärt von Grünigen. «Technisch kann man immer besser werden, und wir können von den anderen Athleten einiges abschauen.»
Para-Nationaltrainer Hofer legt grossen Wert darauf, dass alle Athleten auf Augenhöhe zusammenarbeiten. «Für mich ist das eine Herzensangelegenheit», sagt Hofer. «Wenn wir dort nicht miteinander lernen und zusammenarbeiten, geht es nicht. Wir teilen Schneetage, Unterkünfte, Videos, Tipps, das verbindet und steigert die Leistung aller.»
Schneller werden dank der «Normalos» – so nennen von Grünigen und Fahrni ihre Europacup-Trainingskollegen.
Voneinander lernen – auch mental
Für diese ist die Begegnung mit Para-Sportlern inspirierend. «Sie kommen mit einer ganz anderen Tageseinstellung und Mentalität», sagt Hofer. «Das setzt ein positives Beispiel, motiviert unsere Athleten, mehr Einsatz zu zeigen, und zeigt, was möglich ist, auch wenn man körperliche Einschränkungen hat.»
Aron Fahrni (27) aus Oberthal im Berner Mittelland gehört zu den Top-Athleten im Para-Snowboard. 2005 verunglückte er beim Skilift; sein linker Arm wurde schwer verletzt, heute ist er funktional, aber eingeschränkt. Sport begleitete ihn schon immer, zum Para-Snowboard kam er eher zufällig 2021 über ein Trainingslager mit Nationalcoach Silvan Hofer. Seitdem gehört er zum Swiss Para Snowboard Team, holte 2023 WM-Gold im Banked Slalom und glänzt regelmässig im Weltcup. Neben dem Sport hat er einen Bachelor in Sportwissenschaft und engagiert sich als Botschafter von PluSport für Nachwuchsathleten.
Aron Fahrni (27) aus Oberthal im Berner Mittelland gehört zu den Top-Athleten im Para-Snowboard. 2005 verunglückte er beim Skilift; sein linker Arm wurde schwer verletzt, heute ist er funktional, aber eingeschränkt. Sport begleitete ihn schon immer, zum Para-Snowboard kam er eher zufällig 2021 über ein Trainingslager mit Nationalcoach Silvan Hofer. Seitdem gehört er zum Swiss Para Snowboard Team, holte 2023 WM-Gold im Banked Slalom und glänzt regelmässig im Weltcup. Neben dem Sport hat er einen Bachelor in Sportwissenschaft und engagiert sich als Botschafter von PluSport für Nachwuchsathleten.
Das Training wirkt wie eine harmonische Mischung aus Ernst und Spass. Die Athleten fahren in kleinen Gruppen den Track hinunter, lachen, korrigieren sich gegenseitig und probieren neue Linien aus. Die Sonne spiegelt sich im perfekt präparierten Schnee.
Fabrice von Grünigen (24) aus dem Saanenland ist ein vielseitiger Wintersportler, der nach einem schweren Bergunfall mit 18 Jahren ins Para-Snowboard fand. Bei dem Sturz wurden seine beiden Unterschenkel schwer verletzt, der rechte Vorfuss amputiert, der linke aufwendig rekonstruiert. Ein Jahr später stand er wieder auf dem Brett und wurde vom Nationalcoach Silvan Hofer entdeckt. Heute gehört er zum Schweizer Para-Snowboardteam, gewann 2023/24 den Europacup-Gesamtsieg und wurde 2025 erstmals für die Weltmeisterschaften selektioniert. Neben dem Sport ist Fabrice Metallbauer von Beruf, ausgebildeter Outdoor-Guide und liebt auch Downhill-Bike, Golf oder Tennis als Ausgleich.
Fabrice von Grünigen (24) aus dem Saanenland ist ein vielseitiger Wintersportler, der nach einem schweren Bergunfall mit 18 Jahren ins Para-Snowboard fand. Bei dem Sturz wurden seine beiden Unterschenkel schwer verletzt, der rechte Vorfuss amputiert, der linke aufwendig rekonstruiert. Ein Jahr später stand er wieder auf dem Brett und wurde vom Nationalcoach Silvan Hofer entdeckt. Heute gehört er zum Schweizer Para-Snowboardteam, gewann 2023/24 den Europacup-Gesamtsieg und wurde 2025 erstmals für die Weltmeisterschaften selektioniert. Neben dem Sport ist Fabrice Metallbauer von Beruf, ausgebildeter Outdoor-Guide und liebt auch Downhill-Bike, Golf oder Tennis als Ausgleich.
Die Inklusion ist in der familiären Cross-Szene längst im Alltag angekommen. Im November in Saas-Fee waren auch die Weltcup-Skicrosser wie Alex Fiva mit von der Partie.
Eine Familie auf der Piste
Christian Thoma, Snowboard-Cheftrainer bei Swiss Ski, sagt in St. Moritz: «Wenn man als Aussenstehender die Gruppe sieht, merkt man sofort, dass es wirklich eine Familie ist. Wir arbeiten zusammen, teilen Erfahrungen, helfen uns gegenseitig und genau das ist der Schlüssel zum Erfolg.»
Am Ende des Tages sind alle müde, aber zufrieden. Das gemeinsame Training hat gezeigt, wie viel Entwicklung, Austausch und Teamgefühl in diesem Projekt steckt. Danach ging das gesamte Para-Team – inklusive der eingemieteten Athleten aus Holland – zusammen essen.