Darum gehts
- Benjamin Sesko: Sloweniens 85-Millionen-Mann von Manchester United
- Sesko fiel früh durch beeindruckende Lernbereitschaft und Fokussierung auf
- Mit 22 Jahren hat Sesko bereits 42 Länderspiele absolviert
Seine vorübergehende Flaute im Nationalteam trügt, auch in den letzten vier torlosen Einsätzen hat Sesko immer wieder Akzente gesetzt. Der junge Mann mit bereits 42 Länderspielen ist einer der besten Stürmer und sicher der teuerste Frontmann in der Geschichte des slowenischen Fussballs. Mit seiner Nationalmannschaft und Manchester United hat Sesko Grosses im Sinn.
Die Verhandlungen im vergangenen Frühsommer sind zäh. RB Leipzig hat beim Sesko-Poker mit Manchester United die Grenzen ausgelotet. Die deutschen Verantwortlichen kennen den Marktwert ihres Top-Shots. 39 Tore in 87 Spielen für den Bundesligisten sind eine Preisansage, und dazu kommt die grosse Fantasie, was der erst 22-jährige Slowene in den nächsten Jahren auf der europäischen Bühne noch bewegen könnte.
Beim Deal mit dem englischen Giganten ist ein Mann federführend: Christopher Vivell. Der deutsche gilt in der Szene als aussergewöhnlich grosse Spürnase. Seit bald einem Jahr leitet der die Scouting-Abteilung der United, zuvor arbeitete er als Direktor für Chelsea. Das Red-Bull-Konglomerat versteht er nach jahrelangem Engagement in Salzburg und Leipzig wie kaum ein Zweiter. Vivell ist es, der Sesko im Alter von 16 in die RB-Akademie lotst und so die Basis legt für den Aufstieg des XXL-Talents.
45 Tore in 15 U15-Spielen
Rückblende in die Kindheit von Sesko. Nach ein paar ersten Schritten bei seinem ersten Junioren-Team Radece lässt er ein paar Jahre später erstmals aufhorchen. «Sensation!» So titelt die nationale Sportzeitung «Ekipa» und veröffentlicht Seskos Bilanz seiner Saison mit der U15-Auswahl von NK Krsko: 45 Treffer in 15 Partien. Neben den Journalisten interessieren sich inzwischen auch diverse Scouts und Sportchefs für den unbekümmerten Jugendlichen.
Im Land der vielen talentierten Handballer und Basketballer fällt Sesko mehr und mehr auf – nur schon seiner imposanten 195 Zentimeter Körperlänge wegen: «Er sah eher aus wie ein Basketballer als wie ein Fussballer», erinnert sich Mirsad Mujakic, sein früherer U15-Coach in einer grossen Reportage der Sport-Plattform «The Athletic». Schon damals habe er sich im technischen Bereich abgehoben und dank seiner raschen Auffassungsgabe überdurchschnittlich rasch weitere Fortschritte erzielt.
Was bei allen Einschätzungen früherer Wegbegleiter auffällt: Sesko wird eine beeindruckende Lernbereitschaft attestiert. Er sei schon früh damit aufgefallen, Inputs aus dem Betreuerstab ohne Verzögerung zu verinnerlichen. Seine Sozialkompetenz wurde überall geschätzt, ebenso seine auffällige Fokussierung und der unbändige Wille, Sonderschichten zu leisten, um im muskulären Bereich zuzulegen. Kunst und harte Arbeit vereint Sesko in der bestmöglichen Form.
Die Prognose von Mentor Rose
Dem steilen Aufstieg beim österreichischen Zweitligisten Liefering folgt 2021 in Salzburg die Beförderung – mit 40 Skorerpunkten ist er am Titel-Triple massgeblich beteiligt, ehe er seine Laufbahn in der deutschen RB-Zentrale in Leipzig fortsetzt. Coach Marco Rose gewährt seinem besten Angreifer viel Freiraum und verteidigt ihn immer wieder: «Man sollte nie vergessen, wie jung er ist und auch mal einer Formschwankung unterliegt. Er wird seinen Weg machen, Benji ist ein sehr, sehr guter Junge.»
Die Prognose von Mentor Rose, bei Leipzig inzwischen entlassen, wird niemand mehr widerlegen. Sesko ist in seiner sportverrückten Heimat zum Poster-Boy aufgestiegen. Selbst Star-Keeper Jan Oblak (Atlético Madrid) und der vierfache Tour-de-France-Champoion Tadej Pogacar werden vom Hype um Sesko inzwischen teilweise in den Hintergrund verdrängt.