Letzte Saison war Muci bei GC trotz Toren lange nur zweite Wahl
«Das war speziell. Verstanden habe ich es nicht immer»

GC-Stürmer Nikolas Muci hat mit 22 Jahren viele Hürden überwunden. In seinem ersten grossen Interview spricht er über die harte Zeit rund um sein Profidebüt, wie er sich in die GC-Startelf gekämpft hat und weshalb sich Teamkollegen über sein Necessaire lustig machen.
Publiziert: 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 09:15 Uhr
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Doch Muci musste mit 22 Jahren schon viele Hürden überwinden: «Es scheint Teil meines Weges zu sein, dass ich immer etwas mehr arbeiten muss, um den nächsten Schritt erleben zu können.»
Foto: Sven Thomann
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Tobias WedermannFussballchef

«Schau, ich hab jetzt Muci-Power auf dem Schuh!», ruft ein Bub auf dem GC-Campus, nachdem Stürmer Nikolas Muci während des Interviews mit Blick von zahlreichen Kids-Camp-Teilnehmern erblickt wurde und anschliessend Dutzende Unterschriften geben musste – auf Trikots, Caps, Schienbeinschonern und Schuhen. Der 22-Jährige ist nach einer Saison zu einem Liebling der Fans geworden. Bodenständig, immer mit vollem Einsatz und mit ganz wichtigen Toren im Abstiegskampf.

Nikolas Muci, haben Sie nach zwei Niederlagen zum Start schon wieder Angst vor dem Abstiegskampf?
Nein, nein, nein. Ich glaube, wir sind in einer ganz anderen Situation als vor einem Jahr. Es hat sich nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld im Klub verändert. Wir haben einen klaren Plan und das Wichtigste: Wir haben eine sehr gute Mentalität im Team.

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Seit einem Jahr ist der Schweizer Stürmer Nikolas Muci bei GC.
Foto: Sven Thomann

Neu sind Sie auch gesetzter Stammstürmer. Das war in der abgelaufenen Saison zum Unverständnis vieler nicht so.
Ich habe mehr Verantwortung als in der abgelaufenen Saison. Auf und neben dem Platz, da viele neue Spieler auch jünger sind als ich und ich sie unterstützen möchte. Aber ich muss auch Tore abliefern als Stürmer, wir wissen alle, wie schnell es sonst gehen kann.

In der letzten Saison waren Sie bereits der Toptorschütze des Klubs, doch sowohl Marco Schällibaum als auch Tomas Oral setzten kaum auf Sie als Stammkraft. Haben Sie das verstanden?
Das war speziell. Verstanden habe ich es nicht immer. Aber das ist der Job des Trainers, und meiner ist es, Vollgas zu geben auf dem Feld. Ich musste mir das letzte Jahr hart erkämpfen, und es gab Phasen, die für mich schwierig waren. Ich habe allerdings nie aufgegeben und konnte für mich persönlich viel daraus lernen.

Zum Beispiel?
Positiv bleiben, im eigenen Kopf als auch mit den Mitspielern im Training. Nur dort Energie reinpacken, wo ich etwas beeinflussen kann. Und bei allem auch nie vergessen, die Freude am Fussball und eine gewisse Lockerheit nicht zu verlieren.

Nikolas Muci persönlich

Nikolas Muci wurde am 8. Februar 2003 in Lenzburg im Kanton Aargau geboren. Aufgewachsen im Tessin begann er seine Fussballkarriere in den Jugendteams von FC Riva, Mendrisio und ab 2014 in der U9 vom FC Lugano. 2021 debütierte er in der 1. Mannschaft, wurde anschliessend von 2022 bis 2024 an den FC Wil ausgeliehen. Im Sommer 2024 wechselte er fest von Lugano zu den Grasshoppers. International spielte er für die Schweizer Nati in der U16, U17, U19, U20 und U21. Nikolas Muci hat einen Bruder, Alexander Muci, der zuletzt Goalie beim FC Wil war, und eine Schwester.

Nikolas Muci wurde am 8. Februar 2003 in Lenzburg im Kanton Aargau geboren. Aufgewachsen im Tessin begann er seine Fussballkarriere in den Jugendteams von FC Riva, Mendrisio und ab 2014 in der U9 vom FC Lugano. 2021 debütierte er in der 1. Mannschaft, wurde anschliessend von 2022 bis 2024 an den FC Wil ausgeliehen. Im Sommer 2024 wechselte er fest von Lugano zu den Grasshoppers. International spielte er für die Schweizer Nati in der U16, U17, U19, U20 und U21. Nikolas Muci hat einen Bruder, Alexander Muci, der zuletzt Goalie beim FC Wil war, und eine Schwester.

Etwa die Lockerheit, mit der Sie in der finalen Phase des Abstiegskampfs mit Fallrückziehern und Hackentricks überlebenswichtige Tore erzielt haben?
Genau. (Lacht.) Ich schaffe es auf dem Feld sehr gut, alles rundherum auszublenden. Ich performe am besten, wenn ich daran denke, dass ich einfach mit meinen Jungs auf dem Bolzplatz kicke und alles drum herum unwichtig ist. Nur aufgrund dieser Einstellung kann ich überhaupt solche Tore erzielen. Dabei hilft mir auch mein Mentaltrainer.

