Doppelt so viele Betreibungen wie im Jahr zuvor – Rekord!
Serafe schlägt zurück

Die Schweizerische Erhebungsstelle für Radio- und Fernsehabgaben verschickte 2024 so viele Betreibungen wie noch nie – im Vergleich zum vorletzten Jahr verdoppelten sich die Fälle. Das liege an einem konsequenteren Inkassoverfahren, erklärt das Unternehmen.
Publiziert: 03.05.2025 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2025 um 09:08 Uhr
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Vergangenes Jahr verschickte die Serafe so viel Betreibungspost wie noch nie.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Rekordhoch bei Serafe-Betreibungen
  • Verbesserte Datenqualität ermöglicht konsequentere Mahn- und Inkassoprozesse
  • Betreibungen stiegen von 55'380 im Jahr 2023 auf 112'448 im 2024
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Einmal im Jahr ist es so weit: Die Serafe-Rechnung liegt im Briefkasten. Und wer die Radio- und Fernsehabgabe nicht rechtzeitig bezahlt, hat bald wieder Post vom selben Absender: die erste Mahnung. In besonders renitenten Haushalten kommt eine zweite, dann eine dritte, bis schliesslich die Betreibung eingeleitet wird.

Im vergangenen Jahr war das immer häufiger der Fall – die Zahlungsbefehle erreichten ein Rekordhoch; in zwölf Monaten hat sich ihre Anzahl mehr als verdoppelt. Gemäss Auskunft von Serafe wurden 2024 112'448 Betreibungen eingeleitet. 2023 waren es erst 55'380.

Woher kommen plötzlich so viele säumige Zahler? Haben Herr und Frau Schweizer keine Lust mehr, für das Angebot der SRG zu zahlen?

Startschwierigkeiten mit Adresschaos

Laut Serafe-Sprecher Erich Heynen hat der Anstieg einen anderen Grund. Und zwar das Adresschaos, das zu Beginn des Serafe-Mandats Schlagzeilen machte. Seit 2019 zieht das private Unternehmen die Rundfunkgebühren ein. Und am Anfang waren Hunderte von Rechnungen falsch adressiert, sie trudelten am falschen Ort oder mit Angaben über zusätzliche Haushaltsmitglieder ein. Die Serafe AG stützt sich auf Daten aus den Einwohnerregistern – wenn diese fehlerhaft sind, werden auch falsche Rechnungen verschickt.

Wegen des holprigen Starts habe man mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) entschieden, im ersten Erhebungsjahr nur sehr restriktiv zu mahnen, so Heynen. «Grundsätzlich gilt: Je konsistenter die gelieferte Datenqualität ist, desto konsequenter kann auch der Mahn- und Inkassoprozess durchgeführt werden.»

Das Bakom bestätigt auf Anfrage: Wegen Problemen mit der Datenlieferung sei die Serafe in den ersten Jahren angewiesen worden, vorerst keine Betreibungen einzuleiten. Die Qualität der Daten habe sich erst in den letzten beiden Jahren stabilisiert – daher der markante Anstieg an Betreibungen.

Ergiebiges Geschäft

Der Boom von Betreibungs-Mitteilungen bedeutet für die Serafe AG nicht nur mehr Arbeit, sondern auch zusätzliche Einnahmen. Die Gebühren für die Einleitung eines Inkassoverfahrens (5 Franken pro Mahnung, 20 Franken pro Betreibungsfall) darf die Serafe selbst einkassieren.

Generell ist das Geschäft mit der Eintreibung der Rundfunkabgaben lukrativ. Der Gewinn der Serafe AG stieg im letzten Jahr von 3,1 Millionen Franken auf 5,9 Millionen Franken. Das zeigt der aktuelle Geschäftsbericht, der Ende April veröffentlicht wurde.

Fast eine Million Mahnungen

Neben der Zahl der Betreibungen ist vergangenes Jahr aber auch die Zahl der Mahnungen angestiegen. Von 2021 bis 2023 wurden jährlich um die 700'000 Mahnungen verschickt. 2024 waren es fast eine Million.

Ob dies auf eine laschere Zahlungsmoral hindeutet, lässt sich nicht eindeutig festmachen. Sicher ist: Ab dem 1. Januar 2024 mussten neu auch Haushalte ohne Radio, Fernseher oder sonstige Empfangsgeräte Radio- und TV-Gebühren zahlen. Zuvor konnten sie sich über einen Opt-out-Antrag von der Serafe-Gebühr befreien. Vielleicht ist es einigen von ihnen schwergefallen, sich an das neue Regime zu gewöhnen – oder die Rechnung ging einfach auf dem Küchentisch vergessen.

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