Darum gehts
- Marco Köller: DDR-Fussballtalent mit tragischem Karriereverlauf nach der Wende
- Alkoholprobleme und Gewalttätigkeit führten zu Karriereende
- Heute lebt Köller in St. Gallen, wo er auf dem Bau arbeitet
Alkohol, Prügeleien, Stress mit der Polizei – Marco Köllers Geschichte ist jene eines DDR-Ausnahmetalents, das nach der Wende seine eigene Karriere zerstörte.
Köller, heute 56 Jahre alt, galt als eines der grössten Talente des DDR-Fussballs. Mit 17 feierte er sein Debüt in der Oberliga, wurde zweimal DDR-Meister mit dem BFC Dynamo und holte 1986 den U18-Europameistertitel – gemeinsam mit dem späteren Weltstar Matthias Sammer. 1987 folgte Platz drei an der U20-WM.
Der Spieler setzte zum Höhenflug an – doch dieser sollte nicht lange anhalten.
Faustschlag an der Weihnachtsfeier
Nach seiner Flucht in den Westen im Herbst 1989 heuerte der junge Verteidiger beim MSV Duisburg an. Aber Köller plagten zu dieser Zeit Verletzungen, erst der Fuss, dann das Knie. Bei seinem neuen Verein schaffte er es am Wochenende jedoch nur selten auf den Platz. Wie das Fussballmagazin «11 Freunde» schreibt, wurde er immer unzufriedener und erschien bei Heimspielen angetrunken auf der VIP-Tribüne.
Schon in Berlin hatte er sich manche Nächte um die Ohren geschlagen und getrunken, bis er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Während in seiner Heimat manchmal beide Augen zugedrückt wurden, wurde im Westen jeder seiner Schritte beobachtet. Als er sich dann auch auf der Weihnachtsfeier zügellos betrank, stellte ihn MSV-Geschäftsführer Dirk Keiper zur Rede. Köller verlor die Kontrolle und brachte ihn mit einem Faustschlag zu Boden.
Promillefahrten und Kneipenschlägereien
Kurze Zeit später setzte er sich mit 2,3 Promille ans Steuer und fuhr seinen Wagen an einer Leitplanke zu Schrott. Im Spielsalon verzockte Köller täglich bis zu 500 D-Mark, innert Kürze hatte er 50'000 Mark Schulden. Im Frühjahr 1991 flüchtete er zurück nach Ost-Berlin. Vom Verein sagte er niemandem Bescheid. «Als Keiper die Wohnung inspiziert, findet er überall Bierdosen und verschimmelte Pizzareste», heisst es in einem Artikel vom «Spiegel» von 1996.
In Berlin ging es für ihn weiter bergab. Köller verprügelte bei einer Kneipenschlägerei einen Mann und wurde mit Alkohol am Steuer erwischt, die Strafe: zwei Jahre auf Bewährung. Fussball spielte er nur noch unterklassig. 1996 gab er dem «Spiegel» das bislang letzte Interview. Danach verliert sich die Spur von Köller. Bis heute.
Heute lebt Köller in der Ostschweiz
Der von Verletzungen geplagte, skandalträchtige Spieler lebt heute im Kanton St. Gallen am Bodensee. Seit über 30 Jahren arbeitet er auf dem Bau. Im Interview mit Blick spricht er über diese Zeit: «Gegen Ende durfte ich wegen meiner Verletzung kaum mehr laufen. Und deswegen habe ich noch mehr getrunken.» Gerne spricht Köller nicht darüber.
Seine Vergangenheit und die damit verbundenen Probleme scheinen ihn auch in der Schweiz nicht vollständig loszulassen. Blick fand den Ausnahmespieler nur aufgrund eines gegen ihn erlassenen Strafbefehls der Staatsanwaltschaft St. Gallen. Er hatte seinem Vermieter per Whatsapp gedroht. Die Nachrichten kosteten ihn rund 1500 Franken Strafe.