Sie ist die Rekordfrau schlechthin im Schweizer Fussball: die zehnfache Meisterin und siebenfache Cupsiegerin Fabienne Humm (38), von 2009 bis 2024 Torschützin für den FC Zürich. Cupfinals mochte sie besonders. «Nur schon, weil wir einmal im Jahr spezielle Trikots mit der aufgedruckten Begegnung erhielten.»
2016 waren die Leibchen pinkfarben. Und ein Huhn sollte Glück bringen: «Ein Porzellanhuhn hatte uns als Talisman in den Final begleitet – doch als wir uns einschwören wollten, war es plötzlich verschwunden.»
Die Zürcher Frauen gewannen trotzdem 2:0 gegen Neunkirch. «Später stellte sich heraus: Das Huhn war unserem Coach Dorjee Tsawa zu Boden gefallen und in die Brüche gegangen. Er hatte die Scherben husch, husch in der Taktiktafeltasche verschwinden lassen und hoffte das ganze Spiel über, niemand von uns würde es bemerken.» Doch die Scherben brachten Glück.
Die unfaire Revanche
Ein Jahr später die Revanche, erneut gegen den FC Neunkrich. Diesmal triumphierten die Schaffhauserinnen. Im Elfmeterschiessen. «Penalty-Entscheidungen sind immer brutal, aber jenes Mal wars besonders schlimm», sagt Humm. «Fair war unsere Niederlage ja eigentlich nicht. Weil dem Erfolg ein Finanzskandal zugrunde lag.»
Und sie hat recht. Der kurze Höhenflug der Frauen vom Dorfverein war bloss ein Strohfeuer. Möglich gemacht durch einen Sportchef, der beruflich in der Getränkefirma Rimuss Millionenbeträge abzweigte und so einen Profibetrieb mit Spielerinnen aus zwölf Nationen finanzierte. Diese stellten 2017 kurz nach dem Cupsieg auch das Double sicher … und verschwanden. Denn nur vier Tage nach dem Titelgewinn flog die Veruntreuung auf, der FC Neunkirch zog das Frauenteam notgedrungen aus der Nationalliga A zurück.
Rekord-Frau bleibt «Bumm-Bumm-Humm»
Nur ein Betrug hatte es möglich gemacht, dass Frauen mit Fussball in der Schweiz Geld verdienen konnten. Wenige Jahre später wird dies für jüngere Spielerinnen selbstverständlich. Doch Humm hadert keine Sekunde damit, dass sie, die 2024 zurücktrat, dies so knapp verpasst hat. «Nääääi! Ich habe es nicht wegen des Geldes gemacht.» Sie habe Fussball gespielt, weil sie es «huere gern» getan habe. Aber stets, wenn sie in der Öffentlichkeit erkannt worden sei, habe sie es als unangemessen empfunden. «Ich nehme mich nicht wichtig.»
Der Autor und Kabarettist Bänz Friedli befasst sich seit vielen Jahren mit dem Fussball der Frauen, unter anderem in seinem aktuellen Programm «Bänz Friedli räumt auf». Heimspiele von Fabienne Humm besuchte er jeweils mit einem Fanschal – war allerdings froh, dass es im FCZ-Fanshop Artikel gab, die nur dem Frauenteam galten.