Das Spiel
Final-Krimi im Wankdorf! Die YB-Frauen krönen sich erst im Penaltyschiessen zum Schweizer Meistertitel. Erstmals seit 2011 sind die Bernerinnen wieder die Nummer 1 in der Schweiz.
Für YB scheint es zunächst zwar eine Mammutaufgabe, den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Die Bernerinnen dominieren zwar die Startphase, entgegen des Spielverlaufs geht jedoch GC dank eines Treffers in Kung-fu-Manier in Führung. YB steht somit noch mehr unter Druck und versucht im Gegenzug gleich zu reagieren. Doumas setzt den Ball jedoch an die Latte.
In der Folge beissen sich die Qualifikations-Siegerinnen an der tief stehenden GC-Defensive die Zähne aus. Imke Wübbenhorst wechselt mit Rückkehrerin Luyet nach einer Stunde schliesslich die YB-Wende ein. Dank eines Doppelschlags innert vier Minuten kommt das Heimteam wieder ran. Luyet ist bei ihrem Comeback an beiden Treffern massgeblich beteiligt.
Wenige Minuten vor Schluss erzielt McKenna den Lucky Punch für GC – vermeintlich. Denn der Treffer zählt aufgrund einer Abseitsposition nicht. Somit geht es zunächst in die Verlängerung und weil dort keine Tore fallen ins Penaltyschiessen.
Dort wird Ess, die im Hinspiel in der Schlussphase den Siegtreffer erzielte, zum Pechvogel, denn Biedermann kann ihren Penalty parieren. Bei den YB-Frauen treffen hingegen alle Schützinnen souverän. Als Beney den entscheidenden Elfmeter verwandelt, ist der Jubel bei den Bernerinnen über den ersten Meistertitel seit 14 Jahren grenzenlos.
Die Tore
12. Minute, Emanuela Pfister, 0:1. Dongus wird auf der rechten Seite lanciert und läuft auf das YB-Tor zu. Von der Strafraumgrenze legt sie perfekt für Pfister im Zentrum auf, die den Ball mit dem rechten Fuss akrobatisch direkt im Tor unterbringt.
65. Minute, Athena Kuehn, 1:1. Die eben erst eingewechselte Luyet zieht aus der Distanz ab, der Ball prallt an den Pfosten. Der Abpraller kommt im Durcheinander im Strafraum genau vor die Füsse von Kuehn, die Kozal in der rechten Ecke bezwingt.
69. Minute, Courtney Strode, 2:1. Emma Egli holt im Strafraum Granges von den Beinen. Schiedsrichterin Schmölzer zeigt auf den Punkt. Strode übernimmt die Verantwortung und verwandelt souverän.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Entscheidende Penalty-Schützin Iman Beney: «Es ist sehr, sehr schön, mit YB die Meisterschaft zu gewinnen. Wir haben die ganze Saison hart gearbeitet. Heute war es ein verdienter Sieg. Die Penaltys haben wir alle reingemacht – das ist das, was zählt. Es war emotional, aber das ist Fussball.» Beney auf die Frage, ob sie bei YB bleibt: «Ich weiss es noch nicht, mal schauen. Zuerst etwas feiern, dann schauen wir weiter.»
YB-Trainerin Imke Wübbenhorst: «Es ist sehr unreal gerade. Ich habe nochmals nachgefragt, ob bei den Toren alles stimmte, als ob noch etwas annulliert werden könnte. Wir haben es heute als Team herumgerissen. Jede einzelne ist wichtig geworden. Naomi wurde gerade rechtzeitig wieder fit und macht den Abschluss, der dann zum Tor führt. Es ist überragend mit dieser Herzens-Mannschaft einen solchen Erfolg einzufahren. Wir essen jetzt zusammen in einem Restaurant und gehen dann in die Stadt.»
YB-Captain Stephanie Waeber: «Der erste Titel hat eine sehr grosse Bedeutung. Nach dem Abpfiff war es sehr emotional. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir es geschafft haben. Es war ein Auf und Ab in der Partie. Überragend, dass wir es nachher im Penaltyschiessen entscheiden konnten.»
GC-Captain Luna Lempérière: «Penaltyschiessen ist manchmal eine Lotterie, wir haben dieses Mal den Kürzeren gezogen. Wir mussten schon einmal durch ein Penaltyschiessen, dort war das Glück auf unserer Seite. Am Schluss haben wir leider einen Penalty verschossen, das kann mal passieren, ist aber schade. Die Niederlage ist bitter, aber ich bin stolz auf das ganze Team.»
Die Beste
Die Rückkehr der lange verletzten Nati-Hoffnungsträgerin Naomi Luyet erweist sich als Wendepunkt der Partie: Kaum eingewechselt, nimmt die junge Flügelspielerin das Zepter in die Hand und leitet den YB-Doppelpack ein.
Die Schlechteste
GC-Stürmerin Kayla McKenna hat wenig Aktionen und hat Pech, dass ihr Tor in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit wegen einer knappen Offside-Position aberkannt wird. Die jamaikanische Nationalspielerin wird von ihren Teamkolleginnen kaum mit einbezogen, was aber dem Spiel geschuldet ist: Die Hoppers spielen abwartend und setzen auf Konter, die über die schnellen Flügelspielerinnen Egli und Pfister laufen.
Das gab zu reden
Unter den Augen von Nati-Trainerin Pia Sundhage feiert die 19-jährige Naomi Luyet nach einem halben Jahr ihr Comeback und belebt sogleich das Spiel der Bernerinnen. Neben ihr kommt auch GC-Mittelfeldspielerin Noemi Ivelj nach einer Verletzungspause zum Einsatz. Mit Blick auf die Heim-EM im Sommer ist Sundhage persönlich vor Ort. Die Schwedin dürfte sich dabei Notizen zu der einen oder anderen Spielerin gemacht haben.
Die Schiris
Das Schiedsrichtergespann um Michèle Schmölzer, Laetitia Martin und Melissa Correia macht einen guten Job, erwischt aber an diesem Samstagabend jedoch einen eher ruhigen Arbeitstag. VAR Mirel Turkes muss sich nicht einschalten.
Die Fans
Anders als im Hinspiel im Letzigrund dürfen sich diesmal auch die Fernsehzuschauer über eine tolle Kulisse freuen. Die Mehrheit der 10’040 Fans hat auf der Gegentribüne des Wankdorfs Platz genommen. Damit wird die bisherige Bestmarke (10’647) aus dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams in Bern nur knapp verfehlt.
So gehts weiter
Die Super-League-Saison 2024/25 ist für die Frauen nun beendet. Im Sommer steht dann im Frauenfussball das grosse Highlight in der Schweiz an: Vom 2. bis 27. Juli wird die EM 2025 ausgetragen.