Darum gehts
- Alex Frei bewertet Super-League-Teams für die kommende Saison
- FCB und YB werden als starke Titelanwärter eingeschätzt
- Frei hat 217 Super-League-Spiele und vier Meistertitel in seiner Karriere
217 Super-League-Spiele und vier Meistertitel hat Blick-Experte Alex Frei auf dem Konto. Kaum einer weiss besser, worauf es ankommt, um erfolgreich in die Saison zu starten. In der neusten Podcastepisode von FORZA! spricht der Rekordnationaltorschütze mit Blick-Fussballchef Tobias Wedermann und -Fussballreporter Florian Raz über die bevorstehende Saison und wie er die zwölf Klubs aktuell einschätzt.
FC Basel
«Bei den Transfers muss man dem FCB ein Kompliment machen, jeder ergibt Sinn. Stand jetzt hat man in Basel alles richtig gemacht. Die Spieler kommen auch wieder gerne ins Training. Da hatte ich das Gefühl, dass das zuletzt nicht mehr der Fall war. Ich glaube, dass der FCB stark in die Saison einsteigen wird. Und dann kommt schnell das erste grosse Ziel Champions-League-Quali. Wird diese verpasst, wird Ludovic Magnin bereits eine Gelbe Karte sehen. Dass Xherdan Shaqiri nicht alle Spiele in allen Wettbewerben machen wird, ist für mich klar. Da wird man sich gut absprechen.»
Servette
«Dass ich als Ex-Spieler eine Bindung zu Servette habe, ist bekannt. Aber ich bin mir unsicher, was aktuell der Plan in Genf ist. Will man Titel gewinnen – oder will man einfach mit dabei sein? Ob die Transfers funktionieren, ist für mich ebenfalls unklar. Mit René Weiler hat man einen Top-Mann als Sportchef verloren. In der sportlichen Führung kommt es immer wieder zu Wechseln.»
YB
«Was an YB am meisten kritisiert wurde in der abgelaufenen Saison, hat man angepackt: Es wurden mit Gregory Wüthrich und Edimilson Fernandes Spieler geholt, die Verantwortung übernehmen. YB muss und wird mehr abliefern als im letzten Jahr. Es braucht allerdings einen klaren Plan für jene Spieler, die wegwollen, und für jene, mit denen man nicht mehr plant.»
Lugano
«Lugano muss eine gute Falle machen – auch mit Hinblick das neue Stadion, in das der Klub in der nächsten Saison einzieht. Ezgjan Alisoki ist ein guter Transfer. Ob du mit Stürmer Kevin Behrens die Gegner gross erschrecken kannst, weiss ich nicht. Kann funktionieren, aber auch nicht.»
Lausanne-Sport
«Wenn der neue Trainer Peter Zeidler im ersten Interview erzählt, dass er gerne länger bei St. Gallen geblieben wäre, finde ich das etwas speziell. Offensichtlich kriegt er aber Spieler, die er gerne haben möchte, und solche, die Lausanne als Sprungbrett nutzen wollen. Jetzt muss es nur noch erfolgreich sein.»
Luzern
«Jedes Jahr sind sie stabil. Wenn es Probleme gibt, dann hauptsächlich drumherum. Sie machen das gut, fördern eigene Jugendspieler und kämpfen mit den Mitteln, die sie zur Verfügung haben. Einen Donat Rrhudani hätte ich allerdings auf Biegen und Brechen in Luzern behalten. Vielleicht gibt es ja noch einen Batzen für einen möglichen Jashari-Transfer. Als Mario Frick würde ich mir zudem sagen, dass es nicht viel Besseres gibt und definitiv viel Schlimmeres als den Trainerposten beim FCL.»
FCZ
«Ein erstes Urteil wird man nach vier, fünf Spielen fällen können. Da wird man schon sehen, wohin die Reise des FCZ geht. Es gibt viele junge Spieler, aber auch die erfahrenen Spieler neben Steven Zuber, wie Yannick Brecher und besonders Bledian Krasniqi oder Lindrit Kamberi müssen noch einen Schritt nach vorne machen. Sie gehören jetzt zu den Leistungsträgern und Identifikationsfiguren, die die Talente mitziehen können.»
St. Gallen
«Wie Matthias Hüppi und sein Team eine rundum positive Stimmung um den Klub verbreiten können, verdient ein Kompliment. Dazu kommen die soliden Finanzen. Mir fehlen allerdings neben Christian Witzig eigene Talente, die entwickelt werden. Ob man eine weitere Saison mit Platz acht in der grün-weissen Euphorie verkaufen kann, ist höchst fraglich. Ich kenne keinen Klub, der nicht gewinnen will. St. Gallen ist generell wie ein Überraschungs-Ei. Du freust dich über die Hülle, aber weisst nicht, was drin ist.»
Sion
«Ich mag Didier Tholot sehr gut, er hat Top-Arbeit geleistet nach dem Abstieg. Doch nachdem er schon in der letzten Rückrunde mehrmals von Präsident Christian Constantin angezählt worden ist, glaube ich nicht, dass das lange gut gehen wird. Wenn die Ergebnisse zu Beginn der Saison ausbleiben, wird es im Wallis ohne Zweifel sehr schnell, sehr stark winden.»
Winterthur
«Brian Beyer ist definitiv eine Verstärkung im Sturm. Keiner, der dir 15 Tore garantiert, aber der die gegnerische Defensive ärgert und sehr laufstark ist. Er nutzt jedes Training, um besser zu werden, und macht so auch seine Mitspieler besser. Neben dem FC Thun ist Winterthur das einzige Team, das wirklich weiss, worum es spielt: möglichst viele Siege holen, um nicht abzusteigen. Da überschätzt sich niemand.»
GC
«Alain Sutter will GC umkrempeln und wird so neben Amir Abrashi zum einzigen Gesicht im Klub. Das birgt auch Risiken. Nur mit Jungen wird es schwierig werden, da benötigst du zwei, drei Erfahrene, die ihnen helfen. Dann kann es unter Umständen gut gehen. Es ist ein spannender Weg, aber ich würde es noch schöner finden, wenn man eigene Junge fördern würde, statt welche aus Italien zu holen wie in diesem Fall.»
Thun
«Der FC Thun war so viele Jahre in der Challenge League. Jetzt, wo der Aufstieg gelungen ist, bin ich mir sicher, dass sie auch alles unternehmen werden, um oben zu bleiben. Einfach wird das aber ganz sicher nicht. Es ist ein charmanter Klub, mit einem bis auf den blöden Kunstrasen coolen Stadion, und sie wissen sich einzuschätzen. Im Umfeld ist die Erwartungshaltung zudem nicht so gross, dass bereits nach fünf Spielen ohne Sieg eine riesige Krise entstehen würde.»