Wäre er nicht Fussballtrainer, er würde mit einer Bettflasche und einem heissen Tee zuhause hocken, sagt Marcel Koller mit heiserer Stimme. Weil seine Basler im Achtelfinal der Europa League stehen, erscheint der FCB-Trainer aber trotz starker Erkältung zur Pressekonferenz. Der Sport rückt angesichts der Corona-Bedrohung gleichwohl in den Hintergrund. Statt über Aufstellungen und Taktiken spricht Koller über Präventionsmassnahmen gegen das Virus.
«Es ist wichtig, dass man bewusst damit umgeht. Dass man die Hände nicht mehr schüttelt, dass man die Hände wäscht. Ich persönlich habe noch nie so oft die Hände gewaschen wie in den letzten Tagen. Dass man desinfiziert und dass man Selbstverantwortung trägt. Ich war schon zweimal beim Arzt um mich zu checken», so Koller. Grundsätzlich müsse man auf die Gemeinschaft schauen und nicht bloss auf sich selber. In der FCB-Garderobe wurden Desinfektionsmittel aufgestellt.
Verzicht auf kollegiale Morgenküsse
Auch CEO Roland Heri nimmt das Virus ernst, hält ein Schild in die Höhe, das die Präventionsmassnahmen gegen Corona in Bildern zeigt. In den Ellbogen niesen, bei Fieber zuhause bleiben, die Hände desinfizieren. «Zudem soll aufs Händeschütteln und auf die kollegialen Morgenküsse vorerst verzichtet werden», so Heri.
Welche Auswirkungen das Virus mittelfristig auf den FCB hat, kann der CEO noch nicht abschätzen. Man sei zwar sehr gut gegen Einnahmenausfälle versichert, so Heri. Ob die Kasse aber in solchen Ausnahmesituationen zahle, könne er noch nicht mit Sicherheit sagen. Aktuell ist der FCB nicht von allfälligen Spielausfällen betroffen, das nächste Heimspiel ist erst auf den 15. März datiert.
Schaden für Sport so gering wie möglich
Dass die Swiss Football League (SFL) die Spiele vom Wochenende abgesagt habe, begrüsst Heri. Man habe sich am morgen intensiv mit allen Klubs über mögliche Szenarien unterhalten, Geisterspiele seien aber bald vom Tisch gewesen. «Wir hätten am Sonntag auswärts gegen Luzern gespielt und der wirtschaftliche Schaden für den FCL wäre gross gewesen. Wir wollen uns daher Zeit nehmen und das können wir auch. Ein Wochenende liegt sicher drin», so der FCB-CEO. Es sei wichtig, dass der Schaden für den Sport und der wirtschaftlich Schaden so gering wie möglich sei.
FCSG-Zeidler: «Geisterspiel gegen FCZ wäre mehr als schade»
Beim FC St. Gallen bedauert man den Entscheid, dass die Partien vom Wochenende verschoben werden müssen, darunter das FCSG-Spiel gegen Sion. Trainer Peter Zeidler zeigt gleichzeitig aber auch Verständnis: «Wir werden nun das Beste daraus machen, auch wenn es natürlich eine einschneidende Massnahme für uns ist, da sich die Spieler schon voll im Spiel-Modus befanden.»
Zeidler betont, es gebe «Wichtigeres als Fussball», deshalb müsse man den Entscheid akzeptieren. Angst vor dem Virus habe er keine, den nötigen Respekt aber schon, so der St. Galler Coach: «Der Bundesrat hat das ja nicht einfach so aus einer Laune heraus entschieden.»
Ein mögliches Geisterspiel in der nächsten Heimpartie gegen den FCZ (7. März) fände Zeidler «mehr als schade»: «Nebst den finanziellen Einbüssen für den Verein, wäre es auch ganz allgemein – wegen der fehlenden Stimmung – eine schlimme Sache für uns.»
Beim FC Lugano bewahrt man Ruhe
Lugano-Trainer Maurizio Jacobacci zeigt sich «überrascht» nach der Verschiebung der Partie gegen Servette. Er sagt: «Wir werden nun am Samstag trainieren, dann bekommen die Spieler bis Dienstag frei. Wir verzichten darauf, uns die Hand zu geben – ansonsten haben wir keine speziellen Anti-Coronavirus-Vorkehrungen getroffen.» Direktor Michele Campana ergänzt: «Am Montag werden wir dafür plädieren, die nächsten Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Bei weiteren Verschiebungen hätten wir wohl kaum noch freie Daten.»