Stankovic rankt die besten Mittelfeldspieler
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Wo landet Papa Dejan?Stankovic rankt die besten Mittelfeldspieler

Inter-Leihgabe lernt Deutsch
Bleiben Sie jetzt in Luzern, Herr Stankovic?

FC-Luzern-Leihgabe Aleksandar Stankovic äussert sich zu Transfergerüchten und zu seiner Entwicklung. Der Sohn des ehemaligen Inter-Stars Dejan Stankovic lobt die Luzerner Fans und Trainer Mario Frick.
Publiziert: 23.04.2025 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2025 um 13:37 Uhr
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In Luzern fühlt sich Aleksandar Stankovic wohl.
Foto: Benjamin Soland
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Aleksandar Stankovic, stimmt es, dass Sie Deutsch lernen?
Ja, das stimmt. Einmal in der Woche besuche ich Lektionen.

Dann switchen wir für dieses Gespräch doch von Italienisch zu Deutsch?
Nein, so weit bin ich noch nicht. Ich verstehe aber immer mehr, was meine Teamkollegen auf dem Platz oder beim gemeinsamen Abendessen sagen. Auch wenn ich Deutsch lerne und oft Schweizerdeutsch gesprochen wird.

Gefällt Ihnen die Sprache?
Ni (Anm. d. Red: jein auf Italienisch).

Wenn Sie Deutsch lernen, heisst das, dass Sie sich eine weitere Saison in Luzern vorstellen können, obwohl im Sommer das Leihjahr endet und Sie sehr wahrscheinlich zu Inter zurückkehren?
Das hängt nicht von mir ab. Ich bin froh, hier zu sein, und will die Saison bestmöglich abschliessen. Für die Mannschaft, für den Trainer und vor allem für die Fans, die grossartig sind.

Mario Frick glaubt, dass wir Sie nächste Saison nicht mehr hier sehen werden. Sportchef Remo Meyer dagegen möchte Sie am liebsten weiterhin beim FCL halten. Was sagen Sie dazu?
Meinem Berater sage ich stets, dass er mir zu diesem Thema nichts sagen solle. Bis zum letzten Tag, an dem ich hier bin, will ich nichts von irgendwelchen Anrufen von anderen Klubs wissen. Ich will mich tagtäglich auf die Arbeit mit dem Team konzentrieren, sodass ich die Fans und den Klub glücklich machen kann.

Dann sagen wir Ihnen, dass schon Klubs aus der Bundesliga und der FC Brügge in Belgien angeklopft haben sollen. Sind Sie überrascht, wie gut Sie sich in Ihrer ersten Profisaison hier in der Schweiz entwickelt haben?
Überrascht ist ein grosses Wort. Ich glaube an mich und weiss, weshalb ich Fussballer geworden bin und jeden Tag auf den Platz gehe. Wie und wo es in Zukunft weitergeht, werden wir sehen. Nur Gott weiss es. Gerüchte gehören zum Fussball-Business. Man muss lernen, damit umzugehen, und den Fokus auf die tagtägliche Arbeit setzen, damit man das Bestmögliche auf dem Platz zeigen kann.

Von Blick sind Sie nach dem 5:0 gegen YB zum vierten Mal in das Team der Runde aufgenommen worden. Was bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?
Es ist eine grosse Ehre, und es bedeutet mir viel. Aber nach einem solchen Spiel hätte ich diese Auszeichnung allen Spielern des FC Luzern gegeben.

Ihre Leistungen sind bestimmt auch Ihrem Stammklub Inter aufgefallen. Wie oft haben Sie die Verantwortlichen gehört?
Das letzte Mal hat mich Dario Baccin (Anm. d. Red: Inter-Vizesportchef) nach dem Basel-Spiel Anfang März angerufen und mir ein Kompliment gemacht. Ich habe es sehr geschätzt. Zu wissen, dass eine grosse Mannschaft wie Inter deine Spiele verfolgt, erfüllt mich mit Stolz. Und es motiviert mich, weiter Gas zu geben.

Und Inter-Trainer Simone Inzaghi?
Persönlich habe ich ihn nicht gehört. Aber mein Bruder Filip war kürzlich im Inter-Trainingszentrum für seine Reha, und da hat er mir über ihn Grüsse ausrichten lassen. Das hat mich sehr gefreut.

Hier in Luzern haben Sie mit Mario Frick einen Trainer vorgefunden, der seit dem ersten Tag voll auf Sie setzt. Wie beschreiben Sie Ihre Beziehung zu ihm?
Mir ist der menschliche Aspekt des Trainers sehr wichtig. Und da gibt es nichts an ihm auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Der «Mister» ist eine fantastische Person, die mir in allen Situationen enorm hilft. Er schafft es immer wieder, das gewisse Etwas aus mir herauszukitzeln, sei es mit einem lockeren Spruch, einem Witz oder aufmunternden Worten. So kann ich auf dem Platz noch besser performen.

Die ganze Fussballschweiz fragt sich, wie es Luzern mit so vielen Jungen schafft, eine so starke Saison hinzulegen. Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsrezept?
Unsere Leaderfiguren haben daran einen grossen Anteil. Ich will niemanden vergessen, aber Dorn, Knezevic, Rrudhani, Grbic, Ciganiks und Vasic schaffen es, dass sich alle innerhalb des Teams wohlfühlen und keine Differenzen zwischen den Jungen und den in Anführungszeichen «Erwachsenen» entstehen. Wir verstehen uns als eine Einheit. Und nur deshalb können wir so gut funktionieren.

