Darum gehts
- HSV steigt in die Bundesliga auf. Fans feiern ausgelassen im Volksparkstadion
- Schweizer Spieler Muheim und Hefti erleben emotionale Aufstiegsfeier mit Bierduschen
- 57'000 Zuschauer im ausverkauften Stadion, HSV gewinnt 6:1 gegen SSV Ulm
Samstag, 22.25 Uhr – der Schiedsrichter pfeift ab, und das Hamburger Volksparkstadion wird zum grössten Partytempel Deutschlands. Mit einem 6:1-Heimsieg gegen den SSV Ulm sichert sich der Hamburger SV am vorletzten Spieltag den direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Fast exakt sieben Jahre nach dem Abstiegsdrama wird an selber Stelle gefeiert, als gäbe es keinen Morgen. Schon zehn Minuten vor Schluss schreit der Stadionspeaker im mit 57'000 Fans ausverkauften Volksparkstadion ins Mikrofon: «Es passiert wirklich!»
Bei Abpfiff brechen alle Dämme: Zehntausende stürmen auf den Platz, feiern und sichern sich ihre ganz persönlichen Erinnerungsstücke an diesen historischen Abend. Schon wenige Minuten nach Spielende werden die Tore von den Fans auseinandergenommen, Anhänger machen sich am Rasen zu schaffen, und die Ersatzbank der Hamburger bricht unter der Last der feiernden Massen zusammen. Die Spieler sind zunächst mittendrin im Getümmel, dann in den Katakomben, wo der Eingang von einem Grossaufgebot an Polizisten verriegelt wird. «Es ist überwältigend, man kann es kaum realisieren, was hier abgeht», sagt Silvan Hefti (27) nach dem Spiel zu Blick. Eine solche Kulisse habe er noch nie erlebt. «Schon als wir vor dem Spiel angekommen sind und uns den Platz angeschaut haben, hatte ich Gänsehaut», so Hefti. Und zu den Partyplänen meint der Ostschweizer: «Ich weiss es noch nicht, aber wir nehmen, was kommt.»
Miro Muheim, der König der Bierduschen
Bei Miro Muheim (27), dem zweiten Schweizer im Dienste des HSV, klingen die Pläne nicht viel konkreter, dafür umso klarer: «Heute wird nicht geschlafen!» Mit einem riesigen Bierglas kommt er zum Interview mit Blick. «Ist das alles wasserdicht?», fragt er, nachdem er zuvor bereits Trainer Merlin Polzin (34) mit einer Bierdusche eingedeckt hatte. «Es gehen gerade so viele Emotionen in mir vor, ich kann es gar nicht beschreiben. Es ist mein viertes Jahr hier, wir haben es endlich geschafft – die Erleichterung ist einfach nur megagross», sagt Muheim. Die Vorfreude – und auch die Nervosität – auf das entscheidende Spiel seien riesig gewesen. «Für solche Spiele spielt man Fussball, und ich schätze mich sehr, sehr glücklich, dass ich hier dabei sein durfte. Die Fans sind unglaublich, die Stimmung abartig», so der gebürtige Zürcher.
Schlüsselspieler Muheim stand wenig überraschend in der Startelf und war mittendrin in den wilden Anfangsminuten. Nach sieben Minuten gerät der HSV in Rückstand, nur drei Minuten später lanciert Nati-Neuling Muheim mit einem sehenswerten Pass den 1:1-Ausgleich. «Ich habe schnell gemerkt, dass sich die Mannschaft vom frühen Gegentreffer nicht aus dem Konzept bringen lässt – wir haben keine Sekunde daran gezweifelt, dass wir diesen Sieg holen», erklärt Muheim. Auch der Elfmeter, den er beim Stand von 1:1 verursacht und der von Torhüter Daniel Heuer Fernandes pariert wird, bringt das Team nicht aus dem Takt. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Penalty war – aber das ist ja jetzt auch egal.»
Party bis in die frühen Morgenstunden
Anschliessend geht es mit dem Bierglas auf den Stadionbalkon, um mit den 57'000 Fans im Stadion zu feiern. Lange bleibt es dort nicht trocken. Während Trainer Polzin sich am Mikrofon bei den Fans bedankt, bläst Muheim zur nächsten Bierattacke auf den Coach. Und als der 34-Jährige später die erste Frage an der Pressekonferenz beantwortet, sind es erneut Miro Muheim und Silvan Hefti, die bei der nächsten Bierdusche an vorderster Front mitwirken. Nach Mitternacht sind die offiziellen Termine im Volksparkstadion beendet – doch die Party der Spieler geht erst richtig los. Die Katakomben werden zum Club umfunktioniert. Und auch Trainer Polzin weiss ganz genau, was sein Spieler Muheim in der Aufstiegsnacht noch vorhat: «Er ist sicherlich einer der Spieler, die heute sehr spät oder gar nicht ins Bett gehen werden.»