«Herr Alpstaeg hat alles schon gesagt»
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Sprecher Sacha Wigdorovits:«Herr Alpstaeg hat alles schon gesagt»

Alpstaegs Schlusswort
«Bitte sprechen Sie mich frei»

Lange ist es ruhig geblieben im Aktionärsstreit beim FC Luzern, nun geht dieser in die nächste Runde. Am Mittwoch treffen sich die Parteien vor dem Kriminalgericht Luzern zu einer Anhörung wegen eines im August gegen Bernhard Alpstaeg erlassenen Strafbefehls.
Publiziert: 28.05.2025 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2025 um 20:08 Uhr
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Der Aktionärsstreit beim FCL geht in die nächste Runde: Josef Bieri (l.) und Bernhard Alpstaeg.
Foto: freshfocus

Darum gehts

  • Luzerner Fussballklub in sportlichem Erfolg, aber Aktionärsstreit schwelt weiter
  • Bernhard Alpstaeg wegen Nötigung und versuchter ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt
  • Strafbefehl: 100 Tagessätze à 3000 Franken und 10'000 Franken Busse
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
28.05.2025, 19:57 Uhr

Schlusswort von Alpstaeg: «Bitte sprechen Sie mich frei»

«Ich danke, dass ich zum Schluss etwas sagen darf», beginnt Bernhard Alpstaeg sein Schlusswort. Er habe immer Verantwortung übernommen, für seine Firma und den für Club, sagt der 79-Jährige. 

«Ich habe niemanden genötigt, niemanden hintergangen. Ich habe viele Millionen in den FCL gesteckt, weil mir die Innerschweiz wichtig ist. Ich wurde beschimpft, angegriffen und jetzt vor Gericht zitiert. Ich wurde widerrechtlich aus dem Aktienbuch gestrichen.»

Alpstaeg spricht mit brüchiger Stimme: «In einem Rechtsstaat den Rechtsweg zu begehen, ist keine Drohung.» Er habe die Stadion-Aktien nicht aus Eigennutz gekauft. «Ich habe sie gekauft, weil sie sonst niemand wollte. Ich habe den FCL nicht geschädigt. Ich bin der grösste Geldgeber, warum sollte ich mich selber schädigen?»

Er verstehe, dass es im Fussball Emotionen gebe, aber er habe keine Straftat begangen. «Ich habe mich für etwas eingesetzt, das mir wichtig ist. Bitte sprechen Sie mich frei.» 

Mit Bernhard Alpstaegs Schlusswort ist auch diese Verhandlung am Schluss angekommen. Wir bedanken uns herzlich fürs Mitlesen und wünschen einen schönen Abend.

28.05.2025, 19:51 Uhr

«Ganz realistische Einschätzung»

Alpstaegs Anwalt darf sich jetzt noch einmal äussern. Noch einmal spricht er über den einen Satz im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Satz, in dem die Worte «dreckige Wäsche waschen» fielen. Das sei keine Drohung, keine Nötigung gewesen, sondern «eine ganz realistische Einschätzung, eine Prognose» der künftigen Geschehnisse. Der heutige Prozesstag zeige es doch deutlich, dass die dreckige Wäsche jetzt in der Öffentlichkeit gewaschen würde. 

Die Äusserungen eines Privatkläger-Anwalts sei eine «nicht geglückte Ablenkung» gewesen. Das Gericht solle die Einvernahmeprotokolle, insbesondere die des Anwalts, gegenüber dem Alpstaeg die Privatdetektiv-Aussage gemacht haben soll, noch einmal genau prüfen. 

Die Privatkläger hätten den Aktionärszoff als Erste in die Medien gebracht. «Sie haben es in die Öffentlichkeit hinausgetragen.» 

Damit hat Alpstaegs Anwalt geschlossen.

28.05.2025, 19:27 Uhr

Kurze Pause

Der Anwalt von Alpstaeg verlangt eine Pause von 15 Minuten. Er brauche Zeit, die Argumente der vier Redner zu sortieren. Die Richterin gibt ihm deren fünf. 

