Eine genaue Abwägung der Ausgangslage will Elsad Zverotic nicht vornehmen. Er ist lange genug im Business, um die Unberechenbarkeit einer Barrage einschätzen zu können. 2019 erlebt der frühere Nationalspieler Montenegros auf exakt dieser Bühne einen persönlichen Tiefpunkt - als damaliger Captain geht er mit dem FCA nach einem komfortablen 4:0 im Hinspiel in Neuenburg auf dem Brügglifeld unter. «Das ist eine andere Geschichte gegen einen anderen Gegner», sagt er zu Blick. Tempi passati, Zverotic dirigiert die Equipe längst nicht mehr auf dem Feld, sondern amtet seit Januar 2024 als Sportchef der Aargauer.
Der ehemalige Premier-League-Profi von Fulham hat auf dem Brügglifeld in den letzten eineinhalb Jahren eine neue Seite des Fussballs kennengelernt. In einem Verein mit eher knappen wirtschaftlichen Ressourcen ist nicht immer alles planbar. «Da muss man verschiedene Aspekte im Auge haben - vor allem auch die finanzielle Seite.» Im letzten Sommer hatte der Sportchef-Rookie einen anspruchsvollen Kaderumbau zu vollziehen. Nach der relativ späten Einigung mit dem neuen Coach Brunello Iacopetta startete der Aufstiegs-Aspirant mit einem Minikader zur neuen Saison - nur neun Spieler plus einige Talente standen auf der Matte.
Nötiger Umbruch im Sommer
«Es wird inzwischen schnell vergessen, wie knapp die Personaldecke vor einem Jahr war und woher der FC Aarau kommt», betont Zverotic am Tag vor dem Duell mit dem Rekordmeister GC. In einem mehrheitlich prekären Herbst hatte der 38-jährige Kaderplaner einige Unebenheiten auszuhalten. «Nervös bin ich deswegen aber nie geworden. Der Umbruch war nötig und mit allen Beteiligten abgestimmt. Wir sind den Weg konsequent zusammen gegangen. Das zahlt sich heute aus.»
Zverotic kommt in heiklen Phasen seine immense Erfahrung in der nationalen Szene zupass. In weit über 440 Spielen auf Super- und Challenge-League-Level hat sich der Ex-Mittelfeldspieler eine dicke Haut zugelegt: «Mich bringt man nicht so schnell aus der Ruhe. Meine Vergangenheit hilft mir dabei.» Seine eigene Mentalität steckt auch in dem von ihm gruppierten Team: «Wir sind immer wieder aufgestanden und haben weitergemacht.» Die Qualität, richtig leiden zu können, sei in den kommenden 180 Minuten entscheidend, so Zverotic.