Darum gehts
- Peter Knäbel: Neuer SFV-Chef mit breitem Spektrum im Fussball-Business
- Erfahrungen in Bundesliga, HSV und Schalke prägen seine Führungsqualitäten
- Fast ein Jahrzehnt Grundlagen im Verband und in Basel gelegt
«Zukunft braucht Herkunft.» Diesen Spruch zitiert und lebt Peter Knäbel (58) gerne. Im Ruhrgebiet hat er die Demut und die Überzeugung verinnerlicht, grosse Projekte mit Mentalität und Arbeitseifer schaffen zu können.
Diese Einstellung bringt ihm über 100 Einsätze in der Bundesliga ein und vereinfacht seine persönliche Neuausrichtung Ende der Neunzigerjahre in Winterthur. In einem damals wirtschaftlich angeschlagenen Verein beginnt sein Schweizer Weg: «Diese Zeit hat mich geprägt, es war der Einstieg in eine Lebensschule.»
Vernetzt und analytisch, ein Experte mit Rhetorik und Erfahrung. Peter Knäbel bringt mit, was man sich in der Theorie wünscht: ein breites Spektrum im komplizierten Fussball-Business. Er hat nicht nur als wortgewandter TV-Analyst und Speaker über Krisen referiert, Knäbel hat sie im Bundesliga-Geschäft als Führungskraft bewältigen müssen. Der SFV-Lead ist zugeschnitten auf ihn.
In Hamburg abgetaucht
Beim ersten Engagement im Verband und in Basel hat er während fast eines Jahrzehnts nachhaltige Junioren-Projekte installiert. An beiden Orten ist er als fortschrittlicher Macher und Teamplayer in Erinnerung geblieben. Knäbel ist ein politischer Kopf, die lösungsorientierte Herangehensweise steht bei ihm gleichwohl im Vordergrund. Der eigene Weg ist nicht das Ziel, sondern das Gesamtergebnis, die Verbesserung der Sache.
Ausserhalb der SFV-Komfortzone hat Knäbel im Norden Deutschlands Fehler gemacht. Der unberechenbare HSV-Kosmos verschluckte den Malocher nahezu. Der Pragmatiker taucht erst drei Jahre später wieder in der Bundesliga-Branche auf: im Zirkus auf Schalke. Den verrücktesten Klub Deutschlands lenkt der frühere Bochumer mit Nerven aus Stahl – den ersten Absturz in die Zweitklassigkeit überlebt Knäbel, den Aufstieg verantwortet er mit, den zweiten Niedergang übersteht der Sport-Vorstand nicht.
Knäbel kennt die Dossiers
Die Seriosität Knäbels hat dem Koloss aus Gelsenkirchen gutgetan. Umgekehrt wird Knäbel nie mehr vergessen, welche Wucht das Profi-Geschäft entfachen kann. Schalke ist wie ein Fussball-Hochofen: Gut gemeinte Konzepte verglühen in Sekundenbruchteilen. Der neue Schweizer Verbandschef weiss, dass er im Haus des Fussballs auf eine raschere Umsetzung pochen muss und die Wege kurz halten sollte.
Mit dem 58-Jährigen sitzt in Muri nun einer, der Krisen managen will und sie nicht einfach aussitzt. Der neue Boss kennt die relevanten Dossiers bis ins letzte Detail. Er weiss, auf welcher Flughöhe sich die Protagonisten des Nationalteams bewegen und kann sich den Umständen problemlos anpassen. Ihm ist klar, wer das Gros der Einnahmen generiert. Nach den entsprechenden Prioritäten wird er handeln.
Knäbel hat während seines Wahlkampfs demonstriert, dass ihm der Austausch mit den drei Kammern der nationalen Fussball-Bewegung wichtig ist. Er ist vielleicht der erste Präsident in der SFV-Geschichte, der mit der Basis gleich gut verbunden ist, wie mit der internationalen Prominenz. Die Tonlage und das Gespür, wann Diplomatie oder Klartext angezeigt ist, besitzt der neue Stratege an der Verbandsspitze.