Darum gehts
- Marco Streller geniesst FCB-Aufschwung als Fan
- Shaqiri überflügelt Erwartungen und entfacht Euphorie beim FC Basel
- Streller lobt den Mut von FCB-Präsident David Degen
Nach der goldenen Ära Heusler gehört Streller als Rookie-Sportchef in unruhigen FCB-Zeiten bis 2019 zum Führungszirkel der Bebbi. Der 43-Jährige hat sich inzwischen komplett zurückgezogen. «Total im Frieden», sagt der Basler Kult-Stürmer und geniesst den Aufschwung seines Ex-Klubs als Fan. «Ich habe mich lösen können und definiere mich nicht mehr über den Fussball.» Streller kümmert sich um das Sponsoring des Musik-Festivals Baloise Session und betreibt daneben 14 Paddel-Hallen. Beim TV-Sender Blue bringt der 43-Jährige in der Champions League seine fundierte Expertise ein.
Was fasziniert den Rekord-Champion Streller an der aktuellen FCB-Ausgabe am meisten?
Die Selbstverständlichkeit, der Flow, in dem man aktuell ist, angeführt von einem magistralen Shaqiri. Die Euphorie, die er entfacht hat, und wie er dem Druck standhält und die Erwartungen sogar noch überflügelt, verdient höchsten Respekt. Shaq ist einer jener Figuren aus der Region, mit dem sich die Leute sofort identifizieren können. Ohne die Verdienste der anderen schmälern zu wollen: Was jetzt grad passiert, hat natürlich sehr stark mit Xherdan zu tun.
Shaqiri ist mit dem Selbstverständnis von 18 Trophäen in Basel angekommen. Und so tritt er auch auf: dominant ohne Ende.
Was ihn angetrieben hat, ist sicher das Heimatgefühl. Es ist anders, wenn man dieses Trikot trägt und hier Wurzeln hat. Man spürt die Verantwortung, die Erwartungshaltung, aber auch die Liebe des Umfelds vom ersten Moment an. Ich weiss noch, als ich mit Stuttgart die Meisterschaft gewonnen habe – ich hatte keine Hauptrolle und sehnte mich damals nach mehr Einfluss. Das Team als Captain zu führen, ist die grösste Rolle. Shaq besitzt in Basel nun diesen Status.
Fabio Celestini gewährt ihm alle Freiheiten.
Es braucht einen Trainer, der zulässt, dass Shaq seine Stärken ausleben kann. Wir hatten eine ähnliche Situation mit Alex (Frei, d.Red.). Er war ja auch keiner, der extrem über das Laufvolumen und die Defensivarbeit gekommen ist. Aber wir wussten alle, dass er die entscheidenden Dinge macht. Das defensive Netz hinter Shaq erlaubt, dass er sich auf die Offensive konzentrieren kann.
Wo ordnen Sie den Trophäen-Jäger Shaqiri im grossen Schweizer Fussball-Bild ein?
Xherdan und Granit stehen auf einer Stufe. Sie gehören zu den Top 5 der besten Fussballer, die wir je hatten. Granit ist der geborene Captain, seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Xherdan ist ein anderer Spieler, er stand schon immer für Spektakel. Die Kinder lieben ihn, sie wollen sein wie er. Es ist wie bei Pedri und Yamal in Barcelona. Der eine ist ein brillanter Stratege, der andere ist ein grosser Entertainer. Und Shaq ist ein Spektakelspieler, ein Unterschiedsspieler.
Shaqiris Leadership ist unübersehbar - hätten Sie ihm das so zugetraut?
Mich hat seine Leadership-Qualität am meisten überrascht. Er zieht den Karren, er ist erwachsen geworden, ohne das Spitzbübische komplett abgestreift zu haben. Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb er derart performt. Seine lockere Art hilft ihm, den ganzen Zirkus einigermassen zu handeln. Wir konnten früher vieles verteilen – Beni (Huggel, d.Red.), Alex und ich schulterten das Ding. Shaq trägt den Verein manchmal gefühlt alleine auf dem Rücken.
Gibt es weitere Säulen bei der Nummer 1 der Liga?
Marwin Hitz spielt eine fantastische Saison. Er legte nochmals eine Schippe drauf. Dann haben wir Leon Avdullahu, der mich ein bisschen an den jungen Granit erinnert. Er sucht die Verantwortung. Dominik Schmid bringt das Basler Element rein. Die Flügel punkten regelmässig, und vorne hat der FCB zwei sehr, sehr gute Stürmer. Sie machen keine 20 Tore, aber sie machen die Mitspieler besser. Und vergessen wir das exzellente Innenverteidiger-Duo Vouilloz/Adjetey nicht. Die Mischung stimmt, die Bank ist gut, der Trainer passt. Und man hat jetzt Ruhe im Verein.
An der Spitze steht ein Mann, der sich am Rheinknie auch in schwierigen Zeiten exponiert hat. Wie schätzen Sie David Degens Anteil am Erfolg ein?
Ich freue mich sehr für ihn und seine Mitbesitzer. Wie viel Kritik Dave eingesteckt hat, habe ich hautnah mitbekommen – er ging All-In, auch im Business-Bereich. Nun wird er belohnt für seinen Mut, die Transferbilanz ist unfassbar. Sein Anteil am sportlichen Erfolg ist enorm. Die Last, die jetzt Xherdan trägt, war in den Jahren auf den Schultern von Degen. Er bekam jeden Speer ab, andere wären daran zerbrochen. Dave blieb standhaft wie ein Fels.