Darum gehts
- Bernadette Koch erhält neues Verwaltungsratsmandat bei Luzerner Kantonalbank trotz Interessenkonflikt
- Koch bleibt Vizepräsidentin der Post, was zu strukturellem Interessenkonflikt führt
- 57-jährige Wirtschaftsprüferin hat mehrere Verwaltungsratsmandate, u. a. bei Geberit und Mobimo
Sie ist einer der wichtigsten Köpfe der Schweizerischen Post – Bernadette Koch, Innerschweizer Wirtschaftsprüferin und Multi-Verwaltungsrätin. Die 57-Jährige ist Vizepräsidentin des Post-Verwaltungsrats und sitzt als Vertreterin der Konzernmutter im Verwaltungsrat von Postfinance. Darüber hinaus besitzt sie unter anderen Verwaltungsratsmandate bei Geberit und Mobimo.
Wie vor vor kurzem bekannt wurde, soll bald ein weiteres Verwaltungsratsmandat hinzukommen. Bernadette Koch stellt sich zur Wahl in den Verwaltungsrat der Luzerner Kantonalbank. Das neue Mandat ist heikel. Zwar zieht sie sich aus dem Verwaltungsrat von Postfinance zurück und gibt auch den Vorsitz des Audit- und Risikoausschusses des Postkonzerns ab. Doch Koch bleibt Vizepräsidentin des gelben Riesen.
Die Konstellation ist konfliktbeladen. Bekannt ist, dass Post-Präsident Christian Levrat (55) für eine Aufhebung des Kreditverbots für Postfinance weibelt. Er will, dass die Politik dem Finanzinstitut der Post erlaubt, zumindest für Unternehmenskunden die Kreditschleuse zu öffnen. In einem Interview im März sagte er, dass Schweizer Firmen «der UBS und den Kantonalbanken ausgeliefert» seien.
Kantonalbanken wollen, dass das Kreditverbot bleibt
Diese wiederum wehren sich vehement gegen den Einstieg der Postfinance ins Kreditgeschäft. Welche Position wird Bernadette Koch vertreten? Es ist unmöglich, einmal für und einmal gegen das Verbot zu sein. Mit ihrem neuen Mandat manövriert sie sich nicht nur in situative Interessenkonflikte hinein, sie befindet sich vielmehr in einem Zustand des permanenten Konflikts. In der Wissenschaft spricht man von einem strukturellen Interessenkonflikt. Hinzu kommt, dass für beide Institute der Staat haftet, was alles noch schwieriger macht.
In einem Statement schreibt die Post: «Der Verwaltungsrat hat die Situation überprüft und ist zum Schluss gekommen, dass kein permanenter Interessenkonflikt von grundsätzlicher Bedeutung vorliegt.» Daher habe der Verwaltungsrat die zwei Mandate von Bernadette Koch als «kompatibel» angesehen. Sollte es zu einem situativen Interessenkonflikt kommen, würde Bernadette Koch auf Antrag des Präsidenten in den Ausstand treten.