Darum gehts
- Im letzten Spiel der EM-Gruppe A trifft Finnland am Donnerstag auf die Schweiz
- In Genf spielen die Finninnen vor 2500 eigenen Fans auf
- Vorfreude auch beim Finnland-Coach, weil er ein grosses Spiel gegen Gastgeberinnen erwartet
So viel Höflichkeit ist schon fast unheimlich. Sekundenlang überlegt sich Natalia Kuikka (29), was sie auf die Feststellung entgegnen soll, dass sie und ihre Finninnen am Donnerstag zu absoluten Partykillern werden könnten. Dann, wenn sie die Schweizerinnen im letzten Spiel der Gruppe A schlagen würden – und damit aus der Euro würfen.
Ja gut, sagt die Abwehrspielerin schliesslich, natürlich wolle man eigentlich «immer das Beste für alle». Aber das ist in diesem Fall halt leider nicht möglich. Weil nur eines der beiden Teams weiterkommen kann. Also sagt Kuikka doch noch: «Ich werde im finnischen Trikot auf dem Rasen stehen.»
Finninnen sind dankbar für alle Fans
Eines jedenfalls wollen die Finninnen nicht sein: nervös wegen der Atmosphäre im Stadion. Auch wenn ihre rund 2500 Anhängerinnen im Stade de Genève in krasser Unterzahl sein werden. «Egal, wie das Publikum auf uns reagieren wird», sagt Kuikka, «wir sind einfach dankbar, dass so viele Menschen an Spiele von uns Frauen kommen.»
Und einer freut sich schon seit der Auslosung auf diesen Abend: Marko Saloranta (53). «Ich war sehr glücklich, als wir die Schweiz zugelost erhalten haben», sagt der Trainer der Finninnen: «Weil die Matches gegen die Gastgeberinnen immer grosse Spiele in grossen Stadien sind.»
Saloranta hat Finnland Anfang 2023 übernommen und dem Team einen ganz neuen Fussball beigebracht. Weg vom defensiven Beton, hin zu einem Spiel mit viel Freude am Ballbesitz. Beim 1:2 gegen Norwegen schlagen die Finninnen 180 Pässe mehr als ihre Gegnerinnen. Es ist ein positives, offensives Auftreten, von dem die Gegnerinnen bislang überrascht zu sein scheinen.
Zumal der Stil nicht zu einem Land zu passen scheint, das in der Weltrangliste von allen EM-Teams auf dem drittschlechtesten Platz rangiert ist. Finnland liegt auf Rang 26 nur noch vor Polen (27) und Wales (30).
«Kaum jemand auf der Welt hat daran geglaubt, dass wir eine Chance haben, die Viertelfinals zu erreichen», stellt Saloranta am Sonntagabend nicht ganz ohne Stolz fest: «Aber wir im Team und im Trainerstaff sind nicht überrascht. Wir wussten, wozu wir fähig sind.»
Es ist ein Selbstvertrauen, das sogar die so freundliche Natalia Kuikka ausstrahlt. Bevor sie in Richtung Bus davongeht, sagt sie mit Blick auf den Showdown mit den Schweizerinnen: «Ich setze am Donnerstag alles auf einen Sieg Finnlands.»