Vierte Hardturm-Abstimmung im Mai 2020 – jetzt fordern die Gegner
Stadion-Tram muss aus Zürich verschwinden!

Die Stadt Zürich muss ein viertes Mal über ein Fussball-Stadion abstimmen. Die Gegner haben das Referendum eingereicht und fordern: «Jetzt muss das Werbe-Tram verschwinden!» Die Befürworter geben sich gelassen.
Publiziert: 21.12.2019 um 02:18 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2019 um 11:04 Uhr
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Das Werbe-Tram der Stadion-Befürworter «Ensemble».
Foto: fcz
Nicola Imfeld

Nackenschlag für die beiden Zürcher Stadtvereine GC und FCZ: Am Freitag hat die IG Freiräume ihr Referendum eingereicht. In sechs Wochen haben die Stadion-Gegner 5005 Unterschriften gesammelt – benötigt hätten sie nur 2000. Die IG Freiräume konnte dabei laut eigenen Angaben auf die Unterstützung der Zürcher Klimastreik-Bewegung zählen (BLICK berichtete).

Das bedeutet: Die Stadt Zürich muss ein viertes Mal binnen knapp zwei Jahrzehnten über den Bau eines neuen Fussball-Stadions und damit über das Schicksal der beiden Vereine GC und FCZ befinden. Die Abstimmung findet im kommenden Mai statt.

«Werbe-Tram muss sofort verschwinden»

Das Referendum ist konkret gegen das Projekt «Ensemble» ergriffen worden. Es sieht 174 Genossenschaftswohnungen, ein Stadion für rund 18'000 Zuschauer und zwei Wohn- und Bürotürme mit rund 570 Wohnungen vor. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken.

Da das Referendum gegen den Gestaltungsplan zustande gekommen ist, fordert die IG Freiräume die Stadt nun auf, das «Ensemble» Werbe-Tram, welches das Fussball-Stadion bewirbt, «sofort wieder aus dem Verkehr zu ziehen».

Die VBZ dürfen gemäss ihren eigenen Geschäftsbedingungen keine politische Werbung auf ihren Fahrzeugen machen. In seiner Antwort auf eine Anfrage der Grünen zum Stadion-Trams hatte der Stadtrat versprochen, beim Zustandekommen des Referendums die Zulässigkeit dieses Werbe-Trams wieder anzuschauen. «Spätestens jetzt» sei ein solches Tram nicht mehr zulässig, findet die IG.

Befürworter weisen gelassen auf die kleine Anzahl Unterschriften hin

Das Projektteam «Ensemble» hat sich am Freitag zum Referendum geäussert. Man nehme die Einreichung zur Kenntnis, heisst es im Statement. Gleichzeitig versprühen die Stadion-Befürworter Zuversicht: «Die relativ kleine Zahl an eingereichten Unterschriften zeigt, dass weite Teile der Bevölkerung kein weiteres Mal eine Abstimmung zum gleichen Thema wünscht.« Das Projektteam werde erneut einen engagierten Abstimmungskampf führen.

Die beiden Zürcher Stadtvereine verwiesen am Freitag auf ihrer jeweiligen Website auf das Statement. Im Oktober fand FCZ-Präsident Ancillo Canepa im BLICK klare Worte: «Für mich ist das unanständig und respektlos. Auch wir mussten vor einigen Jahren ein negatives Stadionabstimmungsergebnis akzeptieren. Das haben wir getan, ohne Lamentieren und grosses Jammern.»

Er gab sich aber gleichzeitig auch gelassen: «Ich bin zuversichtlich, dass die Bevölkerung ein feines Sensorium für Gerechtigkeit hat. Deshalb sehe ich einer möglichen vierten Stadionabstimmung innerhalb von 15 Jahren gelassen entgegen. Zumal das Projekt auch Themen wie Klima, Sicherheit und Quartierverträglichkeit sorgfältig berücksichtigt hat.»

Die Zürcher Stadion-Abstimmungen im Rückblick

Das «Ja» zum Fussball-Stadion im vergangenen November war die zweite gewonnene Abstimmung für GC und den FCZ. Im Jahr 2003 stimmten 63,3 Prozent des Zürcher Stimmvolkes einem privatfinanzierten Neubau zu, 2018 waren es 54 Prozent. Vor sechs Jahren ging eine Abstimmung verloren – das Stimmvolk lehnte damals ein Stadionprojekt ab, das vom Steuerzahler hätte mitfinanziert werden sollen.

Der Wille des Stimmvolks scheint nach drei Abstimmungen also klar zu sein: «Ja» zu einem privatfinanzierten Fussball-Stadion, «Nein» zu einem öffentlich finanzierten Hardturm-Neubau. Nun werden die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher im Mai 2020 ein viertes Mal zur Urne gebeten. Bei einem neuerlichen «Ja» zum Projekt «Ensemble» könnte das Fussball-Stadion auf dem Hardturm nur noch über Beschwerden verhindert werden.

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