28.05.2025, 19:25 Uhr

«Knallhart auf den Mann»

Der FCL-Holding-Anwalt darf auch noch einmal reden, auch er beteuert, das nicht lange tun zu werden. Kurz bedient er sich im Phrasenschwein der Fussballwelt und sagt: «Die Verteidigung spielte knallhart auf den Mann», als sie die Privatkläger der Lüge bezichtigt hatte. Niemand aus dem Club sei vor der Stadion-Aktien-Transaktion von Alpstaeg darüber informiert worden. «Und das ist relevant», sagt der Anwalt. 

28.05.2025, 19:13 Uhr

«Nicht einfach polemisieren»

Der Anwalt von Samih Sawiris, Marco Sieber und Hans Schmid, hält sich ebenfalls eher kurz. «Wir wollen nicht einfach polemisieren, sondern ein paar Bemerkungen zur Sache anbringen.» Er kritisiert, dass die Verteidigung nicht ansatzweise so viele Fakten präsentierte, wie sie das eingangs angekündigt hatte und überprüft demonstrativ einzelne Aussagen von Alpstaegs Anwalt auf ihre Richtigkeit. 

28.05.2025, 19:07 Uhr

«Sehe vor lauter Nebel das Gericht nicht mehr»

«Ich sehe vor lauter Nebel das Gericht nicht mehr», sagt der Anwalt von FCL-Präsident Bieri in seinem zweiten Parteivortrag. Die Ausführungen der Verteidigung seien über weite Züge irreführend und nicht relevant gewesen. Die «Täter-Opfer-Umkehr» der Verteidigung bezeichnet er als «Absurdum».

28.05.2025, 18:50 Uhr

«Rhetorisches Unterholz»

Die Staatsanwaltschaft hat noch einmal das Wort. «Ich halte mich bewusst kurz», sagt der Staatsanwalt. Die Gegenseite habe «nicht viel Relevantes» in den vergangenen Stunden gesagt. Der Ankläger geht auf den Wortlaut im vorliegenden, mutmasslichen Nötigungs-E-Mail ein und erklärt noch einmal genau, welche Teile daraus strafbar waren und weshalb. 

Weiter spricht er über das unterstellte Lachen, mit dem Aktionäre auf die mutmassliche Nötigung reagiert haben sollen. «Die Drohungen waren ernst und wurden ernst genommen.» Ein bisschen persönlich wird der Staatsanwalt dann auch noch, als er die handwerkliche Kritik am Strafbefehl aufnimmt: «Die Verteidigung verlor sich im rhetorischen Unterholz, wenn sie uns Nebeljustiz vorwirft.»

28.05.2025, 18:32 Uhr

«Nach Jahren des Gebens wird er jetzt beschuldigt, genommen zu haben»

«Wir haben gezeigt, dass der Vorwurf der versuchten, ungetreuen Geschäftsbesorgung unbegründet ist.» Ein Vorkaufsrecht in Bezug auf die Stadion-Aktien habe es nie gegeben, Bernhard Alpstaeg habe deshalb gar kein Vorwissen besitzen, geschweige denn diese Information mutwillig vor jemandem geheim halten können. Und: «Weil die Anklage nur einen Versuch geltend macht, fehlt der Schaden und die Kausalität.»

Das Fazit nach dreieinhalb Stunden Plädoyer: «Bernhard Alpstaeg hat Millionen in den FCL investiert. Nach Jahren des Gebens wird er jetzt beschuldigt, genommen zu haben.» Doch das sei eine Verzerrung und nicht die Wahrheit. Alpstaeg sei vom «Opfer zum Täter» gemacht worden. «Die angeblich Genötigten haben vor ein paar Jahren noch über diese angebliche Nötigung gelacht.» Ihm werde nun der Prozess gemacht, weil er ins «Kalkül eines Machtkampfes» passt. «Das, was hier konstruiert wurde, ist keine Straftat», sagt der Anwalt. Alpstaeg sei von Schuld und Strafe freizusprechen.

Nun hat der Anwalt von Bernhard Alpstaeg geschlossen. Staatsanwaltschaft und die Rechtsvertreter der Privatkläger dürfen jetzt noch einmal das Wort haben und auf die Ausführungen von Alpstaegs Anwalt antworten.

28.05.2025, 17:36 Uhr

Zuschauer verlassen den Saal

Der Gerichtsprozess tritt in den anstrengenden Bereich ein. Verschiedene Zuschauer verlassen den Saal, sie mögen nicht mehr zuhören. Der Verteidiger fährt mit unverminderter Energie fort. Er referiert weiter über die beiden Straftatbestände Nötigung und versuchte ungetreue Geschäftsbesorgung. 

