Cornaredo, Lugano. Acht Minuten lang muss Sion-Goalie Kevin Fickentscher gepflegt werden, bis seine Platzwunde an der Stirn, die er sich nach einem Crash mit dem Ungaren Filip Holender zugezogen hat, nicht mehr blutet. Längst wollte Ersatzgoalie Anton Mitrjuschkin aufs Feld, bis er merkt, dass Sion bereits dreimal gewechselt hat. Fickentscher muss auf die Zähne beissen. Stürzt sich nach dem Pfostenschuss von Carlinhos mit Turban und Nasenmaske todesmutig ins Getümmel. Und er wird vom Brasilianer gleich nochmals gerammt, als dieser ein Offsidetor schiesst.
Fickentscher konnte nicht raus. Drei Sittener vor ihm schon: Yassin Fortune mit einer leichten Gehirnerschütterung. Er wird die Nacht im Spital Lugano verbringen. Mattias Andersson und Ermir Lenjani mit Oberschenkel-Verletzungen. Viel Holz auf einmal!
CC will Ärzten auf die Finger schauen
Und es sind nicht die ersten Sorgen, die der FC Sion trotz des geglückten Saisonstarts mit Verletzungen hat. Jean Ruiz muss gegen Basel vorzeitig unter die Dusche und ziert seither die Absenzenliste. Torschütze Patrick Luan verletzt sich auch im Spiel gegen Basel, ebenfalls am Oberschenkel. In Genf gegen Servette wird er eingewechselt, muss aber nach 19 Minuten wieder raus. Da wird CC ein erstes Mal böse – auf seinen Medical Staff: «Die Ärzte haben uns versichert, medizinisch sei alles in Ordnung. Und dann das! Offenbar sind wir in diesem Bereich nicht top. Da muss ich genau hinschauen.»
Und Valon Behrami? Dass er sich am operierten Knöchel verletzt hat, mag ein Indiz sein, dass es nach seinem Bruch Anfang April doch zu früh gewesen ist, bereits im ersten Saisonspiel von Beginn weg zu spielen, wenn der Fahrplan ursprünglich den dritten Match vorsah, um in der Meisterschaft loszulegen.
Viele Verletzte also. Und CC glaubt zu wissen warum. Ganz generell, ohne auf einen Einzelfall abzuzielen: «Vielleicht müssen Profi-Fussballer sich einfach mehr überwinden. Ich bin sicher: Wir hatten früher eine höhere Schmerzgrenze.» Und was tun, damit die Jungs härter werden? CC: «Es bräuchte Energie- und Mut-Spritzen, die ihnen beibringen, dass man sich überwinden muss, wenn man ein wenig Schmerzen hat.»
So einfach geht das. Ginge das.