Patrik Sjöberg, der schwedische Olympiaheld, der 1987 mit 2,42m den zwischenzeitlichen Hochsprung-Weltrekord aufstellte, erkrankte im März schwer – und überlebte nur knapp. In der schwedischen Zeitung «Aftonbladet» erzählt er erstmals von seinem Todeskampf.
«Ich war sechs Stunden vom Tod entfernt», sagt Sjöberg, der bis heute den Europarekord hält. «Ich war fest davon überzeugt, dass es Corona sei und es mir mit viel Schlaf und Wasser schnell besser gehen würde». Doch dann begann der Körper des 56-Jährigen zu versagen. «Ich schaffte es fast nicht mehr auf die Toilette. Ich musste mich regelrecht dorthin schleppen und mein ganzer Körper tat weh.» Ein Freund trug ihn noch die Treppe hinunter, was dann passierte, daran kann sich der Schwede nicht mehr erinnern.
«Ich bin dankbar, aufzustehen zu können»
Im Krankenhaus dann die Diagnose: Sjöberg leidet an einer bakteriellen Infektion an den Rippen, die eine Sepsis und eine Lungenentzündung ausgelöst hat. Einen ganzen Monat verbringt er auf der Intensivstation, bis seine Blutwerte wieder normal sind. Und auf die Entlassung aus dem Krankenhaus folgt bald der nächste Rückschlag. Die bakterielle Infektion kommt zurück, dieses Mal ist besonders der untere Rückenbereich betroffen. Sjöberg muss zurück ins Spital.
Seit der zweiten Entlassung aus dem Krankenhaus kämpft sich der Göteborger langsam in ein normales Leben zurück. «Ich bin dankbar, aufstehen zu können», sagt der 2-Meter-Mann, der sich einst mit «Kugel-Werni» Günthör anlegte. «An manchen Tagen fühle ich mich einigermassen in Ordnung, an anderen ist es der pure Kampf.»
Keine Angst mehr vor dem Tod
Es könnte noch bis zu einem Jahr dauern, bis sich Sjöberg komplett von seiner Erkrankung ganz erholt hat. Die Momente im Spital, als er in akuter Lebensgefahr schwebte, werden den Athleten wohl noch einige Jahre länger beschäftigen: «Ich stand an einer verdammt langen Treppe, die ich hätte heruntergehen können.» Er habe ein Licht und Wärme gespürt. «Ich beschloss, die Treppe nicht hinunterzugehen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich da für das Leben entschieden habe.»
Seit diesem Erlebnis hat der Goldmedaillengewinner der Freiluft-Weltmeisterschaften von 1987 keine Angst mehr vor dem Tod – solange er noch selber darüber entscheiden kann: Er wolle eher wie James Dean, der in seinem Porsche in den Tod raste, in Erinnerung bleiben, als wochenlang in einem Spitalbett auf das Ende warten. «Ich bin jetzt hundertprozentig für aktive Sterbehilfe», verrät der 56-Jährige. «Ich habe für den Fall der Fälle sogar einen Todespakt mit einem Freund geschlossen.» (tim)