«Müssen uns bei unseren Fans entschuldigen»
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Croci-Torti nach Aus bedient:«Müssen uns bei unseren Fans entschuldigen»

Nach Cup-Blamage sind im Tessin alle bedient
Bei Lugano versagen alle – zahlt Croci-Torti die Zeche?

Lugano am Tiefpunkt! Schlechter Saisonstart. Out in der Conference League. Und nun im Cup bei Promotion-League-Klub Cham ausgeschieden. Trainer Mattia Croci-Torti ist wieder in grosser Gefahr – wie schon vor dem Basel-Sieg.
Publiziert: 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 11:39 Uhr
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Mattia Croci-Torti kann das in Cham Gesehene und Geschehene kaum fassen.
Foto: keystone-sda.ch

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Alain KunzReporter Fussball

Eigentlich ist es wie immer. Mattia Croci-Torti gratuliert dem gegnerischen Trainer nach dem Cup-Out in Cham fair. Als er zum Interview mit Blick auf dem Eizmoos erscheint, hat er ein Lächeln auf dem Gesicht. Ein zögerliches, aber es ist das Mattia-Lächeln. Und er beantwortet die Fragen ohne Umschweife.

Aber die Mimik verrät: Da ist einer bedient. Restlos!

«Wir haben gut begonnen, doch nach dem 1:0 alles falsch gemacht! Wir haben nicht mehr verteidigt. Gratulation an Cham, die hingegen haben das sehr gut gemacht.» Dann entschuldigt sich der Lugano-Coach auch noch bei den Fans für das Gezeigte. «Die Leistung ist unentschuldbar und auf diesem Niveau inakzeptabel. Das war nicht das wahre Lugano. Nochmals: Sorry, Fans!»

Dieses Tor besiegelt das Cup-Aus von Lugano
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In der 93. Minute:Dieses Tor besiegelt das Cup-Aus von Lugano

Man dachte, der Patient sei geheilt

Dabei dachte man, der Patient Lugano sei geheilt nach dem Sieg in der Super League gegen Basel und der Ehrenmeldung mit dem 4:2 in der Conference-League-Qualifikation in Celje. Und nun dies!

Offenbar ist der Patient doch immer noch tief im Innern sehr krank. «Es war eine schreckliche Leistung nach zwei guten Leistungen. Aber es war das achte Spiel in 25 Tagen», sucht Croci-Torti nach einer Erklärung. Das ist allerdings der Holzweg. Sein Kader ist trotz allem breit. Leute wie Mahmoud, Cimignani oder Alioski kommen von der Bank. «Jetzt müssen wir uns erholen. Und wir brauchen wieder das gesamte Kader, denn wir hatten doch viele Abwesende.»

Croci-Torti fühlt sich in der Lage, Lugano hinzukriegen

Auf einzelne Schuldige will Croci-Torti nicht zeigen. Vor allem nicht auf Goalie Amir Saipi, der beim 1:2 fürchterlich danebengriff und auch beim 2:3 keine gute Figur abgab. «Wir suchen keine Schuldigen. Wir sind als Mannschaft alle für Niederlagen verantwortlich. Aber auch für Siege.»

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Goalie erneut mit Unsicherheit:Saipi-Bock bringt Lugano in die Bredouille

Und Croci-Torti – wie verantwortlich ist er? Fühlt er sich in der Lage, die Mannschaft aus dieser misslichen Lage zu befreien? «Sicher. Ich habe ein reines Gewissen und bin verantwortlich, und ich muss nun Lösungen suchen, damit Lugano wieder aufsteht. Schauen, dass die Spieler den Kopf wieder oben haben. Arbeiten, arbeiten, arbeiten!»

Grgic: «Wir sind ganz unten angekommen»

Das tönt zwar nicht nach Ratlosigkeit. Aber wenn Croci-Torti sagt, dass seine Mannschaft den Job nach wenigen Minuten quittiert habe, die richtige Einstellung gefehlt habe, dass die Leistung noch schlechter gewesen sei als jene beim Cup-Out im Februar in Biel … Dann ist eine gewisse Ratlosigkeit nicht von der Hand zu weisen.

Kommt hinzu, dass Mitte August zwei der erklärten Saisonziele – Ligaphase der Conference League und Cupsieg – bereits nicht mehr erreicht werden können. «Viel schlechter gehts nicht. Wir sind ganz unten angekommen», sagt auch Torschütze Anto Grgic ohne Umschweife.

Lugano hat versagt. Ist nun der Job des Trainers in Gefahr? «Ich mag diesen Ausdruck nicht», so Croci-Torti. «Die Situation ist ernst. Aber ich glaube, ich bin nicht mehr in Gefahr, als wenn wir gegen Basel verloren hätten.»

Miserabler Umgang mit Fall Hajdari

Derweil Croci-Torti seinen Mann steht, lassen ihn seine Bosse im Regen stehen. Nicht zum ersten Mal. Weder CEO Martin Blaser noch Sportchef Sebastian Pelzer wollen sich gemäss «Corriere del Ticino» zum Out äussern. Auch das ist mindestens so inakzeptabel wie die Leistung des FC Lugano.

Dabei ist Pelzer nicht unschuldig an der misslichen Lage. Indem er die Personalie Albian Hajdari miserabel handhabt, wird Croci-Tortis Position nicht wirklich verbessert. Gegen Celje im Europacup war der eigentliche Stamm-Innenverteidiger trotz Abwanderungsgelüsten zum ersten Saisoneinsatz gekommen. Doch anstatt voll auf den jungen Neo-Nationalspieler zu zählen, bis er geht, sitzt er gegen Cham wieder nutzlos auf der Bank.

Man kann Abwanderungswillige schon aus dem Team nehmen, wenn das Kader nicht nur genügend gross ist, sondern riesig – wie im Fall YB. Oder man kann sie weiterspielen lassen, als ob nichts wäre, wie es St. Gallen im Fall Willem Geubbels getan hat. Das hat den Zehn-Millionen-Transfer zum Paris FC nicht verhindert. Und St. Gallen ist Leader.

Am Ende zahlt wohl der Trainer die Zeche. Auch wenn es ein zuvor unglaublich erfolgreicher war. Das würde schmerzen. Derart, dass Cham-Coach Pascal Nussbaumer gesteht: «Ich habe mich bei Croci-Torti dafür entschuldigt, dass wir gewonnen haben. Ich mag ihn sehr. Und nun kommt er bestimmt noch mehr in Schwierigkeiten.»

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