Darum gehts
- Verwaltungsgericht weist Einsprachen gegen Zürcher Fussballstadion-Projekt ab
- Prominenter Gegner ist Urs Zweifel, Verwaltungsrat der Zweifel-Chips-Marke
- Baubeginn frühestens 2027, spätestens 2030 – Fertigstellung ein Jahr später
2003 hat die Stadtzürcher Bevölkerung ein erstes Mal «Ja» zum neuen Fussball-Stadion auf dem Hardturm-Areal gesagt. Ganze vier Volksabstimmungen und drei Stadionprojekte später sieht es jetzt – 22 Jahre nach der ersten Stadionabstimmung – immer besser aus für GC und den FCZ. Das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich hat die Einsprachen gegen den Gestaltungsplan vollumfänglich abgewiesen. Publiziert wurde der Entscheid auf der öffentlichen Urteilsdatenbank noch nicht. Aber ein Sprecher von HRS, Bauherrin und Projektführerin, bestätigte den Entscheid des Gerichts auf Blick-Anfrage.
«Das Projektteam begrüsst das deutliche Urteil des Zürcher Verwaltungsgericht. Wie schon das Baurekursgericht vor mehr als zwei Jahren bestätigt nun auch die zweite Instanz, dass der private Gestaltungsplan rechtens ist», schreibt das Projektteam in einem Communiqué. Der Gestaltungsbau sieht den Bau eines neuen Fussballstadions, von mehreren hundert Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment sowie von vielfältig nutzbaren Gewerberäumen auf dem Hardturm-Areal vor.
«Weiterzug wäre völlig unverständlich»
«Wir appellieren an die Gegner, sich endlich als faire Verlierer zu verhalten und nicht weiter mit juristischen Mitteln die Umsetzung eines bereits in zwei Abstimmungen demokratisch überaus klaren Entscheids zugunsten eines neuen Fussballstadions zu verzögern. Ein erneuter Weiterzug an das Bundesgericht wäre angesichts des klaren Urteils nun auch des Verwaltungsgerichts völlig unverständlich», sagt ein Sprecher des Projekts.
Seit September 2023 brüteten die Richter über den Einsprachen gegen das Ensemble-Projekt, das aus einem Fussballstadion sowie zwei Wohntürmen bestehen und auf dem Hardturm-Areal gebaut werden soll. Also dort, wo GC von 1929 bis 2007 bereits seine Heimspiele ausgetragen hat. Die sehr lange Verfahrensdauer hat im Umfeld der beiden Zürcher Clubs für Ärger gesorgt. Denn eigentlich dauert die durchschnittliche Verfahrensdauer beim Verwaltungsgericht Zürich sechs Monate. Warum es viermal so lange dauerte, begründete das Verwaltungsgericht gegenüber Blick mit der «Komplexität des Geschäftes».
So geht es weiter – Protest gegen Zweifel-Chips
Das Urteil ist ein Etappensieg für GC und den FCZ und kommt drei Tage nach dem 291. Zürcher Stadtderby, das GC mit 3:0 für sich entschied. Die Beschwerdeführer können den Gestaltungsplan noch vor Bundesgericht ziehen – die Frist läuft bis Anfang November. Anschliessend könnte auch gegen das Baugesuch in sämtlichen drei Instanzen rekurriert werden – allerdings nur noch in beschränkter Form. Sowohl GC als auch der FC Zürich forderten die Gegner wiederholt auf, die Einsprachen zurückzuziehen und keine weiteren Verzögerungen zu erzwingen.
Prominentester Gegner des «Ensemble»-Projekts ist Urs Zweifel (55), Verwaltungsratsmitglied der Schweizer Kult-Chips-Marke Zweifel. Der Neffe des verstorbenen Zweifel-Gründers legt dem Stadion-Projekt aus privaten Gründen seit Jahren Steine in den Weg. Deshalb boykottieren eine Gruppe von GC-Altstars, FCZ-Präsident Ancillo Canepa (72) und diverse FCZ- und GC-Fans die Pommes-Chips-Marke sowie die Weine von Zweifel. Auch Zürcher Restaurants haben sich dem Boykott bereits angeschlossen. Ob Zweifel angesichts des Drucks nun weiterhin als Geldgeber der Beschwerdeführer figurieren möchte, ist unklar.
Das lange Warten auf das Stadion
Die Stadt Zürich wartet seit dem Abbruch des Hardturm-Stadions im Jahr 2008 auf ein neues Fussball-Stadion. Das Pentagon-Projekt der Credit Suisse scheiterte infolge der Einsprachen und der globalen Finanzkrise von 2008. Nun sieht es gut aus, dass es klappt – auch wegen des Commitments der UBS.
Baubeginn für das neue Fussballstadion wäre im besten Fall 2027 und im schlechtesten Fall 2030. Ein Jahr später könnte der Ball rollen.