Immer wieder kommt er auch auf die extensiven Hintergründe der Beziehung zwischen Alpstaeg, Aktionären, Verwaltungsrat und Stadt zu sprechen – und verbleibt dort. Der Anwalt spricht ausführlich und bringt immer neue Details aufs Parkett, die Hauptargumente bleiben aber im Kern dieselben. 

28.05.2025, 17:03 Uhr

«Zweiter Coup» gegen Alpstaeg

«Die Privatkläger haben ein persönliches Interesse am Ausgang dieses Verfahrens», fährt der Anwalt fort. Dieses Verfahren sei ein «zweiter Coup» gegen Bernhard Alpstaeg, weil der erste 2018 nicht erfolgreich war. «Wird mein Mandant heute freigesprochen, dann bricht das ganze Kartenhaus der Privatkläger zusammen», sagt er. Sie nähmen es mit der Wahrheit nicht sonderlich genau. 

Verschiedene Aktionäre hätten gemäss Befragung angegeben, dass sie sich von Alpstaegs Mail überhaupt nicht bedroht oder gar genötigt gefühlt hätten. Andere wiederum hätten über die Alpstaeg-Streitigkeiten nur im Ansatz Kenntnis gehabt und das E-Mail nur überflogen. «Ein Vorwurf der Nötigung durch diese E-Mails ist für uns somit vom Tisch», sagt der Anwalt. 

Josef Bieris Angabe, einen Mann im Gebüsch vor seinem Haus gesehen zu haben, bei dem es sich um den mutmasslich von Alpstaeg angeheuerten Privatdetektiv handeln soll, sei merkwürdig. «Bei einem fremden Mann im Gebüsch denkt man doch zuerst an einen Einbrecher», sagt der Anwalt. Doch Bieri habe damals nicht die Polizei, sondern die anderen Verwaltungsräte informiert. Bieri änderte zudem gemäss Anwalt mehrmals seine Aussagen.

Die Anwälte der Gegenseite hätten «heute mehrmals und mit grossem Eifer versucht, die Fakten zu verdrehen». Und an das Gericht gewandt sagt er: «Ich ersuche Sie, Bernhard Alpstaeg freizusprechen.»

Luzern hat sportlich eine erfolgreiche Saison hinter sich. Das Team von Mario Frick zeigte erfrischenden Fussball, qualifizierte sich souverän für die Meisterrunde, nur das Happy End fehlte, verpasste der FCL doch den Sprung in den Europacup. Kein anderer Klub setzt so konsequent auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Und nach Ardon Jashari im letzten Sommer gelang es dem FCL im Winter mit Luca Jaquez ein weiteres Eigengewächs für rund sechs Millionen Franken ins Ausland zu verkaufen.

Alles in Minne? Mitnichten. Im Hintergrund schwelt weiter der Aktionärsstreit. Am Mittwoch werden beide Parteien am Kriminalgericht in Luzern angehört, dabei geht es um einen von der Staatsanwaltschaft gegen Bernhard Alpstaeg erlassenen Strafbefehl wegen Nötigung und versuchter ungetreuer Geschäftsbesorgung vom letzten August, in dem dieser mit einer bedingten Geldstrafe von 100 Tagessätzen à 3000 Franken und einer Busse von 10’000 Franken bestraft worden ist.

Strafbefehl wegen Nötigung

Alpstaeg wird vorgeworfen, dass er im Februar 2019 den VR der FCL Holding AG zur Wiedereintragung seines Aktienpaketes von 52 Prozent genötigt habe. Er schrieb in einem E-Mail am 10. Februar 2019 an Josef Bieri (68), falls die Wiedereintragung seines Aktienpaketes von 52 Prozent nicht geschehen werde, «wählen wir den schwierigeren Weg über alle gerichtlichen Instanzen». Dann werde «dreckige Wäsche gewaschen» und es werde persönlich werden. «Auch der FCL wird leiden.»

