Luzerns Sportchef Remo Meyer steht zurzeit im Fokus. Er hat am Sonntagabend Trainer René Weiler entlassen. Es ist die zweite Entlassung unter Meyer, der seit Sommer 2017 im Amt ist. Schon Markus Babbel hat er vor rund einem Jahr entlassen. Meyer gibt aber auch zu, dass er Fehler macht. Trotzdem steht der Verwaltungsrat hinter ihm, und gibt ihm die Chance, Macht auszuspielen. Die Kommentare zu Meyers Arbeit sind unterschiedlich.
Transfers
Bloss ein Meyer-Transfer hat bisher voll eingeschlagen: Blessing Eleke. Der Nigerianer kam im Sommer und erzielte bisher sieben Tore für den FCL. Ansonsten sieht Meyers Bilanz nicht rosig aus. René Weiler war sein Königstransfer, letztlich aber hat sich der Sportchef bei ihm völlig verschätzt. Er war sich nicht bewusst, was er mit Weiler für einen Trainertypen in die Innerschweiz holt. Dennoch gab er ihm einen Dreijahresvertrag! Und das wird für den FCL nun richtig teuer.
Ausserdem holte Meyer Innenverteidiger Lazar Cirkovic, Mittelfeldmann Valeriane Gvilia, Nachwuchstalent Stefan Wolf, Jung-Goalie Loïc Jacot, Verteidiger Otar Kakabadze, Gladbach-Mann Tsiy William Ndenge und Goalie Mirko Salvi zum FCL. Alle konnten bisher nicht überzeugen. Gvilia wurde in der Zwischenzeit nach Polen ausgeliehen.
BLICK-Note: 3
Kommunikation
Das ist Meyers grösste Schwäche. Man merkt ihm an, dass er sich vor den Medien nicht wohl fühlt. Muss er als Sportchef Red und Antwort stehen, dann versteckt er sich hinter Floskeln. Unvergessen die denkwürdige Medienkonferenz nach der Entlassung von Markus Babbel. Damals hat Meyer seine Worte von einem Zettel abgelesen. Man muss ihm aber zugute halten, dass er sich bezüglich Kommunikation verbessert hat. Er arbeitet an sich und seinem Auftreten. Dennoch muss er noch viel offener, gelassener und cooler werden.
BLICK-Note: 3
Netzwerk
Von einem Sportchef wird erwartet, dass er ein gutes, vielfältiges und breites Netzwerk vorweisen kann. Grundsätzlich müsste Remo Meyer nach seiner guten Karriere als Profi-Fussballer mit Nati-Erfahrungen über ein solches Netzwerk verfügen. Umso verwunderlicher deshalb, dass sich Meyer stark von externen Beratern und Agenten beeinflussen lässt. Diese bringen ihre Spieler beim FCL unter und kassieren dafür Provision. Meyer muss unabhängig werden.
BLICK-Note: 3
Leidenschaft
Remo Meyer vertritt die Werte des Klubs, identifiziert sich mit der Innerschweiz und lebt die FCL-Philosophie. Auch deshalb hält der FCL-Verwaltungsrat am gebürtigen Altbüroner (LU) fest. Ausserdem krampft Meyer für seinen Klub, oftmals sieben Tage die Woche.
BLICK-Note: 5
Fachkompetenz
Meyer ist der Mann beim FCL, der die Erfahrung aus dem Fussball mitbringt. Er verfügt über die meiste Fussballkompetenz im Klub. Doch als Sportchef muss man auch führen können. Er sollte der starke, sportliche Mann sein in der Vereinsführung. Das ist er zurzeit nicht. Aktuell sieht es eher danach aus, dass er der Laufbursche des Verwaltungsrats ist. Er führt aus, was der VR will. Dabei müsste es umgekehrt sein: Er sollte bestimmen, was sportlich passieren soll – und der Verwaltungsrat entscheidet darüber. Klar ist, dass der FCL kein einfacher Klub ist. Verschiedenste Personen wollen da sportlich mitreden. Meyer muss da den Riegel schieben.
BLICK-Note: 4
Remo Meyer erhält von BLICK die Gesamt-Note 3,6. Momentan also ungenügend. Mit der Entlassung von René Weiler setzt er sich selber unter enormen Druck. Man kann davon ausgehen, dass der Erfolg des neuen Trainers über die Zukunft von Meyer beim FC Luzern entscheiden wird.