Darum gehts
- Lamine Yamal: Barças Wunderkind mit beeindruckendem Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen
- Experten sehen ihn als Game-Changer auf einer Stufe mit Pelé und Maradona
- Mit 17 Jahren bereits weit über 100 Spiele absolviert und EM-Titel gewonnen
Im Alter von 15 Jahren und 290 Tagen erscheint Yamal beim Liga-Debüt gegen Real Betis ein erstes Mal für ein paar Wimpernschläge auf der imposanten Bühne von Blaugrana. Gottgegeben ist dieses famose Debüt beim Weltverein nicht, seine Kindheit ist frei von Romantik und hätte ganz anders verlaufen können. Die Mutter, eine mittellose Kellnerin aus Äquatorialguinea, und ihr Partner aus Marokko gehen früh getrennte Wege. Lamine wird im rauen Immigranten-Quartier Rocafonda der katalanischen Stadt Mataro sozialisiert. Schmucklose Plattenbauten aus den Sechzigerjahren, soziale Brennpunkte, ein kompliziertes Leben an der Armutsgrenze.
Nur ganz Wenige finden einen direkten Ausweg aus dem trostlosen Alltag: Yamal gehört zum Kreis der Glückseligen. Scouts der legendären katalanischen Talent-Fabrik La Masia fällt bei einem Amateur-Turnier die Magie des U7-Kickers auf. Was folgt, ist atemberaubend, ein himmlischer Aufstieg. Awards, Applaus, Komplimente der obersten Fussball-Instanzen und im Sommer vor einem Jahr der EM-Titel am Tag nach dem 17. Geburtstag. Hollywood made in Spain.
Auf einer Stufe mit Pelé und Maradona
Die Beobachter sind sich einig: Yamal ist ein Game-Changer, einer, der im kommenden Jahrzehnt die wichtigsten Fussball-Geschichten schreiben wird. Mit einer Ausgangslage gesegnet, wie sie nur globale Offensiv-Giganten für sich beanspruchen durften: Lionel Messi, Diego Armando Maradona, Pelé, Cristiano Ronaldo oder Zinédine Zidane. Sie zelebrierten ihre Profi-Debüts im gleichen jugendlichen Alter – aber nur Pelé prägte das Nationalteam mit 17 in einer vergleichbaren Qualität.
«Er ist ein Phänomen», legt sich Lucien Favre ohne Umschweife fest. Der Romand gilt inner- und ausserhalb der Schweiz als einer der besten Ausbildner überhaupt. Er hat in Dortmund Reals Super-Star Jude Bellingham im Schüleralter in der Bundesliga und in der Champions League etabliert. «Ich erinnere mich, wie er jeden Tag nach dem Training Extraschichten einlegte. Spezialübungen mit dem Ball, mit den Beinen. Er hat mir immer und immer wieder gezeigt, dass er weiterkommen will. Hinter dem Erfolg von Lamine steht ein riesiger Aufwand. Es ist die Mentalität, täglich noch besser zu werden. Nichts ist Zufall», analysiert der frühere Gladbach- und Dortmund-Taktikfuchs Favre im exklusiven Gespräch mit Blick.
Der Flügel plus und die La-Masia-DNA
Im Gegensatz zu vielen Granden der letzten Dekaden steht Yamal per se nicht im Zentrum. Er manövriert sein Ensemble vom Flügel aus. Sein Spielraum ist generell etwas kleiner. Wohl auch deshalb führt er den Ball in einer ganz eigenen Weise. «Seine Bewegungen sind enorm schnell, er berührt den Ball nur ganz kurz, immer in einem hohen Tempo. Das ist für einen Verteidiger extrem schwierig. Inter hat sich sehr schwergetan. Es braucht meistens ein zwei gegen eins gegen ihn, um ihn zu stoppen», sagt Favre und schiebt ein entscheidendes Detail nach: «Lamine ist unglaublich effizient. Er ist erst 17, liest und kontrolliert das Spiel aber bereits. Mit solchen Spielern hat man Spass. Für mich ist er ein Flügel plus.»
Für Favre ist der Ausbildungsweg Barcelonas der Schlüssel zu allem, auch zum Aufstieg Yamals: «Ich habe bei Johan Cruyff hospitiert und durfte den Mythos La Masia persönlich kennenlernen. Es ist die beste Akademie der Welt, und der Verein glaubt seit Jahrzehnten an ihre Kraft.» Yamal ist das nächste Juwel, das die DNA Barças verinnerlicht hat. Seine Strahlkraft wird immer grösser. Innerhalb der letzten elf Monate hat er nahezu alles aufgesogen, sein Pensum ist gigantisch. «Lamine spielt ohne Pause, er muss auf seine Gesundheit aufpassen», warnt Favre. Im Duell mit Inter steht er zum 64. Mal auf dem Rasen. Seine Zauberfüsse sind unverzichtbar.