Auf einen Blick
Ich glaube, es war Berti Vogts, der den Satz «Die Mannschaft ist der Star» erfunden hat, als er in den Neunzigern Deutschlands Bundestrainer war. Ich habe damals schon gedacht: «Wie langweilig!» Seither haben sich diesen Berti-Satz viele Trainer zu eigen gemacht, zur Devise, zur Systemidee, bei der die sprudelnde Spiellust der kreativen Akteure mit taktischen Vorgaben im Sinne des Teamgedankens eingebremst wurde. Spieler sind austauschbar, Positionen und taktische Vorgaben sind wichtiger als Stars.
Dabei sind Stars und deren individuelle Klasse doch absolut notwendig. Ich meine die wirklichen Stars, nicht die gegelten Möchtegerns, die sich bloss so fühlen und aufplustern. Diejenigen, die auf dem Platz den Unterschied ausmachen und auch in der Garderobe wichtig sind. Derentwegen man im Fanshop ein Trikot kauft, derentwegen man ins Stadion geht. Derentwegen man auf der Tribüne oder vor dem TV ins Staunen kommt. «Unterschiedsspieler», nennt man sie neuerdings. Diese sollen von mir aus auch ein paar Sonderrechte innerhalb ihres Teams geniessen dürfen.
Beste Unterhaltung
Am Wochenende bin ich von diesen «Unterschiedsspielern» wieder bestens unterhalten worden. Von Renato Steffen, diesem kleinen Grossschwätzer, der ohne Rücksicht auf Verluste palavert, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und dann liefert, als wäre es das Einfachste der Welt. Er sticht in diesem bemerkenswert guten Team des FC Lugano heraus. Dank seiner Tore und Assists sind die Tessiner ein heisser Titelkandidat und momentan erster Verfolger in der Tabelle.
Bestens unterhalten wurde ich auch von Xherdan Shaqiri, dem Spieler mit dem dicksten Wadenmuskel und Portemonnaie der Super League. Der zwar nicht mehr so viel laufen mag wie in besten Tagen, aber mit seinem linken Fuss noch immer Kunststücke aufführt. Herrlich seine Tore und Vorlagen, wunderbar sein Jubel. Wenn der 33-jährige Multimillionär sich nach jedem Treffer so authentisch freut wie ein kleiner Bub, der gerade seine erste Carrera-Rennbahn geschenkt bekommen hat, dann schlägt auch mein Herz schneller.
Mehr von den Typen
Shaq schiesst Basel an die Tabellenspitze. Schöner kann man diejenigen nicht zum Schweigen bringen, die sich bei seiner Rückkehr über dessen Fitnesszustand mokierten, die daran zweifelten, dass er Basel aus dem Tief holen und motiviert sein würde, dass er ein Gewinn für diese Liga sein könnte. Shaqiri ist ein Lottosechser. Nicht nur für die Basler Fans.
Wir alle möchten doch solche Typen sehen, nicht bloss ausführende Positionsbesetzer. Also her mit den Freigeistern, Zauberern, Spektakelspielern, kreativen Ballgenies, die uns zum Lächeln bringen und den Fussball zu dem machen, was er sein sollte: eine berauschende Abwechslung zum Alltag.
Es wird Zeit, Berti Vogts Leitsatz von damals für immer ins Archiv zu versorgen. Lasst die Stars mit ihrem Können von der taktischen Leine. Oder anders ausgedrückt: Holt sie zurück in die Schweiz, falls es die Möglichkeit gibt. So wie Lugano 2022 Renato Steffen aus Deutschland, so wie Basel 2024 Xherdan Shaqiri aus den USA. Es lohnt sich.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 17 | 9 | 31 | |
2 | FC Basel | 17 | 22 | 30 | |
3 | Servette FC | 17 | 3 | 29 | |
4 | FC Lausanne-Sport | 17 | 6 | 27 | |
5 | FC Zürich | 17 | 1 | 27 | |
6 | FC Luzern | 17 | 2 | 26 | |
7 | FC Sion | 17 | 3 | 23 | |
8 | FC St. Gallen | 17 | 4 | 22 | |
9 | BSC Young Boys | 17 | -5 | 20 | |
10 | Yverdon Sport FC | 17 | -11 | 17 | |
11 | FC Winterthur | 17 | -23 | 13 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 17 | -11 | 12 |