Serafe-Millionär Cédric Moret
«Was soll diese Polemik?»

Der Westschweizer Unternehmer wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, persönlich sechs Millionen Franken aus der Erhebung der Radio- und TV-Gebühren in die eigene Tasche abgezweigt zu haben. Jetzt prüft er rechtliche Schritte.
Publiziert: 01.06.2025 um 09:11 Uhr
|
Aktualisiert: 01.06.2025 um 10:05 Uhr
Teilen
Kommentieren
1/4
Cédric Moret übernahm mit anderen Investoren 2015 die Westschweizer IT-Gruppe Elca. Er baute die Geschäfte stark aus und übernahm 2022 auch die Secon, zu der die Serafe gehört.
Foto: Ellin Anderegg

Darum gehts

  • Cédric Moret wehrt sich gegen falsche Berichterstattung über Serafe-Dividenden
  • Moret prüft rechtliche Schritte gegen «NZZ am Sonntag» wegen Rufschädigung
  • Serafe schüttete 2024 eine Dividende von sechs Millionen Franken aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
221216_STUDIOSESSION_TOBIAS-STAHEL_648-Bearbeitet Kopie (1).jpg
Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Die «NZZ am Sonntag» hat Ihnen unterstellt, dass Sie von den Dividenden der Serafe profitieren. Darüber ärgern Sie sich. Wieso?
Cédric Moret:
Ich glaube nicht, dass das die «NZZ am Sonntag» war, sondern einfach der Journalist. Inhaltlich ist seine Aussage einfach falsch. Er erweckt den Eindruck, ich hätte mir persönlich sechs Millionen Franken aus der Erhebung der Radio- und TV-Gebühren in die eigene Tasche abgezweigt. Ausserdem scheint er es problematisch zu finden, dass wir als Unternehmen Gewinne erzielen. Die Unterstellungen sind persönlichkeitsverletzend und schädigen meinen persönlichen Ruf und den unserer Unternehmensgruppe. Dagegen wehre ich mich.

Wie? Erwägen Sie rechtliche Schritte gegen die «NZZ am Sonntag» und den Journalisten?
Ich war und bin stets bereit, unsere Position zu erklären. Ich bin stolz, dass wir dem Bund einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag durch unsere Arbeit einsparen konnten. Aber wenn Fakten verdreht und unsere Argumente nicht berücksichtigt werden, bleibt uns nichts anderes übrig, als rechtlich gegen die Berichterstattung vorzugehen. Ja, wir prüfen rechtliche Schritte.

Die Debatte um die Gewinne der Serafe und deren Verwendung dürfte die Gegner der SRG freuen. Das kann nicht in Ihrem Sinn sein.
Die Diskussion über gebührenfinanzierten Journalismus ist das eine. Hier geht es jedoch um die Erhebung der Gebühren – das ist ein ganz anderes Thema. Der Journalist hat beides vermischt. Für mich ist klar: Der Angriff auf meine Person und auf die Serafe ist politisch motiviert. Es ist kaum ein Zufall, dass der Bericht genau eine Woche vor der grossen Debatte im Nationalrat zur sogenannten Halbierungs-Initiative erschienen ist.

Aber es ist ein Fakt, dass die Serafe im Jahr 2024 eine Dividende von sechs Millionen Franken ausgeschüttet hat. Wenn dieses Geld nicht an Sie ging – wohin floss es dann?
Die Dividende ging an die Secon, also das Unternehmen, das die Serafe kontrolliert. Die Secon reinvestiert diese Mittel in die Weiterentwicklung ihrer technischen Plattformen – davon profitiert die Serafe direkt.

Die Serafe-Mutter Secon ist eng mit einer weiteren Ihrer Gesellschaften, der Sumex, verflochten, beziehungsweise wurde mit ihr fusioniert. Diese bietet Softwarelösungen für Krankenkassen an. Wenn ich richtig gezählt habe, hängt die Serafe über fünf Ebenen in der Elca Holding. Warum diese Verschachtelung?
Wir sind in den letzten zehn Jahren stark gewachsen, auch durch Übernahmen. Das hat zur heutigen Struktur geführt. Auch die Serafe ist durch eine Transaktion zu uns gestossen – nämlich 2022, als wir die Mehrheit an der Secon übernommen haben. Dies erlaubt uns zum Beispiel technologische Skaleneffekte zu erzielen, dann profitieren gleich mehrere Kunden von gemeinsamen Investitionen.

