Im Mittelkreis steht ein Grill
Hardturm-Stadion wird von Fahrenden besetzt

Es wird Fussball gespielt im Hardturm! 2021? 2022? Nein, gestern und heute. 8 (!) Jahre nach dem überhasteten Abbruch haben Schweizer Jenische die Fussball-Arena besetzt. Ein Besuch.
Publiziert: 10.05.2015 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:55 Uhr
Von Max Kern (Text) und Antonio Robledo (Fotos)

Früher wurden hier beim Zürcher Fussball-Tempel in den mit Backsteinen gemauerten Kassa-Häuschen Tickets für Länder- oder Champions-League-Spiele von GC verkauft.  Jetzt hängt an einem Gitter ein Plakat, auf dem steht: «Anerkennung für das Jenische Volk».

Wenige Meter dahinter, wo bis zum Eintreffen der Abrissbirne 2007 das im 19. Jahrhundert gebaute Pissoir vor sich hin stank, steht ein frisch geputzter Wohnwagen. Daneben ein Toi-Toi-WC. In der Nacht auf den 1. Mai sind 120 Schweizer Fahrende mit ihren Campern vorgefahren.

Claude Gerzner (46) ist einer von ihnen. Mit seinen Kids Anthony (13) und Justin (11) sitzt er am Mittag unter einer Zeltblache vor seinem mobilen Heim. Es gibt Wienerli und Kartoffelsalat.

Gerzner, Sprecher der Hardturm-Besetzer, sagt: «Dass das Hardturm-Stadion weg ist, das ist doch ein Witz! Ich hoffe, es kommt wieder. Aber wir Fahrenden warten auch schon lange auf unsere Stand- oder Durchgangsplätze.»

Später, als die beiden Kinder im Kleinbus vor der Playstation sitzen, zeigt Gerzner SonntagsBlick kurz seine Brandwunden. Der ganze Körper ist übersät davon. «Die sind alle aus der Zeit im Kinderheim.» Schon kurz nach der Geburt wird der Kleine seiner Mutter weggenommen. «Das war von der Pro Juventute in der sogenannten Aktion Kinder der Landstrasse.»

Mit zehn entdecken ihn die Eltern in einem Heim. Für ein Jahr lernt er danach im Zuhause auf Rädern das Leben der Fahrenden kennen. «Doch dann schnappten wieder die Handschellen zu.»

Erst mit 16 ist Gerzner ein freier Mensch. «Ich musste erst meine Eltern suchen. Ich bin eines der wenigen Opfer von Pro Juventute, das den Weg zurück zu unserer traditionellen Lebensweise gefunden hat.»

Jetzt kämpft Gerzner («ich lebe vom Textilhandel») auf der Hardturm-Brache für mehr Durchgangsplätze für die Fahrenden. «Der Bund hat ganz klar rausgegeben, dass jeder Kanton Platz zur Verfügung stellen muss. Leider halten sich die meisten nicht daran. Bis uns die Stadt Zürich entgegenkommt, bleiben wir hier. Aber wir wollen auf dem Hardturm keinen Durchgangsplatz. Wir werden wieder gehen. Und wenn wir den Platz verlassen, wird er so sauber sein wie zuvor.»

Kleine Jungs spielen Fussball. Dort, wo früher mit Kreide der Mittelkreis gezeichnet wurde, als der legendäre Fredy Bickel († 1999) für GC sieben Meistertitel und acht Cupsiege erspielte, steht jetzt auf geteertem Boden ein Grill. «Hier dürfen wir Feuer machen», sagt der Sprecher der Jenischen, «das ist nicht überall so.»

Und wann heissts «Feuer frei!» für das erste Fussballspiel von FCZ und GC im neuen Hardturm? 2021, 2022?

Die Grasshoppers lassen ausrichten: «Die beiden Zürcher Klubs sind gegenwärtig damit beschäftigt, zusammen mit der Stadt Zürich den Investorenwettbewerb vorzubereiten. Zu diesem Zeitpunkt können keine weiteren Aussagen gemacht werden.»

Vielleicht sollten die Profi-Fussballer auch mal demonstrieren ... Für ein Fussballstadion, das seinen Namen verdient. Hardturm.

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