Dia Saba schreibt Geschichte
Das ist der erste Israeli in der arabischen Profiliga

Ein Novum. Geschichtsträchtig. Vorletzte Woche unterschreibt erstmals ein Israeli bei einem Klub in der arabischen Profiliga.
Publiziert: 12.10.2020 um 20:50 Uhr
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Der Israeli Dia Saba schreibt Ende September Geschichte.
Foto: Instagram
Eynat Bollag

Bis vor wenigen Wochen noch undenkbar, jetzt Realität. Erstmals wechselt ein israelischer Fussballer in die arabische Profiliga. Der israelische Nationalspieler Dia Saba (27) spielt neu in Dubai beim Al-Nasr SC. Ende September wechselt Saba vom chinesischen Klub Guangzhou R&F in die Vereinigten Arabischen Emirate. Saba kann das Geschehen kaum in Worte fassen, es sei alles so überwältigend, und «meine Unterschrift fühlt sich nach viel mehr an als nur Fussball». Zu Recht. Denn Saba hat mit seinem Wechsel Geschichte geschrieben.

Friedensvertrag sei Dank

Dass der Transfer möglich wurde, ist eine Folge des Friedensvertrags zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mitte September hatten Israels Ministerpräsident Netanyahu und der Thronfolger der Emirate, Scheich Bin Zayed, unter Vermittlung der USA eine Absichtserklärung unterzeichnet, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. «Die ganze Zeit spricht man hier über das historische Ereignis nach dem Friedensabkommen», so der ­Israeli. Ob auf den Strassen oder im Klub, die Freundlichkeit und ­Akzeptanz seien spürbar.

Dia Saba stammt aus der nordisraelischen Stadt Madschd al-Krum und wird 1992 in eine muslimisch-arabische Familie hineingeboren. Mit einer Sprachbarriere hat der 27-Jährige also nicht zu kämpfen. Er spricht fliessend Hebräisch und Arabisch.

Israelischer oder arabischer Israeli

Im israelischen Fernsehen wird Saba gefragt, ob er dort eher wie ein Israeli oder arabischer Moslem behandelt werde. «Sie behandeln mich wie einen Menschen», antwortet er, «das ist das Wichtigste, und so muss es sein.»

Saba sieht sich als Türöffner für ­israelische Fussballer, die es ihm gleichtun möchten. Laut dem israelischen Fussballexperten und Ex-Profi Ori Uzan spreche auch nichts gegen einen jüdischen Nachahmer. «Ich sehe keinen Grund, wieso das nicht gehen sollte», sagt Uzan.

Investor aus den Emiraten für Hapoel Tel Aviv?

Das Friedensabkommen hilft auch an anderen Stellen, im Fussball Brücken zu bauen. So sollen seit längerem Unternehmen aus den Emiraten daran interessiert sein, in israelische Fussballklubs zu investieren. Laut israelischen Medien soll der Traditionsverein Hapoel Tel Aviv vor einer Einigung mit ­einem potenziellen Investor aus den ­Arabischen Emiraten stehen: Majid Al-Sarrah. Am Freitag ver­öffentlicht Al-Sarrah ein Bild mit dem Klubbesitzer von Hapoel Tel Aviv auf Twitter und schreibt: «Sehr bald wird es eine Zusammenarbeit und gegenseitige Sport-Investitionen mit dem Klub geben.» Im ersten Tweet schreibt er fälschlicherweise Hapoel Beer Sheva, korrigiert es dann aber umgehend.

Die Neuigkeiten kommen gut an. Kein Wunder, schaut der Klub ja auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern zurück.

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Das Gegenteil ist beim Hauptstadt-Klub Beitar Jerusalem der Fall. Als einziger Profiklub im israelischen Fussball hat er noch nie einen arabisch-muslimischen Spieler unter Vertrag genommen. Nun soll aber deren Eigentümer, Moshe Hogeg (39), in die Emirate ­fliegen, «um die Möglichkeit einer grossen Investition in den Klub zu besprechen», heisst es auf der Vereins-Webseite. Das stösst auf Unmut bei den Fans. Diese bilden eine der bekanntesten rechtsextremen Gruppierungen Israels namens «La Familia». Auf ­ihrer Facebookseite schreiben sie: «Für uns spielt Geld keine Rolle, Prinzipien schon. Wir möchten alle daran erinnern, dass Jerusalem eine heilige Stadt für Juden ist und dass Beitar das einzige Team der Welt ist, das die jüdische Menora (sieben­armiger Leuchter, d. Red.) als Symbol hat.» Gut möglich, dass «La Familia» aufgrund der Entwicklung der sportlichen Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten ihre Auflagen nochmals überdenken muss.

Abenteuer begonnen

Unter Dach und Fach ist vorerst Dia Sabas Transfer. Ein noch nie ­dagewesenes Abenteuer, und es sei «zauberhaft», schreibt Saba auf In­stagram. So zauberhaft, dass er ­anfügt: «Ich hoffe, dass ich nicht träume und plötzlich aufwache.»

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