92 Länderspiele, 30 Tore – das ist die Bilanz von Alexander Kerschakow in der Sbornaja. Damit teilt er sich bis heute den Titel als Rekordtorschütze Russlands mit dem noch aktiven Artem Dzyuba (34). Nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine entschied er sich, das Land zu verlassen.
Der ehemalige Top-Stürmer, der in seiner Karriere auch eine halbjährige Stippvisite beim FCZ vorzuweisen hat und mit Sevilla den Uefa-Cup (2007) gewann, spricht sich im Interview mit dem russischen Journalisten Nobel Arustamyan (zitiert via novayagazeta.eu) klar gegen den Krieg aus: «Wenn ich nach meinem grössten Wunsch gefragt würde, wünsche ich mir nur, dass es keinen Krieg gibt. In der Welt, im Allgemeinen.»
Russland aus Angst verlassen
Jeden Tag habe er Nachrichten gesehen, die ihm das Ausmass bewusst gemacht hätten. Er beschreibt die Situation in Russland als schwierig. Bei der Entscheidung, das Land zu verlassen, spielte auch Angst eine Rolle. Er will seine Abreise aber nicht als «Auswanderung» bezeichnen. Aktuell weile er mit seiner Familie in Dubai.
Weiter spielt er darauf an, dass man in Russland seine Meinung nicht frei äussern könne. «Es ist sehr schwer, so zu sprechen, dass es keine Auswirkungen hat», lässt er tief blicken. Kerschakow spricht von einem «grossen Problem» im Land. Er verstehe nicht, wie es in einer «modernen und fortschrittlichen Gesellschaft» so weit kommen könne.
Wohl auch deshalb sagt Kerschakow, dass er und seine Familie Russland nicht verlassen hätten, «um sich von der Heimat zu distanzieren». Ob und wann Kerschakow mit seiner Familie nach Russland zurückkehrt?
Der ehemalige Fussballer versucht sich aktuell als Trainer. Diesbezüglich war er bis zum 1. April beim zyprischen Erstligisten Karmiotissa engagiert, wurde aber nach sieben Spielen und nur einem Sieg keine zwei Monate nach seiner Anstellung wieder entlassen. (dti)