Wenn man Sie während der Saison beobachtet hat, ist schnell Ihre enge Beziehung zu den Fans aufgefallen. Sie geniessen es jedes Mal enorm, nach den Spielen vor der Kurve zu feiern. Was bedeutet Ihnen das?
Es sind Emotionen, die nicht erklärbar sind. Wenn ich die Menschen sehe, die für dieses Trikot ihr Leben hergeben würden, an alle Spiele kommen und bis zum Schlusspfiff lautstark singen, dann kann ich nicht nur 50 Prozent geben. Nein, dann will ich für sie 300 Prozent geben, ein Wadenbeisser sein und mir das Hemd vom Leib reissen. Zumal man auf dem Feld spürt, wie stark die Fans hinter uns stehen. Jedes Mal, wenn wir in Schwierigkeiten sind, werden sie lauter. Das pusht mich enorm.

Haben Sie diese Beziehung zu den Fans erwartet, als Sie nach Luzern kamen?
Ich habe es gehofft. Ich erinnere mich an das erste Spiel gegen Servette. Als es kurz vor Anpfiff lauter wurde, habe ich mich zur Kurve gedreht und gedacht: «Okay, jetzt gehts los.» Ich bin wirklich froh, mit so leidenschaftlichen Fans zu tun zu haben. Denn ich bin ähnlich gestrickt.

Sie sind einer von vielen in der jüngeren Vergangenheit, die aus Italien in die Super League kommen und die Schweiz erfolgreich als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen. Wie erklären Sie sich das?
Ich kann nur für mich sprechen. Und ich würde es 1000-mal wieder tun. Ich wollte aus meiner Komfortzone raus – statt in die Serie B oder Serie C ausgeliehen zu werden. Zudem habe ich bei vielen um Rat gebeten. Unter anderem bei meinem Freund Federico Dimarco. Dabei habe ich festgestellt, dass dieser Weg gut zu mir passen könnte. Denn es wird hier ein guter Fussball mit einer hohen Intensität und harten Zweikämpfen gespielt.

Nun stehen noch fünf Spiele in der Championship Group an. Was liegt für den FCL drin?
Wir wollen das höchstmögliche Ziel erreichen.

Ein Platz in Europa muss am Ende also mindestens herausschauen?
Hoffen wir es.

Selber haben Sie noch nie in Europa gespielt – Ihr Vater, Dejan Stankovic, dagegen schon. Einmal gewann er sogar die Champions League (2010). Was haben Sie für Erinnerungen an Ihre Kindheit, als Ihr Vater noch Fussballer war?
Mir kommt sofort in den Sinn, wie oft wir drei Brüder mit unserem Vater nach dem Spiel auf den Platz durften. Es war jedes Mal etwas ganz Spezielles. Egal ob wir einfach auf dem Rasen von San Siro standen oder auf das Tor schiessen konnten. Das sind Sachen, die man nie vergisst.

Und wie kann man sich das Aufwachsen im fussballverrückten Hause Stankovic sonst noch vorstellen?
Wir haben immer und überall Fussball gespielt. In der Wohnung lagen 3000 Bälle herum, und unsere Mutter hatte immer Angst um ihre Vasen (lacht). Draussen im Garten spielten wir aber immer schön geregelt in Teams gegeneinander.

Wie habt ihr die Teams aufgeteilt?
Mein Vater und ich gegen Stefan und Filip.

Und wer hat jeweils gewonnen?
Immer mein Vater und ich. Aber wenn ich ehrlich bin, liegt das rückblickend mehr an meinem Vater als an mir (lacht).

Ihre Mutter muss viel Geduld gehabt haben.
Ich bewundere sie dafür. Das Verrückte ist ja, dass ihr Bruder auch Fussballer war. Dann hat sie meinen Vater kennengelernt. Daraus sind drei fussballverrückte Jungs entstanden. Und dann haben wir noch einen männlichen Hund, der genauso den Bällen nachrennt. Wahnsinn, was sie alles aushalten musste (lacht). Sie ist wirklich die beste Mutter, die man sich vorstellen kann.

Ihr ältester Bruder Stefan hat seine Laufbahn inzwischen frühzeitig beendet. Filip ist Goalie und derzeit von Inter an Venezia ausgeliehen, wo er bis zu seiner Verletzung stark aufgespielt hat. Gibts den gemeinsamen Traum, zusammen im San Siro aufzulaufen?
Als Interisti träumen wir seit unserer Kindheit davon, vor den Inter-Fans zu spielen. Wir müssen auf diesem Weg weitermachen. Dann werden die Träume hoffentlich in Erfüllung gehen.

Wie intensiv verfolgen Sie Inter noch heute als Fan?
Wenn ich nicht selber spiele, versuche ich alle Spiele zu sehen.

Dann haben Sie auch beim Viertelfinal gegen Bayern ordentlich mitgefiebert?
Und wie. Ich habe bis zum Schluss mitgelitten.

Liegt das Triple für Inter drin?
Ich hoffe es von ganzem Herzen, dass sie es schaffen. Sie haben es drauf. Es ist eine grossartige Mannschaft.

Zum Schluss müssen Sie uns noch eine Kostprobe Ihres Deutsch geben. Was geben Sie den FCL-Fans mit auf den Weg?
Hopp Luzern!

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