Druck spüre er keinen, sagt Christopher Routis (29). Höchstens die Beine vom Krafttraining, fügt Christopher Mfuyi (30) lachend an. Die beiden Servette-Routiniers scheinen die Ruhe selbst zu sein – und dies obschon der Aufsteiger nach sechs unterklassigen Jahren gleich zum Saisonstart bei Meister YB ran muss.
«Die Jungen sind sicher nervös, wir zwei eher angestachelt», so Routis. Zusammen mit Abwehr-Partner Mfuyi hat er eine Mission: die Katastrophen-Saison 2012/2013 vergessen machen. Als einzige des aktuellen Kaders sind sie damals bereits dabei, erleben den schmachvollen Abstieg (sieben Punkte hinter Rivale Lausanne) nur zwei Jahre nach dem letztmaligen Aufstieg ins Oberhaus.
«Das war eine schwierige Zeit», seufzt Mfuyi, der im drittletzten Spiel in St. Gallen die Nerven verliert: Beim Stand von 1:4 in der Nachspielzeit schiesst er absichtlich einen Gegner ab und kassiert dafür Rot. Eine symbolische Aktion, meint er rückblickend: «Es gab einige solche Ausraster. Wir hatten viele Probleme, der Druck war riesig». Auch Routis hält diesem nicht Stand: Im letzten Spiel gegen Luzern verschuldet er einen Penalty und fliegt vom Platz. Die Grenats verspielen daraufhin eine 2:0-Führung, verabschieden sich mit einer bitteren 3:4-Pleite in die Challenge League.
«Physisch stark und spielintelligent»
Warum die neue Saison nicht gleich enden wird? «Anders als damals steht Servette heute mit beiden Beinen auf dem Boden», so Routis. Das harmonierende Kader sei grösstenteils zusammengebliebenen, die Strukturen stimmten und der Trainer habe einen klaren Plan.
In diesem spielen die gereiften Mfuyi und Routis eine zentrale Rolle. Coach Alain Geiger: «Beide sind physisch starke und spielintelligente Leaderfiguren». Nur mit solchen könne man in der Super League bestehen. Nach der Verpflichtung des in der Vorbereitung überzeugenden Vincent Sasso (28) dürfte zwar vor allem Mfuyis Einsatzzeit schwinden. Doch die bei Servette ausgebildete Klublegende sei auch abseits des Platzes unverzichtbar, sagt Teamkollege Sébastien Wüthrich, drittbester Skorer der Aufstiegssaison.
«Die Nachwuchsspieler in Genf sind zwar sehr begabt, oft aber auch sehr verrückt», so der 29-Jährige. Gerade für ein Talent wie Kastriot Imeri (18, nach Sasso zweithöchster Marktwert im Team) sei die Präsenz von Spielern wie Mfuyi und Routis entscheidend: «Sie bringen Ruhe und helfen den Jungen zugleich, sich an die härtere Gangart in der Super League anzupassen», sagt der Ex-Sion- und St.Gallen-Offensivmann.
Auftakt gegen den Meister
Auf Talentbegleiter und Leader neben dem Platz wollen sich Mfuyi und Routis jedoch nicht reduzieren lassen. Routis: «Wir kämpfen nicht jeden Tag, um auf der Ersatzbank zu sitzen.» Beide sind hungrig auf Einsatzzeit und auf Punkte. Am liebsten bereits heute gegen YB. «Nur hinten reinstehen, werden wir bestimmt nicht», so Routis.
Der für Offensivfussball stehende Coach Geiger siehts gleich: «YB wird uns sicher sein Spiel aufzwingen, doch wir wollen ohne Angst aufspielen und versuchen, Tore zu schiessen». Denn ohne solche gewinne man schliesslich keine Punkte, fügt er mit einer offenbar ansteckenden Gelassenheit an.
Die Super League geht wieder los! Auf die Saison 2019/20 gibt’s einige gewichtige und würzige Änderungen in der Liga. Wie die neuen Regeln funktionieren, welche Abgänge und Zuzüge es gab und wann welche Klubs spielen gibts in der grossen Super-League-Übersicht!
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