Blick an der Diplomaten-WM
Diese Schweizer Nati ist von einem Schoggi-Hersteller gesponsert

Beim Consulate Cup in New York treffen sich Diplomaten aus 20 Ländern – nicht zu Gesprächen, sondern zum Fussballspiel. Mitinitiiert von der Schweiz, verbindet das Turnier sportlichen Ehrgeiz mit einem grösseren Ziel: Begegnung, Integration und ein Hauch Heimat.
Publiziert: 14:19 Uhr
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Diplomaten, Sportlerinnen und Fussballer des Swiss Soccer Clubs of New York: Captain Joachim Tomaschett hat das Schweizer Team für den Consulate Cup 2025 zusammengestellt.
Foto: Peter Hossli

Darum gehts

  • Diplomatenfussball mit Zweck: 20 Konsulate aus aller Welt messen sich in Queens auf Kunstrasen. Das Turnier verbindet Sport mit Diplomatie und sammelt Geld für benachteiligte Jugendliche in New York
  • Internationale Vielfalt: Von Pakistan bis zu den gemeinsam antretenden Tschechen und Slowaken – das Turnier spiegelt die Internationalität von Queens wider, wo Menschen aus 150 Nationen
  • Professionelle Organisation: New York City FC, die Stadt New York und die FIFA unterstützen das Event. Freiwillige sorgen für den reibungslosen Ablauf, während jedes Team mindestens eine Frau auf dem Feld haben muss
  • Schweizer Enttäuschung: Die Schweiz, Mitbegründerin des Consulate Cup, scheidet nach einer 0:3-Niederlage gegen Georgien bereits in der Vorrunde aus
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Peter HossliReporter & Leiter Journalistenschule

Die Enttäuschung ist den Schweizer Spielerinnen und Spielern ins Gesicht geschrieben. Sie haben gegen Georgien 0:3 verloren – und sind im letzten Vorrundenspiel ausgeschieden.

Ausgerechnet die Schweiz. Sie hat den Consulate Cup in New York lanciert und hilft, ihn zu organisieren. Dreimal wurden sie Dritte. Jetzt aber, wo das Turnier etabliert ist, sind die anderen besser geworden.

Samstagmorgen in Queens. Noch liegt Nebel über Flushing Meadows, als Spieler in Nockenschuhen und Nationaltrikots eintreffen. Diplomaten aus 20 Ländern betreten den Kunstrasen. «Mit diesem Cup zeigen wir, was Fussball kann», sagt Paul Jeffries, Verwaltungsrat beim New York City FC, der seit 20 Jahren versucht, in New York den Fussball gross zu machen.

Sein Klub hat in der Stadt 50 kleine Felder angelegt. «Fussball wächst von unten», sagt er. «Wir sind in schwierige Quartiere gegangen und haben einfach angefangen zu spielen.» Vor vier Jahren unterhielt er sich mit dem damaligen stellvertretenden Generalkonsul der Schweiz. Geboren war der Consulate Cup, bei dem Diplomaten aus aller Welt gegeneinander antreten.

Inzwischen ist es heiss und schwül. Die Schweiz schlägt Liberia 1:0, verliert dann 1:3 gegen die Emirate. «Damit hatten wir nicht gerechnet», sagt Joachim Tomaschett, stellvertretender Generalkonsul und Captain der Schweizer. VAE sei immer früh ausgeschieden. «Sie sind viel besser geworden.»

Die Schweiz wolle der Gemeinschaft etwas zurückgeben, erklärt Tomaschett das Engagement für das Turnier. Die Startgelder gehen an eine Sport-Stiftung für benachteiligte Jugendliche in der Stadt. Finanziert wird sein Team nicht mit Steuergeldern, sondern von einem Schokoladenhersteller.

Hohes spielerisches Niveau

Das Turnier wirkt professionell. Ein Heer von Freiwilligen stellt die Tore auf und markiert die Felder. Sie betreiben Essensstände und hängen die Flaggen aller Teilnehmer auf. Der NYC FC macht die Regeln und stellt die Schiedsrichter. Die Stadt New York und die Fifa sind involviert.

Die Atmosphäre ist weltmeisterlich – mit Paarungen wie Vereinigte Arabische Emirate gegen Georgien, Malaysia gegen Niger, Suriname gegen Türkei, Pakistan gegen USA.

Das Niveau ist hoch. Der Ball läuft schnell, die Pässe kommen an, die Torhüter zeigen gute Paraden. Ein Spiel dauert zwölf Minuten ohne Pause. In jedem Team steht mindestens eine Frau auf dem Spielfeld.

Der Cup bringe die diplomatische Gemeinschaft näher zu den Menschen. Und er stärke das Netzwerk zwischen den Konsulaten, sagt der Schweizer Vizekonsul Tomaschett. «In New York hat man normalerweise nicht so regen Kontakt mit anderen Konsulaten, der Fussball ändert das.»

Er hat sein Team aus Diplomaten, Schweizer Sportlerinnen und Spielern des 1963 gegründeten Swiss Soccer Clubs of New York zusammengestellt.

Sicher, die Enttäuschung über das frühe Ausscheiden sei gross, aber der sportliche Ehrgeiz massvoll. Niederlagen könne man wegstecken.

Ehrgeiziger tönt Maia Bartaia, Generalkonsulin von Georgien, dem Titelverteidiger. Ihr Team spiele präzise, schnell, leidenschaftlich. «Natürlich holen wir den Pokal auch dieses Jahr», sagt sie und lacht. «Es geht aber um weit mehr als Fussball», sagt sie. «Der Cup verbindet die Diplomatie mit den Menschen der Länder, die in New York leben.»

Ein Stadtteil mit Menschen aus 150 Nationen

Wofür Queens ideal ist. Vermutlich gibt es keinen internationaleren Ort. Menschen aus mindestens 150 Nationen leben hier und sprechen gegen 200 Sprachen. Dazu passen die speziellen Teams, die am Consulate Cup auflaufen. Tschechen und Slowaken etwa treten gemeinsam an, als hätte es die Samtene Revolution nie gegeben.

Symbolträchtig das Team der VAE: junge Männer und Frauen, die an der New York University und der NYU Abu Dhabi studieren. «Das ist die Realität unseres Landes: vielfältig, international, offen», sagt Generalkonsulin Amna Almheiri. Sie betont: «Die VAE haben den Fussball als Mittel der Diplomatie erkannt, auch hier in den USA.» Passend dazu: Der New York City FC gehört mehrheitlich der Abu Dhabi United Group.

Schon mehrmals spielte Pakistan am Diplomaten-Cup mit. «70 Prozent aller Fussbälle stammen aus unserem Land», sagt Generalkonsul Adnan Awan. «Auch der WM-Ball 2026 kommt aus Pakistan.» Das erzählt er hier allen.

Weltmeister der Diplomaten werden die Australier. Sie besiegen im Halbfinal die favorisierten Georgier und schlagen im Final die Türkei.

Kommendes Jahr sollen noch mehr Teams mitspielen, unterstützt von noch mehr Publikum. Rückenwind erhält das Turnier dann von der WM 2026 mit New York als wichtigstem Spielort.

Etwas steht schon fest: Diplomatie und Fussball passen zusammen. Auch wenn der Ball nicht immer so rollt, wie die Organisatoren es sich wünschen. Vielleicht belegt das vorzeitige Aus der Schweiz aber gerade das, womit sich unsere Diplomaten gerne rühmen: gute Dienste für andere zu erweisen.

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