Darum gehts
- Schweizer Fechttrainer nach Alkoholvorfall in Spanien abgestraft
- Eine Athletin fand ihn mitten in der Nacht betrunken vor dem Hotel
- Die Reaktion des Verbandes wurde von oberster Stelle gelobt
Ein Telefonanruf weit nach Mitternacht beschäftigt den Schweizer Fechtverband seit mehreren Monaten. Ein Trainer wurde mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben im Nachwuchsbereich entbunden. Verantwortlich dafür ist ein Vorfall vom 15. auf den 16. Dezember 2024.
Das U20-Nationalteam der Schweizer Fechterinnen weilte anlässlich einer Weltcup-Teilnahme in der spanischen Stadt Burgos. In der letzten Nacht vor der Abreise kam es zum Eklat. Gegenüber Blick schildert die Athletin, was vorgefallen ist.
Trainer liegen betrunken vor dem Hotel
Um zwei Uhr morgens klingelt ihr Handy. Auf dem Display leuchtet der Name des Assistenztrainers auf. Nach einem kurzen Austausch mit ihrer Zimmerkollegin ruft sie zurück. Sie merkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Ihr Trainer lallt am Telefon, als er sie bittet, ihm die Eingangstür zum Hotel zu öffnen.
Die Schweizer Teamleaderin geht in die Lobby, wo sie von einem Spanier darauf aufmerksam gemacht wird, dass draussen ein Schweizer am Boden liegt. Vor dem Hotel findet sie den Cheftrainer und den Assistenztrainer, beide sind stark alkoholisiert. Die Athletin wäscht dem Assistenztrainer Erbrochenes aus dem Gesicht und bringt danach den Cheftrainer in sein Zimmer.
Am nächsten Morgen schafft es das gesamte Team trotz Verspätung der Trainer pünktlich zum Flughafen. Noch in Spanien entschuldigt sich der Assistenztrainer bei ihr und ihrer Zimmerkollegin und bittet sie, niemandem davon zu erzählen.
Verband reagiert sofort
Der Vorfall beschäftigt die Schweizer Teamleaderin so sehr, dass sie eine Woche lang nicht zur Schule geht. Sie nimmt jedoch am regulären Fechttraining teil. Zurück in der Schweiz, informiert sie Max Heinzer (37), Präsident von Swiss Fencing, dem Schweizer Fechtverband, über den Vorfall.
Der ehemalige Weltklassefechter ist seit letztem Sommer im Amt. «Wir haben uns vorsorglich entschuldigt, den betroffenen Zimmerkolleginnen genau zugehört und die Schilderungen protokolliert», erklärt er auf Blick-Anfrage und betont: «In einer solchen Situation ist es wichtig, alle Versionen einer Geschichte zu kennen.»
Heinzer konfrontierte daraufhin die betroffenen Trainer mit den Vorwürfen, und ihre Aussagen wurden ebenfalls protokolliert. Das Arbeitsverhältnis mit dem Cheftrainer wurde auf dessen Wunsch hin einvernehmlich mit sofortiger Wirkung beendet. «Dies ist nicht als Schuldeingeständnis zu werten, sondern als Deeskalationsangebot», so Heinzer.
Trainer hat gekündigt
Und was geschah mit dem Assistenztrainer? «Er wurde vorsorglich verwarnt und mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben im Nachwuchsbereich entbunden.» Gestrichen wurde ihm zudem der Leistungsbonus für das Jahr 2024. Lobend erwähnte Heinzer dessen kooperative Art. Er habe sich sowohl beim Verband als auch bei den Athletinnen entschuldigt.
Der Ex-Weltmeister stellt zudem klar: «Es lagen keine substanziellen oder gar strafrechtlich relevanten Tatbestände vor.» Mittlerweile hat auch der Assistenztrainer seine Kündigung eingereicht – aus privaten Gründen. Er wird seiner Partnerin in die USA folgen, sobald ein Ersatz gefunden ist. Die betroffenen Trainer wollten sich auf Anfrage von Blick nicht weiter zum Vorfall in Spanien dazu äussern.
Brisantes Aufeinandertreffen im Training
Mit allen gesammelten Informationen und Aussagen leitete der Verband den Fall an Swiss Sport Integrity (SSI) weiter. Die Meldestelle für Ethikverstösse im Sport stellte dem Fechtverband ein sehr gutes Zeugnis aus, wie aus einem Schreiben hervorgeht, das Blick vorliegt. «Da der Fall vom Verband ernsthaft behandelt wurde und die von Swiss Fencing ergriffenen Massnahmen angemessen sind, setzt sich SSI nicht weiter damit auseinander», heisst es in dem Brief.
Während der Fall für SSI abgeschlossen ist, läuft die Trainersuche beim Fechtverband auf Hochtouren. Bis jemand gefunden ist, ist der Assistenztrainer unverändert als Coach der Schweizer Frauen-Elite-Nationalmannschaft zuständig. An diesen Trainings nimmt auch weiterhin die Nummer eins des Nachwuchsteams teil, die ihn in Spanien betrunken angetroffen hat.
Trotz des Vorfalls wird er gemäss Heinzer von den Athletinnen nach wie vor sehr geschätzt. «Die grosse Mehrheit bedauert seinen bevorstehenden Weggang.» Zur Trainersuche sagt er abschliessend: «Da wir uns mitten in der Fechtsaison befinden, ist dies nicht der beste Zeitpunkt, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir bald einen adäquaten Ersatz präsentieren können.»