Der Auftakt des Entscheidungsspiels? Ein Feuerwerk. Die Tigers können nur staunen, werden gnadenlos in den Schwitzkasten genommen. Ein Entrinnen? Gibt es nicht. Zwei Stellungsfehler kosten zwei Gegentore, einmal darf der fulminante Rochette zwischen zwei Abwehrspielern abstauben, einmal kann Riat aus vier Metern unbedrängt abziehen. Das sind Fehler, die nicht mal mehr Wunder-Goalie Stéphane Charlin ausbügeln kann.
Das Verrückte? Auch nach 40 Spielminuten behauptet die Anzeigetafel: Lausanne 2, Tigers 1. Die Emmentaler brauchen für ihr Tor nur 4 Schüsse, sie treffen im Powerplay. Die Waadtländer lassen über Charlin ein Hartgummigewitter niederprasseln, machen aber aus 40 Schüssen in den ersten beiden Abschnitten nur zwei Tore.
70 Sekunden in doppelter Überzahl? Da fehlen die Ideen, die Inspiration, mehr als ein Lattenschuss durch Riat schaut nicht raus. Tigers-Assistenztrainer Steve Hirschi bringt es in der zweiten Pause auf den Punkt: «Keinen Sack gesehen, aber nur 1:2 hinten.» Der «Sack» ist im Fachjargon ein Synonym für den Puck.
Und dann doch noch ein fast logischer Patzer
Irgendwann muss aber auch Charlin eingestehen, dass er nur ein Mensch ist. Nach einem durch Jäger gewonnenen Bully zieht Heldner direkt ab (44. Spielminute) – der Puck gleitet Charlin unter den Schonern durch. Irgendwie. Warum? Statistik. Wer so oft aufs Tor schiesst, wird irgendwann belohnt. Muss belohnt werden. Das Tor bricht den Widerstand der tapferen Aussenseiter aus Langnau.
Ein paar Zeigerumdrehungen später gelingt Bozon mit einem raffinierten Ablenker der nächste Treffer. Lausanne ist durch. Der Rest ist nur noch Firlefanz. Der Favorit besteht den Elchtest und zieht in den Halbfinal ein. Die Waadtländer spielen in dieser Serie ihre Vorzüge aus, ihre Qualität, und bleiben zu Hause ungeschlagen. Das genügt.
Die SCL Tigers gehen jetzt in die Ferien. Die haben sie sich verdient, weil sie eine grossartige Saison gespielt haben. Den Halbfinal haben sie nicht verdient, weil sie kein Break geschafft haben. So einfach ist das. Die emotionale Seite? Die Tiger haben die Herzen der Fans erobert, sie verwöhnt, ihnen ein paar grossartige Hockey-Feste beschert. Thierry Paterlini und sein Coaching-Team haben feine Arbeit geleistet.
Fans: 9'600
Tore: 3. Rochette (Kahun, Genazzi) 1:0. 5. Riat (Suomela, Frick) 2:0. 23. Saarijärvi (Pesonen/PP) 2:1. 44. Heldner (Jäger) 3:1. 50. Bozon (Fuchs, Kahun/PP) 4:1. 53. Riat (Oksanen, Sklenicka) 5:1. 55. Saarela (Malone/PP) 5:2. 57. Rochette 6:2 (ins leere Tor).