Sie liegt im Bett, das Gesicht bleich. Mit letzter Kraft spricht Melahat Y.* (43) in die Kamera. Sie will nur eines: zurück in die Türkei. Ein Hilferuf in ihre Heimat.
Denn in der Schweiz würde ihr niemand helfen. Dabei sei die Lage ernst. Die 43-Jährige lebe mit ihrem Bruder (37) und drei Kindern in einer 3-Zimmer-Wohnung in Winterthur ZH. Sie alle hätten sich mit Corona infiziert. Seit drei Wochen würden sie leiden. Doch Ärzte nahmen das nicht ernst, schickten sie nach Hause. Auch das türkische Konsulat soll sie im Stich gelassen haben.
Der Familie geht es gut
Das Video von Melahat Y.* schlägt hohe Wellen. Dutzende türkische Sender berichteten über ihr angebliches Schicksal. Jetzt meldet sich sogar der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca (55). In einer Ansprache stellt er klar: Eine Rückholaktion ist nicht nötig.
Ein türkischer Arzt habe nämlich alle mehrmals untersucht. Mit dem Ergebnis: Der Familie gehe es den Umständen entsprechend gut.«Eine Überweisung in ein Spital ist nicht notwendig. Die medizinische Versorgung in der Schweiz ist ausreichend», erklärt Koca. Ausserdem nahm er das türkische Konsulat in Schutz. Das habe sich sehr wohl um Melahat Y. gekümmert. Nach ihrem panischen Anruf sei man regelmässig im Kontakt mit ihr geblieben.
Rückholaktion nicht ausnutzen
Die Behörden würden ihr Bestes geben, um mit dieser Pandemie fertig zu werden. Die Rückholaktionen seien aufwendig. Daher appelliert der Gesundheitsminister an alle Türken: «Bitte nutzt die Situation nicht aus.»
Denn Melahat Y. ist nicht die Erste, die sich per Video-Botschaft an die türkische Regierung wendet. Die Geschichte gleicht einem türkischen Corona-Patienten in Schweden bis aufs Haar. Auch er soll im Spital abgewiesen worden sein – trotz schlimmer Symptome, berichtet seine Tochter in einem Video.
Sie forderte, die Türkei solle ihn zurückholen und behandeln. Auch dieser Clip ging viral und sorgte für Aufschrei. In diesem Fall wurde der Mann tatsächlich per Ambulanzflugzeug in die Türkei gebracht. Nicht so bei Melahat Y. aus Winterthur. Sie wird sich in der Schweiz auskurieren müssen.
* Name geändert
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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