Es ist Anfang August, als der gebürtige Bochumer Cajetan Lenz bei seinem Klub im Profifussball debütiert. In der U19 ist er da bereits unterfordert. Beim 1:4 des Bundesliga-Absteigers VfL Bochum gegen Darmstadt darf er sieben Minuten ran. Zwei Spiele später steht er gegen Schalke schon in der Startelf. Und das bleibt bis heute in jedem Match so.
Die halbe Bundesliga reisst sich um Wunderkind Cajetan Lenz – selbst englische Klubs sind am 19-Jährigen dran.
Nach einem desaströsen Saisonstart hat Bochum in der 2. Bundesliga längst auf die Überholspur gewechselt. Von den Abstiegsrängen hat man sich auf Rang 9 vorgearbeitet. Das liegt nicht nur am mittlerweile ausgewechselten Trainer, sondern auch am 19-jährigen defensiven Mittelfeldspieler. Jedenfalls überschlagen sich die Lobeshymnen.
Mit 19 auf dem Zettel der grossen Klubs
Mit Ausnahme der Bayern balgt sich förmlich die halbe 1. Bundesliga um das Juwel Cajetan Lenz. Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt soll dabei bereits konkrete Vorstösse in Form von Gesprächen mit dem Teenie und dessen Berater unternommen haben. Auch bei Leverkusen scheint das Interesse hochseriös zu sein. Ebenso beim 1. FC Köln. Selbst in der Premier League beobachten sie ihn mit Argusaugen. Es fällt der Name West Ham United.
Und mit jedem weiteren Sieg des «Vereins für Leibesübungen» schnellt der Preis in die Höhe. Zumal der Vertrag von Cajetan (das ist die seltene deutsche Version des italienischen Gaetano oder des französischen Gaëtan) noch satte dreieinhalb Jahre bis 2029 läuft.
Man geht in Bochum jetzt schon davon aus, dass der junge Mann mit der Rückennummer 34 zum Rekordtransfer werden wird, was auch bedeutet, dass die Klubs aus den hinteren Bundesligaregionen die Akte Lenz bereits wieder schliessen können, weil für diese ein zweistelliger Millionenbetrag kaum zu stemmen ist.
«Als hätte er hundert Profispiele auf dem Buckel»
Der bisherige Rekordabgang des VfL ist 2022 jener von Armel Bella-Kotchap, für den der damalige Premier-League-Klub Southampton zwölf Millionen Euro hinblätterte. Das wird wohl getoppt werden. «Der Junge spielt mittlerweile wie ein 25-Jähriger, der über hundert Profispiele auf dem Buckel hat», urteilt der Luzerner Bochum-Geschäftsführer Ilja Kaenzig (52).
Und auch seinen neuen Coach Uwe Rösler (57) beeindruckt Lenz. Nicht nur auf dem Feld. «Cajetan hat mich um ein Gespräch gebeten, weil er wissen wollte, was er individuell noch besser machen kann. Mich hat beeindruckt, dass er in diesem jungen Alter schon so viel Verantwortung über seine Karriere übernimmt. Mit dieser Mentalität wird garantiert seinen Weg machen.»
Nationen-Aussage lässt Raum für Spekulationen
Dass Lenz auch in der Schweiz immer mehr in den Fokus rückt, liegt an dessen Schweizer Vater. Wegen ihm besitzt auch Sohn Cajetan den Schweizer Pass. Aber: Als ihn Deutschland für die U19-Nationalmannschaft aufbietet, folgt er diesem Lockruf und debütiert am 14. Mai in einem Testspiel gegen Dänemark (1:1) für Schwarz-Rot-Gold. Ab September ist er dann deutscher U20-Nationalspieler. Sein Debüt in dieser Kategorie feiert er ausgerechnet … in der Schweiz! Am 5. September spielt er in der Niedermatten in Wohlen AG durch und hilft mit, die Schweiz gleich mit 5:1 niederzukantern.
Es folgen vier weitere Einsätze in der U20-Elite-League. Seinen vorläufigen Nationen-Entscheid kommentiert Lenz gegenüber der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» so: «Ich habe mich jetzt für Deutschland entschieden. Was die Zukunft bringt, werden wir dann sehen. Ich habe mich beim DFB jetzt sehr wohlgefühlt.»
Der SFV hat ihn zweimal für die U21 aufgeboten
Tönt definitiv alles andere als ultimativ. Zumal der Schweizer Fussballverband unter Präsident Peter Knäbel mittlerweile richtig auf Zack ist, nachdem man jüngst mehrere Niederlagen (Avdullahu, Hajdari, Kospo) bei Doppelbürgern hat hinnehmen müssen.
Bochum-Boss Kaenzig bestätigt gegenüber Blick denn auch: «Er hat in den Länderspielpausen Aufgebote von beiden Verbänden erhalten.» Bei der Schweiz sei es die U21 gewesen und die seien immer die ersten gewesen. Und SFV-Medienchef Adrian Arnold sagt: «Wir verfolgen seine Entwicklung ganz genau. Es gab auch schon Gespräche mit ihm sowie seinem Umfeld.»
Dieser Zug scheint also noch lange nicht abgefahren. Und Cajetan Lenz nimmt gerade erst richtig Fahrt auf.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 13 | 40 | 37 | |
2 | RB Leipzig | 13 | 15 | 29 | |
3 | Borussia Dortmund | 13 | 12 | 28 | |
4 | Bayer Leverkusen | 13 | 9 | 23 | |
5 | TSG Hoffenheim | 13 | 6 | 23 | |
6 | VfB Stuttgart | 13 | -1 | 22 | |
7 | Eintracht Frankfurt | 13 | -1 | 21 | |
8 | 1. FC Köln | 13 | 1 | 16 | |
9 | SC Freiburg | 13 | -2 | 16 | |
10 | Borussia Mönchengladbach | 13 | -2 | 16 | |
11 | Werder Bremen | 13 | -6 | 16 | |
12 | Union Berlin | 13 | -6 | 15 | |
13 | Hamburger SV | 13 | -6 | 15 | |
14 | FC Augsburg | 13 | -10 | 13 | |
15 | VfL Wolfsburg | 13 | -6 | 12 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 13 | -16 | 11 | |
17 | FC St. Pauli | 13 | -14 | 8 | |
18 | FSV Mainz | 13 | -13 | 6 |