Ein zwölfjähriger Bub geht vor einer Woche mit einem Kollegen in Urdorf ZH die Strasse entlang, als er von einem Mann (26) unvermittelt attackiert wird. In der Folge schlägt der Bub mit dem Kopf auf dem Trottoir auf, wie ein Augenzeuge später berichtet. Er habe eine Platzwunde über dem Auge gehabt und seine rechte Kopfseite sei stark geschwollen gewesen.
Beim Angriff hat sich das Kind schwere Verletzungen zugezogen. Wie die Familie des Buben nun gegenüber «20 Minuten» sagt, liegt er mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Spital. Ob er bleibende Schäden davontragen wird, ist noch nicht klar – er befindet sich im Koma.
Achtfacher Schädelbruch
Gerüchten, wonach der Bub den Angriff provoziert habe, tritt die Tante des Kindes am Montag entschieden entgegen. «Das ist ganz sicher nicht der Fall. Er ist ein sehr friedlicher Junge, geht Streit stets aus dem Weg. Nie verliert er ein freches Wort. Ich kenne da ganz andere Kinder», sagt sie «20 Minuten». Auch eine Woche nach dem Vorfall sitzt der Schock noch tief. «Solche Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen! Der Angreifer hat brutal auf ihn eingeschlagen», sagt sie. «Er ist nicht einfach nur dumm auf den Randstein geprallt, sondern es war pure Gewalt!»
«Der Schädel des Bubs brach an acht Stellen», erzählt die Tante. Auch sein Auge nahm Schaden. «Er ist nicht einfach nur nach einem Faustschlag rückwärts umgekippt und auf dem Boden aufgeschlagen, davon erleidet man keine acht Brüche», konkretisiert die Tante. Mehrfach habe der Angreifer auf den Kopf des Buben eingeschlagen. «Und dies gegen ein unschuldiges, schwächeres Kind. Ein erwachsener Mann greift es einfach so an. Das muss man sich einmal vorstellen!», sagt sie unter Tränen.
Der Bub soll mit seinem besten Freund auf dem Weg zum Unihockey-Training gewesen sein, als es zur Tat kam. Die beiden Kinder hätten aus Angst vor dem Mann, der schwankte und laut redete, noch die Strassenseite gewechselt. Anschliessend sei der Täter den Kindern hinterhergerannt, habe den Buben von hinten an der Hüfte gepackt, hochgehoben und auf eine dort stehende Palette geworfen. Dann soll er auf den Kopf des Buben eingeschlagen haben – immer wieder. «Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort», fasst die Tante zusammen.
Bub im Koma – Familie hält am Bett Wache
Selbst das Spitalpersonal sei schockiert vom Zustand des Neffen gewesen, fügt sie hinzu. «Ich war überrascht, denn die Angestellten sollten sich doch so einiges gewohnt sein. Doch die Pfleger sagten mir, sie sähen schlimme Unfälle und Krankheiten, aber nicht solche Verletzungen aufgrund purer, stumpfer Gewalt, die einem Kind absichtlich zugefügt wurden.»
Die Tante fragt sich, wie man einem Kind so etwas Sinnloses antun könne. «Er hat doch niemandem was gemacht. Es gab keine Vorgeschichte, nichts. Und niemand weiss, was für Schäden er davontragen wird.» Tag und Nacht sitzt jemand von der Familie nun am Spitalbett. «Es hält immer ein Familienmitglied Wache, damit er jemand Vertrautes sieht, wenn er aufwachen sollte.»
«Er redete wirres Zeug»
Der Mann stand laut den Strafverfolgungsbehörden unter Drogeneinfluss. Warum er den Buben angriff, ist unklar. Ein Ersthelfer sagt zu «20 Minuten», dass der Mann völlig high gewesen sei. «Er hat gefragt, ob die Welt jetzt komplett schwarz-weiss sei und redete noch anderes wirres Zeug.»
Gemäss der Familie ist der Mann vorbestraft. Sie spricht von Behördenversagen und dass ein derart gefährlicher Mann nicht frei herumlaufen solle.
Der junge Mann wurde nach der Attacke bis zum Eintreffen der Polizei von Passanten festgehalten. Bei seiner Verhaftung setzte er sich zur Wehr, wobei ein Polizist leicht verletzt wurde. Auch der Angreifer trug Verletzungen davon. Beide mussten im Spital versorgt werden.
Zu den möglichen Vorstrafen des Mannes oder ob er zuvor in einer Institution gewesen sei, macht die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Für den Mann wurde Untersuchungshaft beantragt.