Das Spiel
Der Lausanner Heimspiel-Zauber ist vorerst zu Ende. Der Gala gegen YB und Basel folgt ein 1:3 gegen Servette. Ein Eigentor von Morgan Poaty (76.) bremst die Euphorie entscheidend.
Das Léman-Derby elektrisiert die Fans normalerweise, im ersten Saison-Duell der beiden Westschweizer ist dann aber weitgehend spielerische Schonkost angesagt – und wegen der Pyro-Show der beiden Fan-Gruppierungen ein längerer Stillstand wegen der dichten Nebelschwaden im Stadion.
Abgesehen vom glückhaften Drehbuch im Finish hat Servette vor allem in der zähflüssigen Startphase die Abschirmung der eigenen Zone im Sinn. Ohne Glanz und Gloria, aber mit viel Kampfkraft widersetzen sich die Genfer der virtuosen Equipe von Coach Peter Zeidler. Es spricht für die taktische Arbeit des früheren Ligue-1-Strategen Jocelyn Gourvennec, dass Zeidlers Elf ihre Offensiv-Qualität nur vereinzelt ausspielen kann.
Vor dem 1:0 (49.) von Florian Ayé steht im Romandie-Klassiker primär Servette-Keeper Joël Mall im Mittelpunkt. Die inzwischen unumstrittene Nummer 1 entschärft einige schwierige Bälle – die beste Szene ist sein Save gegen Theo Bair.
Lausanne bleibt eine unberechenbare Grösse. Auf europäischer Ebene sind sie nahezu makellos, im Tagesgeschäft hingegen reicht die Spannweite von der 10-Tore-Gala gegen YB und Basel bis zum tristen Rückfall gegen die stabilen Genfer.
Die Tore
49. Minute, Florian Ayé, 0:1. Cognat bringt den Ball vor das Lausanne-Tor, wo das Chaos ausbricht. Via Sow und Mouanga flippert das Leder durch den Strafraum – bis es zu Ayé gelangt. Der Stürmer drückt den Ball zur Genfer Führung über die Linie.
57. Minute, Beyatt Lekoueiry, 1:1. Roche setzt nach einem missglückten Abschluss entschlossen nach und bleibt in Ballbesitz. Via Rücken von Rouiller kommt das Spielgerät zu Lekoueiry, welcher per gefühlvollem Schlenzer in die obere linke Torecke für den Ausgleich besorgt ist.
76. Minute, Morgan Poaty (ET), 1:2. Nach einer einstudierten Freistossvariante legt Njoh den Ball halbhoch ins Zentrum, wo mehrere Servettiens lauern. Diese braucht es aber gar nicht: Poaty lenkt den Ball unglücklich ins eigene Tor ab.
90+4. Minute, Samuel Mraz, 1:3. Okoh verliert am eigenen Strafraum den Ball an Stevanovic, welcher Übersicht beweist und den Ball zu Teamkollege Mraz querlegt. Dieser schiebt ohne Probleme zur endgültigen Entscheidung ein.
Die Stimme (gegenüber Blue)
Joël Mall, Servette: «Ein wichtiger Sieg für uns. Zwei Siege nacheinander tun gut. Wir haben alles reingelegt, es war wieder ein enges Spiel. Es kann auf beide Seiten kippen. Wir haben solidarisch gekämpft und das Derby mehr oder weniger verdient gewonnen. Die Liga ist eng, es geht schnell nach oben und schnell runter. Wir müssen einfach weiterarbeiten, Tag für Tag, und dann holen wir auch die Resultate.»
Olivier Custodio, Lausanne: «Wo Servette besser war, ist gerade nach dem Spiel schwierig zu sagen. Wir haben gewusst, dass Details entscheiden und am Ende ist es genau so passiert – die kleinen Details waren heute auf Servette-Seite. Klar, willst du ein Derby immer gewinnen, aber wir müssen jetzt weitergehen. Wir waren bis heute in einer guten Serie. Jetzt müssen wir am nächsten Samstag alles probieren, um die drei Punkte zu holen.»
Der Beste
Joël Mall rehabilitiert sich nach einer Reihe mässiger Leistungen wieder. Er trägt zum Erfolg der Genfer bei, ohne außergewöhnliche Paraden zu zeigen, sondern einfach durch seine Zuverlässigkeit.
Der Schlechteste
Gaoussou Diakité. Der malische Künstler zeigt in der ersten Halbzeit seine ganze Klasse, liefert aber insgesamt eine Leistung ab, die seinem Talent nicht gerecht wird.
Das gab zu reden
Für Loun Srdanovic ist das Léman-Derby nach 42 Minuten bereits zu Ende. Der talentierte Aussenverteidiger von Servette hat nicht etwa die taktischen Vorgaben seines Trainers missachtet, sondern offenbarte leichte Anzeichen von muskulären Beschwerden. Deshalb hat ihn Coach Jocelyn Gourvennec frühzeitig durch den früheren Hopper Giotto Morandi ersetzt.
Das gab zu reden II
Nach dem Abgang von Noë Dussenne wurde Bryan Okoh zum Abwehrchef bei Lausanne. Doch nun sitzt der Schweizer, den Murat Yakin auch schon für die Nati aufgeboten hat, auf der Bank und ist Opfer der internen Konkurrenz durch Karim Sow und Kevin Mouanga. Der ehemalige Salzburg-Spieler wird in der 60. Minute eingewechselt. Damit kann er nicht zufrieden sein.
Die Schiris
Anojen Kanagasingam muss kurz vor der Pause einen schwierigen Entscheid fällen. Karim Sow berührt den Ball nach einem Schuss von Florian Ayé mit der Hand. Er entschied sich, keinen Penalty zu pfeifen und wird von VAR Maxime Odiet bestätigt. Ansonsten gibt es keine kniffligen Szenen. Er leitete das Spiel souverän und verteilt die Karten in den richtigen Situationen.
Die Fans
Das Spiel muss in der 3. Minute unterbrochen werden, weil die Lausanne-Fans massiv Fackeln zünden. Nach dem Ausgleichstreffer wiederholt sich das ganze nach einer Stunde. Zu Beginn der zweiten Halbzeit machen sich die Fans aus Lausanne einen Spass daraus, ein Transparent zu entfalten, das sich über die Ratten im Stade de Genève lustig macht. Insgesamt kommen 7051 Zuschauer zu diesem Derby, darunter 800 Genfer. Die Zuschauerzahl leidet unter der späten Anstosszeit unter der Woche, dem Regen, aber auch unter der Konkurrenz durch das Eishockeyspiel zwischen Lausanne und Davos, das nur wenige Kilometer entfernt stattfindet und 9600 Zuschauer anzieht.
So gehts weiter
Sowohl Lausanne als auch Servette stehen am kommenden Samstag zum nächsten Mal im Einsatz – beide im Kanton Zürich. Die Genfer treten um 18 Uhr auf der Winterthurer Schützenwiese an, Lausanne trifft um 20.30 Uhr auswärts auf den FC Zürich.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | 11 | 10 | 25 | ||
2 | 11 | 12 | 21 | ||
3 | 11 | 7 | 21 | ||
4 | 11 | 4 | 18 | ||
5 | 10 | -1 | 17 | ||
6 | 10 | 1 | 14 | ||
7 | 11 | -2 | 14 | ||
8 | 10 | -3 | 13 | ||
9 | 11 | -6 | 13 | ||
10 | 11 | 3 | 12 | ||
11 | 10 | -4 | 9 | ||
12 | 11 | -21 | 3 |






