Olympia findet ohne Zuschauer statt
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Covid-Schock in Tokio:Olympia findet ohne Zuschauer statt

Wegen Corona-Notstand in Japan
Olympia in Tokio findet ohne Fans statt!

Die Olympischen Spiele in Tokio werden aufgrund der Covid-Situation in Japan ohne Zuschauer stattfinden. Dies melden verschiedene Medien übereinstimmend.
Publiziert: 08.07.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2021 um 18:31 Uhr
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Leeres Tribünen im Olympiastadion: Nicht nur vor, sondern auch während den Spielen.
Foto: AFP

Die historische Entscheidung fällt innerhalb weniger Stunden, ihre Auswirkung wird weltweit unübersehbar sein: Erstmals in der Olympia-Geschichte werden in Tokio alle Zuschauer aus den Stadien ausgeschlossen!

Der kurz zuvor von der japanischen Regierung verhängte Corona-Notstand lässt keine andere Wahl als Geisterspiele. Das gigantische Sport-Highlight, das am 23. Juli beginnen soll, wird zu einem TV-Event – die Athletinnen und Athleten müssen sich auf freudlose Wettkämpfe ohne Stimmung von den Tribünen einstellen.

«Herzzerreissender Kummer»

«Wir haben eine Einigung erzielt, keine Zuschauer zu den Sportstätten in Tokio zuzulassen», sagt Olympiaministerin Tamayo Marukawa nach den Gesprächen zwischen Japans Regierung, dem Olympia-OK, der Stadtverwaltung von Tokio und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) am Donnerstagabend (Ortszeit). «Ich empfinde herzzerreissenden Kummer über diese Entscheidung», erklärt Tokios Gouverneurin Yuriko Koike.

IOC-Präsident Thomas Bach, der am Mittag auf dem internationalen Flughafen Haneda landete, hat zuvor angekündigt, «alle Massnahmen zu unterstützen, die erforderlich sind, um sichere Olympische und Paralympische Spiele für die Japaner und alle Teilnehmer zu gewährleisten». Organisationschefin Seiko Hashimoto spricht von einer «sehr schwierigen Entscheidung», die letztlich ohne Alternative war.

«Besser ohne Fans, als hohes Infektionsrisiko»

Für den Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds, Alfons Hörmann, ist der Beschluss zwar «schmerzvoll», doch «so gerne wir alle Zuschauer in den Stadien hätten, muss die Sicherheit für die Athleten und die Bürger in Japan an erster Stelle stehen», sagt er in einer ersten Reaktion: «Besser Olympische Spiele ohne Zuschauer als die aktuellen Szenarien mit voll besetzten Stadien und hohem Infektionsrisiko.»

In Tokio und den umliegenden Präfekturen steigen die Infektionen, der nächste Notstand – von Montag bis zum 22. August – war unvermeidlich. «Angesichts der Auswirkungen der neuen Varianten müssen wir die Massnahmen verstärken, um Infektionen nicht erneut in Japan zu verbreiten», sagt Premierminister Yoshihide Suga, der wegen seines Pandemie-Managements in der Kritik steht.

Tatsächlich zeigt die Kurve in die falsche Richtung: Am Donnerstag werden in der Hauptstadt 896 neue Fälle registriert, ein Drittel mehr als eine Woche zuvor. In Tokio finden die meisten Wettbewerbe statt, wenige sind auf den Rest des Landes verteilt. Ob wenigstens dort Zuschauer zugelassen werden, müssen die Organisatoren mit den lokalen Behörden vor Ort abstimmen.

«Spezielle Gäste» dürfen in die Stadien

Der finale Beschluss ist der vorläufige Gipfel einer Entwicklung, die das IOC um Bach und die japanischen Ausrichter lange kleingeredet haben. Die Spiele sollten nach der Verlegung um ein Jahr das «Licht am Ende des Corona-Tunnels» sein, doch schon der Fackellauf war kaum öffentlich zugänglich. Im März wurden ausländische Fans ausgeschlossen, und doch klammerten sich die Organisatoren an den wenigen Funken Hoffnung fest.

Erst im Juni war vor dem Hintergrund sinkender Fallzahlen ein Limit von 10'000 Fans oder der Hälfte der Kapazität jedes Austragungsortes festgelegt worden. Nun sind die Fans vor die Fernseher verbannt. Leere Tribünen werden sie dort dennoch nicht sehen: «Spezielle Gäste» dürfen voraussichtlich in die Stadien und Hallen. Hochrangige Funktionäre, deren Gäste und Sponsorenvertreter. Das Geschäft muss weiterlaufen, Stimmung wird aber nicht aufkommen. (SID)

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