Fussball-Schiri Hänni über sein Leiden
«Die Krebsdiagnose war so surreal!»

Er hat den Darmkrebs überstanden und ist wieder zurück auf dem Platz: Schiri Nikolaj Hänni (45). Im Interview spricht er offen über seine Erkrankung und wie er damit umgegangen ist.
Publiziert: 03.03.2021 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2021 um 19:52 Uhr
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Nach längerer Krankheit pfeift Ref Nikolaj Hänni am Sonntag nach über einem Jahr wieder eine Super-League-Partie.
Foto: freshfocus
Eynat Bollag

Nach Ihrer Krebserkrankung konnten Sie am Sonntag in Lausanne endlich wieder ein Super-League-Spiel pfeifen. Waren Sie nervös?
Nikolaj Hänni:
Ich bin immer nervös vor einem Match. Oder sagen wir, angespannt. Das hat nichts mit dem Krebs zu tun. Ein gewisses Grundkribbeln muss da sein.

Dennoch hat sich mit dieser Partie ein Kreis geschlossen...
Genau. Denn dieses Super-League-Spiel war für mich vor allem während der Krankheit bedeutend. Es war für mich während dieser ganzen Zeit ein Ankerpunkt. Ich wusste, dorthin will ich nochmals.

Was ging Ihnen nach dem Schlusspfiff durch den Kopf?
Ich war froh, dass alles gut gegangen ist, dass es keine Spieler Ansammlungen oder Spieler gab, die zu mir kamen, um mir mitzuteilen, was ich für ein – Sie wissen schon – bin.

Ihr erster Einsatz nach der Erkrankung wars ja nicht. Sie haben im Februar bereits zwei Challenge-League-Spiele geleitet. Wie war das allererste Spiel?
Es war für mich sehr emotional und auch eine Art Test à la: «ja, magsch dänn eigentlich no?». Das war dann aber zum Glück kein Problem.

Waren Sie vor der Partie nervöser als normal?
Ja, das kann man so sagen, weil es ja doch die eine oder andere Unbekannte gab. Einerseits das Körperliche, der Respekt vor dem Läuferischen und andererseits die Routine.

Der 19. Oktober 2019: Was war das für ein Tag?
Es war ein Donnerstag. Ich hatte einen Termin für eine Darmspiegelung. Als ich nach der Narkose langsam wieder aufwachte, hörte ich den Arzt zu mir sagen: «Das ist der Krebs. Das sieht nicht gut aus.» In diesem Moment hatte ich das Ganze allerdings noch nicht richtig realisiert. Es hiess dann, ich solle meine Frau anrufen, damit sie mich holen kommt, aber sie müsse dann noch schnell reinkommen. Ihren Gesichtsausdruck, als sie reingelaufen kam, werde ich so schnell nicht mehr vergessen.

Was hat die Diagnose bei ihnen ausgelöst?
Es ist so surreal. Man hat das Gefühl, man schläft und wacht jeden Moment auf und sagt sich: Läck, war das ein Scheiss-Traum. Die ersten drei Nächte habe ich kein Auge zugemacht. Meine Frau übrigens auch nicht. Beim Krebs spricht man immer vom Patienten, dabei ist es für den Partner mindestens so schwierig. Sie musste einfach funktionieren.

Hatten Sie jemals Angst?
Nein. Ich dachte auch immer, dass ich nie gefragt hätte, ob ich sterben könne. Bis meine Frau mir erzählt hat, dass meine erste Frage an den Arzt gewesen sei: «Wie lange noch?» Aber daran mag ich mich nicht mehr erinnern.

Wie ging es Ihnen bezüglich Schmerzen?
Während der Therapie hatte ich nie gross Schmerzen. Nur während der Bestrahlung in den letzten zwei Wochen – da dann dafür das volle Programm. Von Ziehen, Brennen über Jucken bis Beissen, alles. Aber im Vergleich zu dem was andere teilweise aushalten müssen, wars wohl absolut Peanuts. Darum sah ich den Krebs – das mag jetzt vielleicht komisch klingen – wie eine dumme Grippe und ich habe mir immer gesagt: das überstehe ich sowieso.

Das zeugt von sehr viel Kraft.
Meine Frau und mein kleines Töchterchen waren Motivation hoch drei.

Nach der Chemo wollten sie eigentlich bereits Ende 2020 auf den Platz zurückkehren. Daraus wurde aber Februar. Weshalb?
Der Körper sagt einem, ob es tatsächlich geht oder eben nicht. Und wenn man sich überlegt, dass ich während einem halben Jahr ein halbes Kilo Tabletten geschluckt und vier Liter Chemo-Flüssigkeit zu mir genommen habe… Da braucht der Körper einfach eine gewisse Zeit zur Erholung.

Apropos Zeit. Im Sommer haben Sie ihr Schiedsrichter-Pensionsalter erreicht. Stinkt Ihnen das?
Nein. Ich bin jetzt 45 und durfte sehr viele Spiele machen. Ich freue mich jetzt einfach, noch bis im Mai Spiele leiten zu dürfen, aber auch auf die Zeit danach.

Sie werden am 21. Mai also keine Tränen vergiessen?
Ich denke nicht, dass ich nach meinem letzten Spiel Rotz und Wasser heulen werde. Man soll dann aufhören, wenn es am schönsten ist.

Werden Sie danach als VAR weiter machen?
Dani Wermelinger (Chef der Spitzenschiris, d. Red.) und ich werden nach dem 21. Mai in Ruhe zusammensitzen und das anschauen.

Hat die Krankheit Sie in irgendeiner Form verändert?
Ganz klar nein. Zum Glück. Sie war ein Teil in meinem Leben, aber irgendwann kommt der Punkt, wo es einfach fertig ist. Hoffentlich für immer.

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