Aufstand der FCZ-Führungsspieler
Die Wahrheit hinter dem Magnin-Rauswurf

BLICK weiss, dass es die eigenen Spieler waren, die FCZ-Trainer Ludovic Magnin gestürzt haben. Schweigt FCZ-Boss Ancillo Canepa deshalb immer noch?
Publiziert: 17.10.2020 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2020 um 15:16 Uhr
Ludovic Magnin hat den FCZ nach zweieinhalb Jahren als Chefcoach verlassen müssen.
Foto: Sven Thomann
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Michael Wegmann

Kritische Medienberichte, unzufriedene Fans, vor allem aber schlechte Resultate in Serie. Das Cup-Out in Chiasso, zuletzt der desaströse Auftritt beim 0:4 in Lausanne vor 15 Tagen.

Es hat sicher Gründe gegeben, sich von Trainer Ludovic Magnin zu trennen.

Und dennoch kam Magnins Entlassung überraschend. Denn der ehemalige Nati-Star hatte beim FCZ den einflussreichsten Fürsprecher überhaupt. Den Klubbesitzer und Präsidenten Ancillo Canepa. Noch wenige Tage vor der Trennung stand Canepa demonstrativ vor seinen Trainer, lobte nach dem peinlichen Cup-Out dessen Innovation, Engagement und Intelligenz, attestierte ihm tolle Arbeit von Montag bis Freitag und sagte: «Ludo ist mutig und setzt auf Junge. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.»

FCZ-Talente wurden vergoldet

Und wer den FCZ-Präsidenten kennt, weiss: Das sind keine Lippenbekenntnisse! Denn Canepa verfolgt seine eigene Agenda. Er lässt sich nichts vorschreiben – weder von Medien, Experten, noch von den Fans.

Auch nach der Startpleite gegen YB und dem Remis gegen Lugano war Canepa noch entspannt. Zufrieden gar. Kurz vor der Peinlich-Pleite in Lausanne konnte der FCZ sein Juwel Simon Sohm vergolden. Der 19-Jährige ist für rund 6,5 Millionen Franken (!) in die Serie A gewechselt. Kevin Rüegg war kurz zuvor für rund 2 Millionen gegangen. Auch für Canepa war es der sichtbare Beweis für Magnins gute Arbeit.

Sohm sagte noch am Sonntag zu BLICK, wie froh er sei, dass er unter Magnin trainieren durfte. Doch die Schützenhilfe kam für seinen Förderer zu spät. Der Trainer wurde am Morgen des 5. Oktober entlassen.

Die darauffolgende Medienmitteilung tönte dann jedoch eher nach Verpflichtung, denn nach Entlassung. Magnin wurde darin nur gelobt. Für den Cupsieg 2018. Für die tolle Kampagne in der Europa League. Dafür, dass er junge Spieler wie Sohm und Omeragic zu Natispielern geformt hatte. Ein Grund für die Trennung wurde nicht genannt. Brauchts auch nicht, die schlechten Resultate sind Gründe genug, sagen viele. Canepa sei endlich vernünftig geworden, so der Tenor in den Kommentarspalten. Doch es gab auch kritische Stimmen. Ex-FCZ-Trainer Rolf Fringer meinte im BLICK: «Ludo hat die Philosophie, die eigene Jugend zu fördern, zu hundert Prozent gelebt, was ihm jetzt zum Verhängnis wurde. Man kann nicht den ‹Foifer und s’Weggli› und noch die Tochter vom Beck haben.»

Spieler gegen Magnin

Die Frage, weshalb Canepa seinen «Ziehsohn» Magnin (so nannte die NZZ das Verhältnis der beiden) so plötzlich fallen liess, bleibt bis heute unbeantwortet. Canepa hat sich seit Magnins Entlassung nicht öffentlich über seinen wohl wichtigsten Personalentscheid der letzten Jahre geäussert.

Weshalb schweigt Canepa? Vielleicht fehlen ihm schlicht die Argumente, weil er nicht zu hundert Prozent hinter der Entlassung stehen kann.

Denn BLICK erfuhr, dass es die Spieler waren, die Magnin zu Fall gebracht haben. Die Routiniers um Hekuran Kryeziu, Adrian Winter und Yanick Brecher äusserten ihre Zweifel am «Magnin-Fussball». Der konsequente Versuch des gepflegten Hinten-Raus-Spielens war in ihren Augen zu fehleranfällig und der Hauptgrund für die zahlreichen Gegentore. Vor allem gegen pressende Gegner fehlte dem FCZ einen Plan B. Zuletzt presste jeder seiner Gegner auffallend hoch. Lange Bälle in die Spitze sollen für Magnin trotzdem keine Alternative gewesen sein.

Wer gesehen hat, mit welchem Einsatz und welcher Körpersprache die Spieler in Lausanne auftraten, merkte, dass einige Spieler den Glauben an die Taktik ihres Chefs verloren haben. Dies sollen die Routiniers auch bei der Klubführung so platziert haben.

Canepa nimmt Profis in die Pflicht

Wenn die Führungsspieler die Taktik ihres Trainers hinterfragen, ist für diesen im Normalfall Fünf vor Zölf. Und wenn dieser, so wie Magnin, nicht von seiner Philosophie abrücken will, ist gar Ende der Fahnenstange. «Ich schwor mir immer: Wenn die Lage einmal kritisch wird, ziehe ich das Ding nach meinen Vorstellungen durch. Irgendwann fliege ich raus, das weiss ich. Aber wenn ich einmal entlassen werde, möchte ich sagen können: Ich bin mit meinen eigenen Ideen gescheitert», sagte Magnin einst im «Tages Anzeiger». So ist es nun gekommen. Magnin scheint mit seiner Spielphilosophie untergegangen.

Dies würde auch Canepas plötzlichen Meinungsumschwung und sein tagelanges Abtauchen erklären. Zumindest intern hat der Chef geredet. Laut BLICK-Informationen hat Canepa die Spieler nach der Trainerentlassung in einer Kabinen-Ansprache in die Pflicht genommen. Magnin mit seiner Philosophie ist nun weg, jetzt müssen sie liefern.

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