Knifflige Ausgangslage
Eines ist klar: Gewinnt die Nati gegen Norwegen nicht, steigt sie aus der Liga A der Nations League umgehend wieder ab. Um dies sicher zu verhindern, braucht die Nati einen Sieg mit zwei Toren Differenz, um dank des besseren Direktvergleichs vor Norwegen klassiert zu sein. Gewinnt Island im Parallelspiel gegen Gruppensieger Frankreich nicht, würde die Nati die Gruppe in diesem Fall sogar auf Platz 2 abschliessen. Gewinnt die Schweiz mit einem Tor Differenz und gewinnt Frankreich in Island, wäre sie auf Platz 3 klassiert und müsste im Herbst gegen einen Zweitklassierten der Liga B eine Barrage um den Verbleib in der Liga A spielen. Die mathematisch knifflige Ausgangslage habe einen Einfluss auf die Partie, sagt Nati-Trainerin Pia Sundhage (65), da es in der Schlussphase zu allfälligen Rechenspielen kommen könnte. «Aber das wäre positiv, denn das hiesse, dass wir einen Sieg einfahren könnten.»
Wiedergutmachung für das Frankreich-Spiel
Die 0:4-Pleite in Nancy gut einen Monat vor dem EM-Start war ein herber Dämpfer. Zwar ist Frankreich, das an der EM zu den Favoriten gehört, nicht die Stärkeklasse, mit der sich die Nati an der EM – zumindest nicht in der Vorrunde – messen muss, doch die Art und Weise der Niederlage wirft Fragen auf. Sundhage machte vor allem fehlende Aggressivität aus. «Wir müssen uns aus der Komfortzone begeben», fordert die Schwedin nicht zum ersten Mal. Géraldine Reuteler (26), die wegen ihrer Sperre am Freitag auf der Tribüne sass, sieht das ähnlich. «Das ist ein wenig die Schweizer Mentalität. Wir sind zu lieb», so die Mittelfeldspielerin von Frankfurt. «Es war sicher nicht unser bestes Spiel, teilweise wurden wir an die Wand gespielt.» Sie fordert ihre Teamkolleginnen auf, härter zu agieren. «Man muss in einem Spiel auch einmal ein Zeichen setzen und eine umhauen, damit man etwas durchschnaufen kann.»
Zwei Duelle innerhalb von 30 Tagen
Die beiden Nationen treten innerhalb von 30 Tagen zweimal gegeneinander an, denn auch zum Auftakt der Heim-EM am 2. Juli in Basel heisst der Gegner Norwegen. Sundhage lacht, als Blick sie fragt, ob sie ein solches Szenario in ihrer langjährigen Karriere schon einmal erlebt habe. «Für mich ist klar, wir müssen uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren.» Die Schwedin macht aber keinen Hehl draus, welches der beiden Duelle sie lieber gewinnen würde. Von der norwegischen Seite her tönt es ähnlich. «Wir sind hier, um die Schweiz zu schlagen und unseren Job zu erledigen, denn das würde uns auch für die Zukunft dienen», sagt Ada Hegerberg (29). Aber klar, so der norwegische Captain: «Für uns alle steht ein grosser Sommer bevor.»
Letzter Härtetest vor der EM
Die Nati testet zwar am 26. Juni noch gegen Tschechien, doch das Nations-League-Finale ist sogleich auch der letzte Härtest vor der Heim-EM. Seit sieben Spielen ist die Nati sieglos, der letzte Sieg datiert vom Oktober beim 2:1 gegen ein ersatzgeschwächtes Frankreich. «Natürlich wäre ein Sieg sehr wichtig, um Selbstvertrauen zu tanken», sagt Sundhage. Das würde die EM-Vorbereitung einfacher gestalten. «Aber auch bei einer Niederlage wäre das nicht das Ende der Welt.» Beide Teams haben sich bislang noch nicht in EM-Form präsentiert. Norwegen kam am Freitag nach einem schwachen Start gegen Island mit viel Geknorze zu einem 1:1. Zudem fallen für das Spiel in Sitten sowohl die beiden Innenverteidigerinnen als auch Superstar Caroline Graham Hansen vom FC Barcelona aus. «Norwegen hat individuell starke Spielerinnen und ist offensiv sicher besser als defensiv», sagt Reuteler. «Wir müssen mutig sein, mal ins Eins-gegen-Eins gehen und den Abschluss suchen», so die Nidwaldnerin. «Aber ich habe ein gutes Gefühl.»
Zwei «Norwegerinnen» in der Nati
Für zwei Nati-Spielerinnen ist das Spiel ein ganz besonderes: Smilla Vallotto (21) und Naina Inauen (24). Vallotto ist zwar in Genf geboren, aufgewachsen ist die ehemalige Nachwuchs-Internationale Norwegens aber in der Hafenstadt Stavanger, wo die Nati im Februar nach einer guten Leistung 1:2 verlor. «Vor diesem Spiel war ein grosser Hype. Nun bin ich ein wenig entspannter», sagt Vallotto. Obwohl in Skandinavien aufgewachsen, sei an ihr aber nicht viel norwegisch. «Meine Persönlichkeit ist mehr schweizerisch oder italienisch von der Seite meines Vaters geprägt.» Auch Inauen ist in der Schweiz geboren und in Davos aufgewachsen, ihre Familie wanderte aber, als sie ein Kind war, nach Norwegen aus, wo ihre Eltern eine Schlittenhundfarm betrieben. Noch heute spielt Inauen in Norwegen. Auf ihr Nati-Debüt wartet sie aber noch. Zwar war sie an allen Zusammenzügen seit Februar dabei, zum Einsatz kam sie aber noch nie.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Deutschland | 6 | 22 | 16 | |
2 | Niederlande | 6 | 1 | 11 | |
3 | Österreich | 6 | -11 | 6 | |
4 | Schottland | 6 | -12 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Frankreich | 6 | 12 | 18 | |
2 | Norwegen | 6 | -1 | 8 | |
3 | Island | 6 | -3 | 4 | |
4 | Schweiz | 6 | -8 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Spanien | 6 | 13 | 15 | |
2 | England | 6 | 10 | 10 | |
3 | Belgien | 6 | -7 | 6 | |
4 | Portugal | 6 | -16 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schweden | 6 | 7 | 12 | |
2 | Italien | 6 | 4 | 10 | |
3 | Dänemark | 6 | -5 | 9 | |
4 | Wales | 6 | -6 | 2 |