Wird die Super-League-Saison jetzt abgebrochen?
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Trainingsverbot und Zeitnot:Wird die Super-League-Saison jetzt abgebrochen?

Trainingsverbot, Zeitnot und die dümmste aller Möglichkeiten
Wird die Super-League-Saison jetzt abgebrochen?

Die Swiss Football League klammert sich an einen brüchigen Strohhalm, um die Fussballmeisterschaft noch irgendwie beenden zu können. Besteht da eine realistische Chance?
Publiziert: 14.03.2020 um 11:03 Uhr
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Das Berner Stadion bleibt noch länger leer.
Foto: freshfocus
Alain Kunz

Es sind zwei Ebenen, auf denen man Gedankenspiele anstellen muss, ob eine Beendigung der Meisterschaft nach dem Bundesratsentscheid, das Veranstaltungsverbot auf die Zeit bis Ende April auszudehnen, noch möglich ist.

Da ist zum einen die rationale Ebene, die intellektuelle, diejenige, die vor Corona unser Leben bestimmte. Wir rechnen aus, was, wie, wann möglich ist. Wir setzen und verschieben Termine. Und am Ende haben wir einen Plan zu einem Zeitpunkt, als uns erst so richtig bewusst wird, was der Kampf gegen den heimtückischen Erreger bedeutet. Und wir wissen nicht, ob dieser Plan morgen noch Bestand haben kann.

Und dann ist da die andere Ebene, die emotionale. Jene, die im Moment übergeordnet sein müsste. Jene, deren wichtigster Parameter ist: Zuerst muss dieser Virus weg! Und dafür muss alles getan werden. Alles! Sind dann Planspiele, wie eine Fussball-Meisterschaft noch irgendwie durchgeboxt werden kann, noch legitim?

Kein Training im Tessin

Die Fakten sind, und da sind wir in der ersten Ebene: Erstens sind alle Planspiele hinfällig, wird die Euro nicht verschoben. Aber davon kann man jetzt zu 99,99 Prozent ausgehen. Wie BLICK schon vor zehn Tagen geschrieben hat.

Fakt ist aber auch: Bis Ende März dürfen der FC Lugano und der FC Chiasso behördlich verordnet nicht trainieren. Dieses Verbot wird garantiert bis Ende April ausgedehnt. Auch im Kanton Waadt haben die Behörden durchgegriffen und die Pontaise geschlossen, da hatte der Bundesrat den Satz mit der Anordnung, Sportanlagen seien zu schliessen, noch nicht beendet. Auch im Wallis soll das passieren. Ebenso in Basel… Andernorten vielleicht nicht. Falls es so ist, wäre das eine stossende Chancenungleichheit.

Grundsätzlich ist es den Mannschaften nicht untersagt zu trainieren. Sofern sie denn eine offene Anlage vorfinden... Der Fussballverband hat nur eine Empfehlung abgeben, den Trainingsbetrieb einzustellen. Weil «Fussball gemäss Einschätzung der Gesundheitsbehörde und der Epidemiologen als Mannschaftssportart mit erhöhter Ansteckungsgefahr gilt.» Wenn - auch zum Schutz der Spieler - nicht gespielt werden kann, Geisterspiele also unmöglich sind, wo ist dann bitte der Unterschied zum Training? Konsequenterweise müsste es überall so sein wie im Tessin und dem Waadtland.

Weiterspielen oder abbrechen?

Und dann? Dann wirds sehr, sehr eng! Denn es könnte erst Anfang Mai wieder mit Training begonnen werden. Da braucht es zuerst eine neue Vorbereitung, bis wieder gespielt werden kann. Reichen da zwei Wochen für eine Schnellbleiche? Normalerweise geht man von fünf, sechs aus. Es blieben also noch maximal sechs Wochen, um 13 Meisterschafts- und allenfalls drei Cuprunden durchzupeitschen.

Denn länger als bis Ende Juni kann man nicht spielen, wie es Lugano-Präsident Angelo Renzetti vorgeschlagen hat. Er sagt, man könne notfalls auch im Juli und August, ja sogar im September spielen. Das sich dann abzeichnende Vertragschaos würde das verunmöglichen. Denn die Spielerverträge, die auslaufen, enden in 90 Prozent der Fälle Ende Juni. Die anderen zehn Prozent gar Ende Mai…

Es wird also so oder so eng. Auch wenn die Swiss Football League nach wie vor als «klares Ziel» deklariert hat, «die Saison bis zum Sommer zu Ende spielen zu können. Aus sportlichen Gesichtspunkten. Aber auch, weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Klubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte.»

Andere wie CC plädieren für einen sofortigen Abbruch. Dann gebe es auch keinen Meister und weder Ab-, noch Aufsteiger. Wie im Eishockey. «Allenfalls könnte man Mitte Juni noch den Cup zu Ende spielen. Da bleiben Viertel-, Halb- Und Final zu spielen», denkt CC.

Canepa: «Dürfen Meisterschaft nicht abbrechen»

Lausanne-Trainer Giorgio Contini plädiert dafür, zumindest das dritte Viertel zu Ende zu spielen, das wären vier Runden, damit man einen Meister, einen Auf- und einen Absteiger sowie zwei Barragisten ermitteln kann. Beide Sichtweisen sind natürlich auch von der eigenen Position dominiert: Lausanne könnte dann aufsteigen. Bei einem Abbruch wäre der klare Challenge-League-Leader der grosse Leidtragende. Sion ist in furchtbar schlechter Verfassung und in höchster Abstiegsgefahr, ist aber DIE Cup-Mannschaft schlechthin. Und Xamax-Boss Christian Binggeli plädiert für das Vorziehen der Ligareform mit der Aufstockung auf 12 Mannschaften um eine Saison. Dann gäbe es keinen Absteiger. Xamax ist stark abstiegsgefährdet…

Und dann gibt es jene wie FCZ-Präsident Ancillo Canepa, die unbedingt weitermachen wollen. «Auf keinen Fall dürfen wir die Meisterschaft abbrechen. Das wäre die dümmste aller Möglichkeiten», sagt er in der «NZZ».

Kurzarbeit für Fussball-Profis

Wirklich? Oder sollen wir halt nicht doch sagen, um auf die zweite Ebene zu kommen: Unter diesen Umständen wäre es, sagen wir mal, nicht die klügste aller Möglichkeiten, eine Meisterschaft noch durchwürgen zu wollen, die unter einem Stern steht, der nicht von diesem Planeten ist?

Und die wirtschaftlichen Folgen könnten mit der sofortigen Einführung von Kurzarbeit enorm gelindert werden. «Die Liga hat beim Staatssekretariat für Wirtschaft den Antrag gestellt, Profis auch auf Kurzarbeit setzen zu dürfen», berichtet FCL-Präsident Philipp Studhalter. Die Chancen auf eine Bewilligung stünden nicht schlecht, glaubt er.

Wollen Seco und Bundesrat ein starkes Zeichen für den Sport setzen, dann müssen sie mit der Ausweitung der Kurzarbeit auf Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen ihren Beitrag dazu leisten, dass kein Klub im Corona-Strudel untergehen muss. Dann könnte ein Szenario ohne Meisterschaftsgewürge in einer stillstehenden Welt in den Vordergrund rücken. Und wäre die Vorfreude auf die neue Saison umso grösser.

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