Warum veröffentlichen Sie keinen Geschäftsbericht für die Gruppe? Fürchten Sie Transparenz?
Wir sind eine privat gehaltene Firmengruppe und veröffentlichen keinen konsolidierten Geschäftsbericht – dazu sind wir auch nicht verpflichtet. Die Serafe hingegen publiziert einen eigenen Bericht. Darin ist beispielsweise ersichtlich, dass die Gesellschaft eine Gewinnmarge von rund zehn Prozent erzielt – was in unserem Geschäft durchaus branchenüblich ist.

Serafe AG

Die Serafe AG ist die offizielle Erhebungsstelle für die Radio- und Fernsehabgabe in der Schweiz. Sie erhebt im Auftrag des Bundes die sogenannte Haushaltsabgabe, die seit dem 1. Januar 2019 für alle privaten Haushalte unabhängig vom Besitz von Empfangsgeräten gilt. Das aktuelle Mandat läuft bis zum 31. Dezember 2025 und wurde für den Zeitraum 2026 bis 2034 erneut an Serafe vergeben. Zuvor wurden die Gelder über die Billag eingezogen, die zur Swisscom gehörte. Serafe ist eine Tochtergesellschaft von Secon, die seit 2022 vom Westschweizer IT-Unternehmen Elca kontrolliert wird. Im Verwaltungsrat sitzen unter anderen die FDP-Spitzenpolitiker Thierry Burkart und Ständerat Pascal Broulis. Chef von Elca und Mitbesitzer ist Cédric Moret. Der 55-Jährige war mit der bekannten FDP-Politikerin Isabelle Moret verheiratet.

Die Serafe AG ist die offizielle Erhebungsstelle für die Radio- und Fernsehabgabe in der Schweiz. Sie erhebt im Auftrag des Bundes die sogenannte Haushaltsabgabe, die seit dem 1. Januar 2019 für alle privaten Haushalte unabhängig vom Besitz von Empfangsgeräten gilt. Das aktuelle Mandat läuft bis zum 31. Dezember 2025 und wurde für den Zeitraum 2026 bis 2034 erneut an Serafe vergeben. Zuvor wurden die Gelder über die Billag eingezogen, die zur Swisscom gehörte. Serafe ist eine Tochtergesellschaft von Secon, die seit 2022 vom Westschweizer IT-Unternehmen Elca kontrolliert wird. Im Verwaltungsrat sitzen unter anderen die FDP-Spitzenpolitiker Thierry Burkart und Ständerat Pascal Broulis. Chef von Elca und Mitbesitzer ist Cédric Moret. Der 55-Jährige war mit der bekannten FDP-Politikerin Isabelle Moret verheiratet.

Experten wie der emeritierte Professor Otfried Jarren argumentieren, die Organisation müsse «zweck- und gemeinwohldienlich» handeln. Gewinne seien betriebswirtschaftlich notwendig, sollten aber vor allem der langfristigen Sicherung des Gebühreneinzugs dienen – etwa durch Investitionen in die Optimierung des Verfahrens. Was entgegnen Sie?
Das Anliegen von Professor Jarren ist genau der Grund, warum die Dividende an die Secon ging und nicht an die Aktionäre. Dank der Investitionen blieb das System auf dem neusten technologischen Stand, und wir konnten die Kosten senken. Das ist auch einer der Gründe, weshalb wir die Ausschreibung des Bakom letztes Jahr zum zweiten Mal gewinnen konnten.

Die «NZZ am Sonntag» thematisierte auch Ihre private Lebenssituation. Sie sollen in einer Villa mit Blick auf den Lac Léman leben. Das entspricht nicht gerade dem Bild des Buchhalters Nötzli, der im Auftrag des Bundes Rechnungen verschickt.
Ja, ich lebe in einer Villa mit Blick auf den Genfersee. Aber was soll diese Polemik? Der Journalist will damit ein Bild zeichnen, das suggeriert, ich hätte mich persönlich an den Serafe-Geldern bereichert. Dabei trägt die Serafe lediglich rund sechs Prozent zum Umsatz der Elca-Gruppe bei – einem Unternehmen mit über 2000 Mitarbeitenden, das zu den grössten IT-Firmen der Schweiz gehört.

Wie sind Sie zu Ihrem Vermögen gekommen?
Zu meinen Vermögensverhältnissen äussere ich mich nicht im Detail. Ich habe mir alles durch harte Arbeit selbst aufgebaut. Ich bin auf einem Bauernhof in der Nähe von Lausanne aufgewachsen und war das erste Kind in unserer Familie, das studieren konnte. Mein Vater hat mir kein Geld gegeben, damit ich bei Elca einsteigen konnte. Dafür musste ich mich verschulden und erhebliche Risiken eingehen.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?