FCZ-Boss Canepa zu Geisterspielen
«Wir hätten massive Liquiditätsprobleme!»

Das Coronavirus macht auch vor dem Sport nicht halt. FCZ-Präsident Ancillo Canepa (66) spricht darüber, welche Konsequenzen Geisterspiele für seinen Verein hätten und wie das Virus sein Leben beeinflusst.
Publiziert: 06.03.2020 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2020 um 10:56 Uhr
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Ancillo Canepa beschäftigt das Thema Coronavirus.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Michael Wegmann

BLICK: Ancillo Canepa, wie beurteilen Sie die Corona-Situation in der Schweiz?
Ancillo Canepa:
Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, wir haben keine Erfahrung mit diesem Krankheitserreger. Deshalb kann ich nachvollziehen, dass man mit Massnahmen übervorsichtig ist. Ich kann aber nicht ganz verstehen, dass bei einer der grössten Übertragungsquellen, nämlich dem öffentlichen Verkehr, offenbar noch nicht mit dem gleichen Massstab vorgegangen worden ist. Wenn ich an all die überfüllten Züge, Trams und Busse denke, mache ich mir schon Sorgen.

Dann benutzen Sie im Moment den öffentlichen Verkehr nicht?
So ist es.

Sie und Ihre Gattin Heliane sind beide über 65 und Raucher. Sie gehören definitiv zur Risikogruppe. Haben Sie Angst vor dem Coronavirus?
Angst nicht, aber Respekt sicher.

Keine Hamsterkäufe getätigt?
Nein, im Gegenteil. Wir waren Opfer dieser Hamsterkäufe. Helianes Lieblingsdose «weisse Bohnen in Tomaten-Sauce» war restlos ausverkauft. Sie musste sich mit Erbsli begnügen.

Wie beeinflusst der Coronavirus Ihren Alltag? Gibts Veranstaltungen, die Sie gerne besucht hätten und nun nicht dürfen?
Eine Hochzeitseinladung nach St. Moritz wurde soeben abgesagt.

Lesen Sie viel über das Thema – oder versuchen Sie sich nicht zu stark mit dem Thema auseinanderzusetzen?
Natürlich beschäftige ich mich mit dem Thema. Wir haben eine grosse Verantwortung als Arbeitgeber – auch gegenüber unseren Fans.

Eher Hypochonder oder Fatalist?
Weder, noch. Realist.

Schütteln Sie also weiterhin die Hände beim «Grüezi» sagen?
Nein, wir haben andere Begrüssungsformen finden müssen.

Grossen Einfluss hat der Virus auf den Schweizer Fussball. Was passiert, wenn Partien mit Zuschauern weiterhin verboten bleiben?
Die meisten Schweizer Fussballvereine werden in finanzielle Probleme geraten – so auch wir. Pro nicht ausgetragenes Spiel beträgt der finanzielle Schaden für den FCZ im Schnitt rund 250'000 Franken.

Könnte es sich der FCZ leisten, die Saison ohne Zuschauer fertig zu spielen?
Leisten kann sich das der FCZ auf keinen Fall. Wir hätten massive Liquiditätsprobleme, wie andere Vereine auch.

Es gibt Klubverantwortliche, die tendieren aus wirtschaftlicher Sicht eher zu einem Liga-Abbruch als zu Geisterspielen. Was denken Sie?
Das ist eine seltsame Einstellung.

Bei einem Liga-Abbruch wäre aber der FCZ für die Europa-League qualifiziert. Ende Vorrunde stand man noch auf Platz vier.
Falls die Meisterschaft tatsächlich abgebrochen würde, müsste man natürlich die Teilnehmer für den Europa Cup bestimmen. Für mich klar, dass man die vier erfolgreichsten Europa-Cup-Teilnehmer der letzten fünf Jahre nominieren müsste.

Sind solche Einnahme-Ausfälle eigentlich versichert?
Man kann praktisch alles versichern. Nur sind die Prämien horrend hoch. Wir können uns eine solche Versicherung auf jeden Fall nicht leisten.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob Sie Saisonkarten-Inhaber bei allfälligen Geisterspielen entschädigen?
Das ist eines von vielen Themen, mit denen wir uns im Moment beschäftigen.

Sie bezahlen 500'000 Franken Stadionmiete pro Saison. Müssten Sie Geisterspiele auch im Letzigrund austragen, oder könnten Sie woanders spielen und Miete sparen?
Das Problem ist: Andere wie von Ihnen vorgeschlagene Standorte verfügen nicht über SFL-taugliche Spielfelder.

Was machen Sie nun an den Wochenenden? Schauen Sie sich Nachwuchsspiele an? Oder planen Sie als grosser Bundesliga-Fan gar einen Ausflug nach Deutschland?
Ich hoffe, dass die Spiele des SFVs – also unsere Nachwuchsspiele – durchgeführt werden, und wir mehr Zeit haben, unsere Junioren zu sehen. Ein Ausflug ins Ausland kommt nicht in Frage.

Sie tragen auch die Verantwortung für hunderte von Juniorinnen und Junioren. Hat der FCZ spezielle Vorkehrungen getroffen?
Wir sind uns der Verantwortung bewusst, wir haben schon Vorkehrungen getroffen und werden uns weitere Massnahmen überlegen, falls nötig.

Frotteetücher sollen nach einmaligem Gebrauch sofort gewaschen werden. Bekommt die Wasch-Equipe Ende Saison einen Bonus?
Die Frage ist nicht relevant, da die Utensilien schon immer tagtäglich gewaschen werden.

In den nächsten Tagen wollte man über die Liga-Reform abstimmen. Fällt diese nun dem Coronavirus zum Opfer?
Die Abstimmung findet an der ausserordentlichen Generalversammlung am 16. März statt.

Wenn man dem Corona-Virus auch mit Humor begegnen darf, könnte man sagen, der Virus habe auch was Gutes: Der FCZ wird vier Wochen kein Pflichtspiel verlieren.
Das wäre ein kleiner Trost.

Mit 2 Punkten aus 5 Spielen ist der FCZ das schwächste Rückrunden-Team der Liga. Was sagen Sie zu den bisherigen Auftritten?
Die Enttäuschung ist natürlich gross. Wir haben die erste Saisonhälfte recht erfolgreich abgeschlossen, die Erwartungen waren dementsprechend höher. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir an die Erfolge anknüpfen können. Man sollte den FCZ noch nicht abschreiben.

Kurz vor Rückrundenstart haben Sie den Vertrag mit Trainer Ludovic Magnin verlängert. Bereuen Sie dies nun bereits?
Sicher nicht. Ich lasse keine Trainer-Diskussion zu.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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