Darum gehts
- Schweizer Fechter sorgen für Eklat bei U23-EM-Siegerehrung
- Nun wird die Sponsorensuche noch schwieriger
- Dem Verband fehlen 450'000 Franken
Der Schweizer Fechtverband kommt nicht zur Ruhe. Präsident Max Heinzer (37) steht unter Dauerstress. Seit seinem Amtsantritt im letzten Sommer musste er mehrfach den Krisenmanager spielen. Der jüngste Eklat sorgt jetzt gar über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen.
Schauplatz war die U23-Europameisterschaft in Estland. Die Schweizer Mannschaft sicherte sich Silber. Für heftige Diskussionen sorgte ihr Verhalten auf dem Podest. Sie weigerten sich während der Hymne, sich für die israelischen Sieger deren Fahne zuzuwenden. Stattdessen starrten sie demonstrativ ins Leere.
Die Reaktionen darauf waren heftig. «Schande über das Schweizer Team für sein respektloses Verhalten», schrieb Israels Aussenminister Gideon Saar (58) auf X. Die Fechter und auch der Schweizer Verband haben sich mittlerweile entschuldigt. Das ändert aber nichts daran, dass der Eklat richtig teuer werden könnte.
Fechtverband kämpft mit finanziellen Problemen
Nicht, weil sie eine Strafe fürchten müssten. Sondern, weil der Fechtverband derzeit verzweifelt nach Sponsoren sucht. Verantwortlich dafür ist ein Entscheid von Swiss Olympic vom letzten Herbst. Aufgrund knapp verpasster sportlicher Ziele und administrativer Versäumnisse in den Jahren 2021 bis 2024 wurde das Fechten in die Kategorie 2 zurückgestuft.
«Dadurch fehlen uns in diesem Jahr rund 450'000 Franken an grösstenteils zweckgebundenen Unterstützungsgeldern», erklärte Präsident Heinzer jüngst. In einem Mail an die Athletinnen und Athleten hiess es: «Auf allen Ebenen müssen Abstriche gemacht werden». Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, ist der Verband auf Geldgeber angewiesen.
Noch vor etwas mehr als einem Monat zeigte sich Heinzer optimistisch: «Wir sind zuversichtlich, dass wir in der ersten Jahreshälfte geeignete Partner finden werden, um die finanziellen Lücken zu schliessen.» Die Aktion an der U23-EM dürfte dabei bestimmt nicht geholfen haben. Schliesslich wollen Sponsoren mit sportlichen Erfolgen und nicht mit politischen Statements in Verbindung gebracht werden.
Werden die Fechter bestraft?
Für Heinzer ist der Vorfall im weitesten Sinne ein Déjà-vu. Denn bereits im vergangenen Dezember kam es zu einem Eklat im Nachwuchsbereich. Nach einem Wettkampf in Spanien fand eine Athletin der U20-Nationalmannschaft ihre beiden Trainer mitten in der Nacht betrunken vor dem Hotel. Die Teamleaderin wusch dem Assistenztrainer Erbrochenes aus dem Gesicht und brachte danach den Cheftrainer in sein Zimmer.
Wie schon beim Podiums-Eklat suchte Heinzer auch in diesem Fall das Gespräch mit den Beteiligten. Das Arbeitsverhältnis mit dem Cheftrainer wurde auf dessen Wunsch hin einvernehmlich mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Der Assistenztrainer wird den Verband ebenfalls verlassen. Die Meldestelle für Ethikverstösse im Sport hat dem Fechtverband für sein Handeln ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.
Eine abschliessende Beurteilung in diesem Fall steht noch aus. Mögliche Konsequenzen für die jungen Fechter wurden noch nicht kommuniziert. «Wir werden mit den Athleten an einen Tisch sitzen und viel besprechen müssen», erklärte Heinzer in der «NZZ». Fortsetzung folgt.