Rückenwirbel nach Hockey-Unfall zersplittert
«Ohne Bodybuilding wäre ich verloren»

Eine brutale Rückenverletzung zwingt Carmen Hänggi dazu, ihre Hockey-Karriere während dem College in Kanada zu beenden. Nach zwei Operationen findet die 24-jährige Luzernerin im Fitness-Center ihr neues Glück und träumt von Las Vegas.
Publiziert: 13.02.2020 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2022 um 15:24 Uhr
Sebastian Rieder

Knall auf Fall war alles vorbei. Nach einem Sprint auf den Kufen stürzt sie unglücklich und kracht mit dem Rücken in die Bande. «Ich wollte gleich wieder aufstehen, aber ich spürte meine Füsse nicht mehr und konnte meine Beine nicht mehr bewegen», sagt Carmen Hänggi. Die Bilder vom misslungenen Bremsmanöver vor sechs Jahren im Highschool-Training in Kanada schmerzen die 24-jährige Luzernerin noch heute. «Die Diagnose war niederschmetternd.» Eine Berstfraktur am unteren Rückenwirbel zerstörte ihre Hockey-Karriere. An eine Rückkehr ins Nationalteam war nicht zu denken. «Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder laufen kann.»

Nach der ersten Operation im Spital von Kelowna prognostizierte ihr der Arzt ein Leben im Rollstuhl. «Ich stand vor dem Nichts», sagt Hänggi und erinnert sich, wie sie wochenlang unter Morphium auf fremde Hilfe angewiesen war. Sie kämpfte sich aus dem Rollstuhl und fand dank einem speziellen Korsett wieder auf die Beine. Das Gefühl in den Füssen kehrte wieder zurück und die Fortschritte in der Reha gaben ihr neue Zuversicht. «Am Anfang war es sehr hart», sagt Hänggi und zeigt ihre Narbe, «aber mein Wille war grösser als der Schmerz». Das Krafttraining stärkte ihren Körper und ihr Selbstvertrauen.

Rückkehr aufs Eis wäre lebensgefährlich

Die vielen Stunden im Fitness-Center führte sie zum Bodybuilding. «Es gab mir wieder ein Ziel und eine Struktur. Ohne Bodybuilding wäre ich verloren». Die Heilung der betroffenen Bandscheibe entwickelte sich allerdings nicht wunschgemäss. Erst die zweite Operation in der Schweiz ein Jahr später gaben ihr die Gewissheit, wieder ein normales Leben führen zu können. Es folgte der grosse Schritt in die Bikini-Klasse der Bodybuilder. «In dieser Kategorie ist das Volumen in den Muskeln wichtig, aber im Vergleich zu anderen Klassen im Bodybuilding braucht es nicht so viel Masse und nicht so eine ausgeprägte Härte», sagt Hänggi und erklärt, dass für die perfekte Figur nicht das Training, sondern das Essen der Schlüssel zum Erfolg ist. «80 bis 90 Prozent bei diesem Sport ist Ernährung. Das ist auch der grösste Unterschied zu einer Person, die einfach nur ins Fitness geht.»

Neun Wettkämpfe hat die heutige Fitness-Instruktorin seit ihrer Premiere im Bodybuilding schon bestritten und dabei auch schon internationale Preise gewonnen. Die Freude an der neuen Körperkunst kann die alte Leidenschaft trotz aller Erfolge nicht ganz ersetzen. Symbolisch dafür steht im Wohnzimmer neben der beeindruckenden Pokal-Sammlung ein alter Hockey-Stock an der Wand. «Eishockey ist und bleibt meine erste Liebe. Aber eine Rückkehr aufs Eis wäre vom Risiko her lebensgefährlich.»

Der lädierte Rücken ist auch im Bodybuilding ein Handicap. Durch die Schrauben in der Wirbelsäule kann sie ihren Körper nicht mehr so ausgeprägt ins Hohlkreuz setzen – eine wichtige Eigenschaft beim Posing auf der Bühne. Trotzdem hält sie an ihrem Traum fest, sich irgendwann für die Miss-Olympia-Wahl in Las Vegas zu qualifizieren. «Dieses Ziel ist vielleicht noch etwas weit weg, aber ich will das unbedingt schaffen.»

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