Darum gehts
- Schwedischer Fussballzwerg Mjällby AIF gewinnt erstmals die höchste Spielklasse Allsvenskan
- Trainer Anders Torstensson führt Team trotz Krebsdiagnose zum Erfolg
- Mjällby qualifiziert sich trotz minimalem Budget für die Champions-League-Quali
Der schwedische Fussballzwerg Mjällby AIF schreibt Geschichte: Der Klub gewinnt erstmals in seiner Vereinsgeschichte die höchste schwedische Spielklasse – die Allsvenskan – und qualifiziert sich damit für den internationalen Wettbewerb.
Das Team aus dem südschwedischen Fischerdorf mit knapp 1400 Einwohnern sichert sich den Meistertitel bereits drei Spieltage vor Saisonende. Nun winkt Mjällby sogar die erste Europacup-Teilnahme überhaupt – die Qualifikation zur Champions League. Und das mit einem Stadion, in das das ganze Dorf fast fünfmal hineinpassen würde.
Kein Wunder also schreibt zum Beispiel die schwedische Zeitung «Aftonbladet»: «Die Sensation ist Realität.»
Selbst der Krebs stoppte den Trainer nicht
Nach dem Spiel zeigte sich Mjällby-Trainer Anders Torstensson (59) denn auch euphorisch: «Wir haben uns vom Druck und von den Spekulationen ferngehalten. Aber das ist fantastisch. Es ist eine Erlösung, hier als schwedischer Meister zu stehen – mit dem verdammten Mjällby.»
Bereits beim Erreichen des Pokalfinals 2023 hatte Torstensson ein besonderes Gefühl bei diesem Team: «Da war etwas. Und wir haben unglaublich hart dafür gearbeitet.»
Dass Torstensson überhaupt noch an der Linie des kleinen Klubs steht, ist alles andere als selbstverständlich. Im Sommer 2024 wurde bei ihm eine chronische lymphatische Leukämie diagnostiziert. «Eine Behandlung ist nicht nötig, also mache ich weiter. Es hätte hundert schlimmere Diagnosen geben können», sagte er – und stand nur wenige Wochen nach dem Befund schon wieder an der Seitenlinie.
Torstensson gewinnt der Krebsdiagnose sogar etwas Positives ab. Sie habe ihm geholfen, bewusster zu leben: «Nichts als selbstverständlich hinnehmen und nichts auf morgen verschieben. Deshalb haben wir jetzt schon gewonnen.»
Höhenflug bringt Geldregen
Noch 2016 stand der Klub kurz vor dem Absturz in die vierte Liga – und damit auch vor dem finanziellen Ruin. Die sportliche Rettung erfolgte damals erst am letzten Spieltag.
Der heutige Klubchef Jacob Lennartsson (36) war da bereits im Verein – damals noch als Jugendleiter. Gegenüber der BBC erklärte er: «Wir haben unsere Kosten unter Kontrolle gebracht. Zwar erzielen wir eines der niedrigsten finanziellen Ergebnisse der Liga, aber wir haben auch mit die geringsten Ausgaben.»
Die Kosten dürften auch in naher Zukunft kein Problem mehr sein. Mit Prämien unter anderem für die nun bevorstehende Europacup-Kampagne (mindestens in der Conference League wird man nächstes Jahr fix dabei sein) erhält der Klub rund neun Millionen Franken. Zum Vergleich: Zu Beginn der Saison verfügte Mjällby selbst über Eigenkapital in Höhe von gerade mal gut vier Millionen Franken.
Starkes Spiel, schwache Konkurrenz
Doch Mjällby überzeugt nicht nur wirtschaftlich. Auch spielerisch und taktisch hat sich der Klub enorm weiterentwickelt – insbesondere seit der Verpflichtung von Co-Trainer Karl Marius Aksum. Mjällby stellt die stabilste Defensive der Liga. Gleichzeitig vernachlässigt das Team seinen offensiven Spielstil nicht. Diese Kombination machte das Team zur Überraschungsmannschaft der Saison.
Klar ist aber auch, dass Mjällby zur genau richtigen Zeit zum Höhenflug angesetzt hat. Dass es zum Sensations-Titel kommen konnte, ist auch der schwächelnden Konkurrenz zu verdanken. So blieb der schwedische Rekord- und Vorjahresmeister Malmö FF hinter den Erwartungen zurück und liegt aktuell nur auf Rang vier. Andere Liga-Grössen wie AIK oder Djurgarden sind noch weiter zurück.