Jeder einzelne Spieler des 2000er-Teams des FC St. Gallen ist in den Legendenstatus erhoben worden. Denn die Espen waren zuvor erst einmal Meister gewesen: 1904. Und seither auch nie wieder. Zu den Legenden gehört auch Ionel Gane, von allen nur Jerry gerufen. Der lebenslustige Rumäne begeisterte die Fans, obwohl er im Schatten von Torschützenkönig Charles Amoah steht. Heute ist Gane Assistenztrainer der rumänischen Nationalmannschaft.
BLICK: Jerry Gane, verfolgen Sie den FC St. Gallen heute noch?
Ionel Gane: Klar! Live habe ich noch kein Spiel sehen können, weil es die Zeit nicht zuliess. Aber am Sonntag kommts zum grossen Spitzenkampf, nicht?
Ja. St. Gallen spielt in Bern gegen Meister YB.
Eben. Das will ich mir anschauen. Und zwar als hundertprozentiger St.-Gallen-Fan!
Der FC Basel ist das dritte Team in diesem Titelrennen. Mit einem gewissen Marcel Koller als Coach.
Mäse… Unser Meistertrainer 2000. Er ist ein grossartiger Coach. Er stand am Ursprung dieses Titels. Die Trainings waren stark. Und er spürte die Spieler. Auch jene, die Ersatz waren.
Haben Sie heute noch Kontakt mit ihm?
Ja, sogar regelmässig. Zuletzt haben wir uns in Zürich vor zwei Jahren gesehen, als ich zuvor bei St. Gallen gegen den FC Basel im Stadion gewesen war.
Wie nehmen Sie die Ausgabe des FC St. Gallen 2019 wahr? 2000 reloaded?
Ich sehe im Netz, was abgeht. Und zuletzt habe ich Franco di Jorio getroffen. Er hat mir davon erzählt. Es erinnert in der Tat an die Meistersaison. Auch wir spielten damals mit enormem Enthusiasmus. Das Stadion war mit 11'000 Fans fast immer ausverkauft.
Wie war die Stimmung?
Unglaublich! Das Espenmoos war ja ein richtiges Fussballstadion. Klein, eng. Da ging die Post ab. Und nicht nur auf dem Feld. Auch im ganzen Klub, auf der Strasse.
Wurden Sie da oft angesprochen?
Ja. Und das, obwohl ich in Gossau lebte. Die Leute kamen immer wieder zu dir, wollten über den sich anbahnenden Titel sprechen. Als der Titelgewinn dann ganz nahe war, wurde es extrem.
Was verbindet die beiden Mannschaften aus Ihrer Sicht sonst noch?
Dieser Hunger auf ein grosses Erfolgserlebnis. Damals war es ja fast ein Jahrhundert her gewesen, dass St. Gallen letztmals Meister war. Und auch diesmal werden es im Sommer zwanzig Jahre sein. Dazwischen gabs keinen Cupsieg. Nichts.
Wann wussten Sie damals, dass Sie es packen könnten?
Das war im ersten Rückrundenspiel. Wir spielten bei GC. Die Zürcher führten nach einer Viertelstunde 3:0. Doch wir glichen noch vor der Pause aus. Dann ging GC nochmals in Führung, in der Nachspielzeit. Alle dachten: Das wars. Nun startet GC durch. Doch Amoah glich in der fünften Nachspielminute noch aus. Mit diesem unglaublichen 4:4 legten wir die Basis zur Meisterschaft.
Und 2019?
Ich kann nicht viel machen. Höchstens aus der Ferne die Daumen drücken und hoffen. Das tue ich ganz fest.