Zudem soll Alpstaeg dem Rechtsanwalt Marco Bolzern, der teilweise für die FCL Holding AG Dienstleistungen erbrachte, in einem Gespräch zwei Tage später gesagt haben, es werde «ganz viel Schmutziges an die Oberfläche gespült. Es würde dann eine Ehe in die Brüche gehen und es habe sexuelle Verfehlungen gegeben.»

Zankapfel ist dabei auch das von Alpstaeg vom ehemaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli für 500’000 Franken erstandene Aktienpaket von 25 Prozent, das dieser laut dem FCL nicht rechtmässig erworben haben soll und das der Verwaltungsrat der Holding deswegen an einer denkwürdigen GV im Dezember 2022 strich. Ob dem so ist, wird zu einem späteren Zeitpunkt in einem laufenden Zivilverfahren vor dem Luzerner Bezirksgericht entschieden.

Beim Vorwurf der versuchten ungetreuen Geschäftsbesorgung geht es um die 60 Prozent der Aktien der Stadion Luzern AG, die Alpstaeg 2019 erwarb. Dabei soll laut Staatsanwaltschaft dieser «unter Verletzung seiner Pflichten bewirkt oder zugelassen habe, dass andere am Vermögen geschädigt worden sind». Alpstaeg soll dabei in Absicht gehandelt haben, um sich oder eine andere Person unrechtmässig zu bereichern.

Alpstaeg weist Vorwürfe zurück, Gegenseite schweigt

Alpstaeg hat den Strafbefehl nicht akzeptiert, weist sämtliche Vorwürfe zurück und plädiert auf Freispruch, weswegen es zur Verhandlung kommt. «Das E-Mail an Bieri enthält keine Drohung und beim zitierten Gespräch handelt es sich um eine falsche Behauptung», so Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits (73) zu Blick. Zudem hätte ein von den beiden Parteien gemeinsam ausgesuchter, unabhängiger Gutachter Alpstaeg recht gegeben, worauf dieser die Wiedereintragung der Aktien forderte. «Es gibt E-Mails, die belegen, dass der FCL von Bernhard Alpstaeg Geld brauchte, um den Klub vor dem Konkurs zu retten und die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten.»

Aus Sicht Wigdorovits' würden auch Aussagen der Aktionäre Hans Schmid und Marco Sieber gegenüber der Luzerner Zeitung am 7. November 2019 zeigen («Über die Detektiv-Aussage und die Drohung, Privates öffentlich zu machen, hatten wir gelacht»), dass sich diese von Alpstaeg nicht bedroht gefühlt hätten. Zudem sei Marco Bolzern nicht glaubwürdig, da dieser später u.a. wegen Urkundenfälschung verurteilt worden sei.

Beim Vorwurf der versuchten ungetreuen Geschäftsbesorgung argumentiert die Alpstaeg-Seite, dass dieser seine Interessen nicht verheimlicht habe und der FCL ein Jahr vor der Transaktion vom geplanten Kauf gewusst habe. «Und ein Vorkaufsrecht des Klubs für die Aktien hat es laut Baurechtsvertrag nicht gegeben», so Wigdorovits.

Urteil am 13. Juni

Thomas Hochstrasser, Partner von Niederer Kraft Frey AG und Anwalt von Josef Bieri, will sich auf Anfrage von Blick vor der Gerichtsverhandlung nicht zur Sache äussern. An dieser wird Alpstaeg persönlich mit seinem Sprecher und Anwalt erscheinen, die Gegenseite ist neben dem Anwalt von Josef Bieri auch durch Anwälte des FC Luzern sowie dem Trio Hans Schmid, Marco Sieber und Samih Sawiris vertreten.

Das Urteil der drei Richter wird am 13. Juni erwartet. Beide Partien haben angekündigt, dass sie sich vorbehalten, das Urteil anzufechten – falls nötig bis vor Bundesgericht.

Super League 24/25 - Meisterrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
38
48
73
2
Servette FC
Servette FC
38
9
63
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
38
11
61
4
FC Lugano
FC Lugano
38
-3
54
5
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
38
8
53
6
FC Luzern
FC Luzern
38
2
52
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
38
-1
53
2
FC St. Gallen
FC St. Gallen
38
-1
52
3
FC Sion
FC Sion
38
-10
44
4
FC Winterthur
FC Winterthur
38
-25
40
5
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
38
-10
39
6
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
38
-28
39
Relegation Play-Off
Abstieg
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