«Preis des Abendessens ist der grösste Unterschied»
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GC-Coach lernt Schweiz kennen:«Preis des Abendessens ist der grösste Unterschied»

Wegen Preisschock
GC-Trainer setzt sich selber auf Brot und Käse

Gerald Scheiblehner im Interview: Darum verkündete er auf Instagram seinen Transfer vor GC. Deswegen hat er Alain Sutter die erste Absage nicht krumm genommen. Warum er keine neuen Spieler fordert.
Publiziert: 03.07.2025 um 19:53 Uhr
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«Ich bin 48, aber das sieht man mir halt nicht an.» Gerald Scheiblehner geht mit etwas Augenzwinkern durch das Leben.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gerald Scheiblehner ist neuer GC-Trainer und bringt österreichischen Schmäh mit
  • Scheiblehner will aus vorhandenen Spielern eine funktionierende Mannschaft formen
  • Der 48-jährige Österreicher arbeitete in Linz mit kleinem Budget erfolgreich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florian RazReporter Fussball

Ja, er hat ihn. Der neue Trainer der Grasshoppers ist Österreicher. Und Gerald Scheiblehner hat den Schmäh mitgebracht aus seiner Heimatstadt Linz. Zum Beispiel, wenn er nach leicht durchzogener Schuss-Leistung seiner Spieler mit einem Augenzwinkern feststellt: «Wir brauchen grössere Ringe. Ich habe dem Platzwart bereits Bescheid gegeben.» Oder wenn er sagt: «Ich bin 48 Jahre alt. Aber das sieht man halt nicht.»

Gerald Scheiblehner, Sie waren offenbar so begeistert über ihren Wechsel, dass sie ihren Arbeitgeber auf Instagram gewechselt haben, ehe GC selbst kommuniziert hat.
Gerald Scheiblehner: Ja, das war mein Sohn, der verdient 50 Euro Taschengeld und macht dafür meinen Account. Da hat er auf seiner Maturreise in Kroatien wohl in österreichischen Medien gelesen, dass alles schon fix ist und das etwas zu früh geändert.

Die 50 Euro bekommt er aber trotzdem?
Natürlich. Er ist 18 und mit 50 Euro springt er nicht weit. Aber man kann ja auch sagen, dass ich mich so gefreut habe, dass ich es nicht mehr erwarten konnte.

Ihr Wechsel war ein Hin und Her. Erst wollte sie GC im November, aber Linz stellte sich quer. Und diesen Sommer schrieben wir erst, es wird der Scheiblehner. Dann, er wird es nicht. Ah, er wird es doch!
Es soll doch auch für Sie nicht alles so einfach sein (lacht). Ich selbst war mit meiner Familie auf Urlaub in Italien, weil wir dachten: Jetzt ist Ruhe, wir bleiben in Linz. Dann kam der Anruf – und es war dann doch nicht so. Fussball ist auch ein wenig Zirkus, aber das gehört dazu. Wir sind ja alle froh, können wir da mitmachen.

Sie waren also nicht beleidigt, dass Ihnen GC-Sportchef Alain Sutter bereits abgesagt hatte? Sie hätten ja auch sagen können: Jetzt will ich auch nicht mehr.
Ich habe sofort zugesagt. Die Aufgabe reizt mich einfach. Und wie soll Alain Sutter mich gut kennen? Er ist in der Schweiz, ich war in Österreich. Da muss es erst Gespräche geben. Und wenn man einen guten Eindruck hat voneinander, dann gibt man dem Ganzen eine Chance. Jetzt muss ich mich hier beweisen, mit dem Trainerteam und der Mannschaft. Es ist eine grosse Herausforderung. Es gab Jahre, da habe ich mir den Sprung ins Ausland noch nicht zugetraut. Aber jetzt bin ich bereit für den nächsten Schritt, und ich habe ihn gut ausgewählt.

Was hat Ihnen Sportchef Sutter denn versprochen? Zwei Superstürmer und drei Granaten fürs Mittelfeld?
Nein. Ich brauche auch keine Versprechungen. Ich arbeite mit den Spielern, die hier sind. Und die, die hier sind, sind sehr gut und sehr spannend. Das ist meine Aufgabe, dafür wurde ich geholt.

In Österreich haben Sie sich den Ruf erarbeitet, aus ausrangierten und missverstandenen Spielern eine funktionierende Mannschaft bauen zu können. Das wird bei GC also ähnlich sein.
Wir hatten in Linz ein sehr kleines Budget, da bekommst du nicht die Spieler, die in der Auslage stehen. Da musst du genauer hinschauen und Spieler holen, die beim vorigen Verein oder Trainer nicht ganz glücklich waren, die aber Qualität haben. Daraus kannst du immer eine gute Mannschaft formen. Das ist wichtig. Die Mannschaft steht immer über allem und vor dem Einzelnen. Das probieren wir auch hier.

Und zwischen den Trainings schauen Sie die Spiele der abgelaufenen Saison nach, damit Sie die anderen Teams kennen, wenn die Saison beginnt?
In den ersten beiden Wochen geht es um mein Team. Wichtig ist, dass ich erst einmal alle kennenlerne – auch die Leute im Verein. Danach haben die Co-Trainer und der Video-Analyst die Aufgabe, mir Material zu liefern.

Aber die Frage, wie sie die Stärke der Liga einschätzen, hat schon Einfluss auf die Art Fussball, die sie spielen lassen?
Österreich ist jetzt nicht am Ende der Welt. Ich habe die Schweizer Liga schon ein bisschen verfolgt. Und die Teams, die international spielen, schaut man sowieso. Es gibt einen Ludovic Magnin, der mal in Österreich tätig war, Winterthur hatte letzte Saison einen österreichischen Trainer. Da schaut man schon ein wenig hin.

Welche Unterschiede haben Sie denn zwischen der Schweiz und Österreich schon festgestellt?
Die Kultur scheint mir nicht so unterschiedlich zu sein. Es gibt Berge, gute Skifahrer – und gute Fussballer. Der grösste Unterschied besteht, wenn man Abendessen geht. Da glaubt man, dass man danach die Wohnung nicht mehr bezahlen kann. Aber wir haben uns schon angepasst und die letzten zwei Tage Vollkornbrot und Käse im Hotel gegessen.

Na dann, guten Appetit.
Danke!

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