Plötzlich war der Moment da. Als Grégory Wüthrich nicht rechtzeitig fit wurde für das erste Champions-League-Spiel in der Geschichte von YB letzten September gegen Manchester United, da musste er ran, Ali. Zuvor hatte der guineische Jungspund gespielt gegen: Biel, Schaffhausen, Xamax. Und dann: Romelu Lukaku!
Vieles geht beim 0:3 schief für Camara. Gegen den belgischen Sturmtank kommt er mehrmals zu spät. Paul Pogba tanzt ihn etwas gar einfach aus. Und bei Anthony Martials 3:0 fälscht er den Ball ins eigene Tor ab. «Dennoch werde ich dieses Spiel nie vergessen», sagt er heute. «Ich habe es mir danach mehrmals angesehen. Ich wollte die Erfüllung dieses Traums schon noch ein paar Mal durchleben. Nicht jeder kann in der Champions League spielen, gegen Manchester United.»
Es sei dann nicht der internationale Start gewesen, den er sich erhofft hatte. «Aber im Fussball kommt es oft anders als man denkt. Ich hatte gedacht, ich würde mich Schritt für Schritt herantasten. Und dann ging es sehr schnell…» Und die Böcke? «Man regt sich darüber auf. Aber Fehler gehören dazu. Auch deshalb schaue ich mir jedes Spiel von uns nochmals an. Um die Fehler zu analysieren. Das gehört für mich als Profi einfach dazu, wenn man sich verbessern will.»
Camara wächst in kleinem Dorf auf
Camara überlegt gut, bevor er spricht. Er artikuliert die Worte auf Englisch klar. Nicht so wie viele Menschen aus schwarzafrikanischen Ländern. Ein aufgeweckter, 21-Jähriger. Schule? «Ich hatte begonnen Sozialwissenschaften am Gymnasium zu studieren, brach wegen des Fussballs ab. Nach der Karriere habe ich genug Zeit dafür.» Tatsächlich spricht der Junge bereits von der Zeit NACH der Karriere. Dabei hat seine noch gar nicht richtig begonnen.
Er wächst in Guinea in einem kleinen Dorf auf dem Lande auf, 800 Kilometer von der Hauptstadt Conakry entfernt. «Nicht in ärmlichen Verhältnissen. Aber auch nicht als Junge von reichen Eltern. Mein Vater arbeitete damals in einer Mine.» Welcher Art? «Eine Diamantenmine.» Wunderbar. Passt doch gut zu einem ungeschliffenen Roh-Edelstein, der YB dereinst viele Millionen einbringen könnte.
Als Verteidiger das Stürmergen intus
In der Hauptstadt besucht er die Akademie des Satellite FC. Erstmals ist er in einem Klub. Mit 13! «Zuvor spielten wir im Sand, auf Beton, auf rasenähnlichen Unterlagen. Vier Pfosten kann man überall aufstellen. Aber nie auf einem richtigen Spielfeld.» Klein-Mohamed lebt nun bei seiner grossen Schwester. Mit 15 schafft er es bereits ins Profiteam. Damals ist er noch Stürmer und Mittelfeldspieler. Erst später wird er zum Verteidiger. Das Stürmergen hat er aber nun intus. Für YB hat er schon drei Tore gemacht: Zwei gegen Basel und den 3:2-Siegtreffer im dramatischen Cupspiel in Schaffhausen.
Mit 20 verkauft ihn sein Agent zum israelischen Kleinklub Hapoel Ra’anana, wo Ali durchstartet. Auch dort macht er drei Tore. Sein Agent stellt ein Best-of-Camara-Video ins Netz. «Das war sehr wichtig, denn es meldeten sich daraufhin einige Klubs bei ihm.» Auch YB? «Auch YB.» Chefscout Stéphane Chapuisat schaut ihn sich vor Ort an. Letzten Sommer holen ihn die Berner dann in die Schweiz.
Israel ist eine Zwischenstation, die sich als Glücksfall erweisen sollte. «Die Israelis sind den Afrikanern von der Mentalität und der Art zu leben her nicht unähnlich. So hatte ich keine Anpassungsprobleme. Dennoch machte der Start in Israel den Schritt nach Europa kleiner.» Und die Liga ist überschaubar. Schöne neue Stadien, aber kaum Fans. 600, 700 gegen kleine Klubs. 2500 bis 3000 gegen die Grossen. «Sie gehen lieber Basketball schauen…»
Und wie ist das nun mit der Boxerlegende? Haben ihn die Eltern deshalb so getauft? «Nein. Mein Grossvater hiess Mohamed Ali. Mehr ist da nicht.» Aber fünf Silben sind natürlich viel zu viel. Da haben seine Mitspieler gekürzt. Sie sagen Ali. Einfach nur Ali.
«Er hat sich bei uns bestens integriert und die richtige Mentalität, um sich ständig verbessern zu wollen. Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden. Taktisch musste er einiges lernen und verstehen, als er zu uns kam. Der Fussball in Guinea und Israel ist nicht derselbe wie in Europa. Er liess sich zu Beginn zu stark von den Emotionen leiten. Ali hat grosses Potenzial, Biss, Zweikampfstärke, er ist drahtig und deshalb der Typ Spieler, gegen den man nicht gerne spielt. Und er hat Speed!»
A.Ku.
«Er hat sich bei uns bestens integriert und die richtige Mentalität, um sich ständig verbessern zu wollen. Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden. Taktisch musste er einiges lernen und verstehen, als er zu uns kam. Der Fussball in Guinea und Israel ist nicht derselbe wie in Europa. Er liess sich zu Beginn zu stark von den Emotionen leiten. Ali hat grosses Potenzial, Biss, Zweikampfstärke, er ist drahtig und deshalb der Typ Spieler, gegen den man nicht gerne spielt. Und er hat Speed!»
A.Ku.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | 2 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
5 | 1 | 1 | 3 | ||
5 | 1 | 1 | 3 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
10 | 1 | -1 | 0 | ||
10 | 1 | -1 | 0 | ||
12 | 1 | -2 | 0 |