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«Da ich fast ausschliesslich hierzulande aufgewachsen bin und auch schon für die U-Nati spielen durfte, hat die Schweiz schon einen speziellen Platz in meinem Herzen.»
GC-Stürmer Nikolas Muci
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Also wie früher, als Sie Ihren Bruder unter Beschuss genommen haben, der ebenfalls Fussballer ist und Goalie?
Es hat mir als Stürmer alles andere als geschadet, wenn ich die ganze Kindheit lang immer und immer wieder auf einen sehr guten Goalie geschossen habe (lacht). Wir haben eine sehr enge Beziehung. Früher war alles ein positiver Wettkampf zwischen uns, und wir haben viel zusammen erlebt. Aber auch mit meiner kleinen Schwester, die auf so vielen Ebenen sehr ambitioniert und ebenfalls sportlich im Volleyball unterwegs ist. So ticken wir Mucis: sportlich und sehr ehrgeizig.

Sie haben drei Pässe. Für welches Land schlägt eigentlich Ihr Herz?
Mein Vater kommt aus Italien, meine Mutter aus Deutschland. Geboren bin ich im Aargau und bin dann mit zwei Jahren ins Tessin gezogen, wo ich aufgewachsen bin. Ich habe Charakterzüge und Blut aus allen drei Ländern in mir. Da ich fast ausschliesslich hierzulande aufgewachsen bin und auch schon für die U-Nati spielen durfte, hat die Schweiz schon einen speziellen Platz in meinem Herzen.

Familienmensch, Fussballer – was machen Sie sonst noch in Ihrer Freizeit?
Ich habe vor einem Jahr ein Studium in Betriebsökonomie und Sportmanagement begonnen. Ich habe gemerkt, dass ich meinen Kopf noch ausserhalb des Fussballs beanspruchen möchte. Es hilft mir auch, abzuschalten. Statt Netflix oder Playstation arbeite ich nach den Trainings für mein Studium. Ich kann dabei meinen Horizont erweitern und lerne andere Perspektiven des Sports kennen.

Auch beim Umgang mit Luxus sollen Sie einen ganz anderen Weg gehen als jener des Klischee-Fussballers. Teamkollegen sollen Sprüche über Ihr Necessaire gemacht haben.
Ja, wir haben unser Necessaire stets dabei im Training oder beim Spiel. Viele Fussballer haben solche von teuren Marken. Mir war das immer egal. Mein Necessaire war sehr alt, keine Ahnung von welcher Marke, und etwas schmutzig. Mitspieler haben darüber gescherzt, und zu meinem Geburtstag haben sie mir eines von einer Luxusmarke geschenkt. Es ist mein einziger Artikel dieser Art. Den lass ich aber in Zürich, wenn ich das Tessin besuche. Sonst denken meine Kollegen, ich hätte mich verändert.

Sie haben eine enge Bindung zum Tessin. Seit der U9 haben Sie beim FC Lugano gespielt, standen als Fan in der Kurve, gaben 2021 Ihr Profidebüt. Wieso hats mit dem Durchbruch nicht geklappt?
Das war eine sehr spezielle Situation. Ich hatte eine gute Saison bei der U18 und machte im Sommer 2021 sogar die komplette Vorbereitung bei der 1. Mannschaft mit. Sowohl im Vorbereitungsspiel gegen Inter Mailand als auch im damaligen Saisonauftakt gegen den FCZ stand ich in der Startelf. Und dann war ich plötzlich weg, eine Woche später nicht mal mehr im Kader.

Was war passiert?
Alle sagten mir, es seien politische und nicht leistungsbezogene Gründe. Für mich persönlich war das mit 18 Jahren sehr hart. Das macht etwas mit deinem Kopf, wenn du plötzlich ganz oben bist, dein Traum in Erfüllung geht – und dann alles wieder weg ist. Als Mensch bin ich in dieser Zeit rückblickend sehr gewachsen. Ich habe anschliessend in der U21 mein Bestes gegeben, kam zu Teileinsätzen in der Super League und habe zum Saisonende signalisiert, dass ich gerne Spielpraxis bei einem Klub sammeln möchte.

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«Vielleicht eher Serie A. Aber dafür wartet noch sehr viel Arbeit auf mich.»
GC-Stürmer Nikolas Muci über den Traum einer Top-5-Liga
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Es folgten zwei Leihjahre beim FC Wil in der Challenge League.
Wie immer in meinem bisherigen Leben habe ich dort auch nichts geschenkt bekommen. Ich musste mich zuerst vier, fünf Monate lang beweisen und durchsetzen. Zudem das erste Mal alleine, weg von der Familie. Danach habe ich in dieser Zeit vermutlich über 70 Spiele gemacht, Tore geschossen, wurde Stammspieler in der U-21-Nati. Eine sehr schöne Zeit.

Und dann freute man sich bei Lugano über die Rückkehr eines einheimischen Stürmers, der den nächsten Schritt machen konnte bei Wil?
Ich würde es anders formulieren. Schon während meiner Zeit in Wil gab es sozusagen keinen Kontakt zu Lugano. Ich dachte mir, die würden mich schon beobachten und meine Entwicklung verfolgen. Sportchef Carlos Da Silva hat mir dann vor einem Jahr gesagt, dass ich Stürmer vier oder fünf sein würde bei Lugano. Das war sehr schwer für mich zu akzeptieren. Es scheint Teil meines Weges zu sein, dass ich immer etwas mehr arbeiten muss, um den nächsten Schritt erleben zu können. 

Wo soll der nächste Schritt von GC aus weitergehen? Bundesliga oder Serie A?
Oh, das ist eine sehr schwierige Frage (lacht). Vielleicht eher Serie A. Aber dafür wartet noch sehr viel Arbeit auf mich. Ich habe noch Träume und Ziele im Leben sowie für meine Karriere, aktuell ist dieser Fokus voll auf GC. Ich will zusammen mit den Jungs möglichst viel aus dieser Saison machen.

Von U16 bis U21 waren Sie in den Nationalteams. Ist das eines dieser Ziele? Die Schweizer Nati?
Ja, das will ich eines Tages erreichen. Doch dafür muss ich noch viel leisten.

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